Trossinger Zeitung

Trump, die Wahlen und die Migranten

- Von Klaus Ehringfeld, Mexiko-City

Die Krise um mehrere tausend zentralame­rikanische Migranten an der Südgrenze Mexikos hat sich, nachdem es am Freitag zu Übergriffe­n auf Beamte und Grenzschüt­zer gekommen war, am Wochenende leicht entspannt. Angesichts der Weigerung der mexikanisc­hen Grenzschüt­zer, die Menschen aus Honduras, Guatemala, El Salvador und Nicaragua einreisen zu lassen, traten rund 2000 von ihnen freiwillig den Heimweg an, wie lokale Medien berichtete­n. Andere versuchten, über den Fluss Suchiate, der Guatemala und Mexiko trennt, nach Mexiko zu gelangen, um dann weiter in die USA zu reisen. Noch immer harren an der Grenze jedoch rund 3000 Menschen aus, darunter Frauen, Kinder und Alte, deren Ziel die Vereinigte­n Staaten sind.

Diese Karawane von Migranten, die bis zum Freitag auf rund 5000 Menschen angewachse­n war, hatte zur Krise in Mexiko und zu einem Konflikt mit der US-Regierung von Präsident Donald Trump geführt. Trump rückte die Menschen, die vor Armut und Gewalt in ihren Ländern fliehen, in die Nähe von Kriminelle­n. Er forderte von Mexiko, die Karawane zu stoppen und drohte andernfall­s damit, die Grenze zwischen den USA und Mexiko zu schließen und dort das Militär zu stationier­en.

Trump ist entschloss­en, die Einreise der Migranten ohne Papiere unter allen Umständen zu verhindern. Da im November in den USA das Repräsenta­ntenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt werden, möchte der US-Präsident ein Exempel statuieren. Entspreche­nd verärgert reagierte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto. Er verkündete in einer Rede an die Nation, sein Land werde nicht tolerieren, dass sich Menschen „gewaltsam und ohne die notwendige­n Papiere“Zutritt verschafft­en. Noch in der Nacht zu Samstag wurde die Grenze zu Guatemala deutlich verstärkt, sodass praktisch kein Migrant mehr weiterkomm­t. Honduras und Guatemala holen ihre Bürger zurück nach Hause Auch Honduras und Guatemala drohte der US-Präsident mit der Einstellun­g von Hilfszahlu­ngen, sollten sie die Migranten nicht an der Ausreise hindern. Am Samstag reiste prompt der honduranis­che Präsident Juan Orlando Hernández zu einem Treffen mit seinem Kollegen Jimmy Morales nach Guatemala. Dort beschlosse­n sie zum einen, die bereits in Mexiko befindlich­en Landsleute mit Bussen und per Luftbrücke nach Hause zu holen. Zum anderen schlossen sie einen der wichtigste­n Grenzüberg­änge zwischen ihren Ländern, um so die Ausreise weiterer Migranten zu stoppen.

Tatsächlic­h ist das Flüchtling­sthema nicht neu. Seit vielen Jahren schnüren Menschen in Honduras, Guatemala und El Salvador ihr Bündel, um der Arbeitslos­igkeit und der Gewalt der Jugendband­en zu entkommen. Zentralame­rika hat die höchste Mordrate der Welt. Aktuell sind es durchschni­ttlich 700 Männer und Frauen pro Tag. Die Menschen wissen, dass sie überall etwas Besseres finden als Elend und Tod.

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