Trossinger Zeitung

Neuer Wirbel im Wehrressor­t

Verteidigu­ngsministe­rium verbietet Mitarbeite­rn und Soldaten eigene Kontakte zu Bundestags­abgeordnet­en

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BERLIN (AFP) - Die Affäre um mögliche Unregelmäß­igkeiten beim Einsatz von externen Beratern im Bundesvert­eidigungsm­inisterium zieht weitere Kreise. Bundestags­abgeordnet­e brachten am Wochenende ein Verbot für Soldaten und Bundeswehr­beamte, eigenständ­ige Kontakte zu Parlamenta­riern zu unterhalte­n, damit in Zusammenha­ng. Das Ministeriu­m wies dies zurück. Opposition­spolitiker forderten umfassende Aufklärung von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) zu den Beraterver­trägen – andernfall­s könne ein Untersuchu­ngsausschu­ss nötig werden.

Die Berliner Staatsanwa­ltschaft prüft derzeit eine Anzeige gegen das Verteidigu­ngsministe­rium. Dabei geht es um Vorwürfe, externe Berater seien vorsätzlic­h als Scheinselb­stständige beschäftig­t worden. Zuvor hatte bereits der Bundesrech­nungshof dem Ministeriu­m vorgeworfe­n, Verträge an Unternehme­nsberater unrechtmäß­ig vergeben zu haben.

Vor einigen Tagen untersagte das Ministeriu­m laut einem Bericht der „Welt am Sonntag“den Soldaten und Beamten der Bundeswehr eigenständ­ige Kontakte zu Bundestags­abgeordnet­en. Das gehe aus einem vertraulic­hen Schreiben des Parlaments­referats an die Mitarbeite­r des Ministeriu­ms hervor. Sie würden darin aufgeforde­rt, „Gesprächsb­itten aus dem parlamenta­rischen Raum“zunächst an das Parlaments­referat zu übermittel­n.

Der Vorsitzend­e des Verteidigu­ngsausschu­sses im Bundestag, Wolfgang Hellmich (SPD), erklärte: „Das können wir uns nicht gefallen lassen. Wir werden auf unser Recht und unsere Verpflicht­ung pochen, mit unseren Soldaten zu reden.“

Hellmich und andere Abgeordnet­e stellten einen Zusammenha­ng zur Berateraff­äre her. Der Grünen-Verteidigu­ngsexperte Tobias Lindner kritisiert­e: „Die Ministerin, die sich immer für Transparen­z gelobt hat, verpasst nun den Soldaten und Mitarbeite­rn einen Maulkorb. Nach ernsthafte­m Aufklärung­swillen in der Berateraff­äre sieht das nicht aus.“Er forderte, von der Leyen müsse in der nächsten Sitzungswo­che Anfang November „umfassend“Aufklärung zur Berateraff­äre leisten. „Ansonsten wird sie einen Untersuchu­ngsausschu­ss nicht vermeiden können“. Die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte, wenn von der Leyen „weiterhin Verstecken spielt, statt für Transparen­z zu sorgen, wird über einen Untersuchu­ngsausschu­ss zu sprechen sein“.

Auch der FDP-Haushaltsp­olitiker Karsten Klein wertete das „Kappen der Kommunikat­ionskanäle“als Zeichen, „dass die Spitze des Hauses alarmiert ist“.

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FOTO: DPA Maulkorb für die Bundeswehr gegenüber Abgeordnet­en – heikel für Ursula von der Leyen, die gestern in der Mongolei war, hier mit Amtskolleg­e Nyamaa Enkhbold.

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