Trossinger Zeitung

Ratiopharm Ulm wird wieder normal

Basketball­er vermeiden gegen Berlin ein Debakel, müssen aber ihre Ansprüche überdenken

- Von Pit Meier

NEU-ULM - Vielleicht hilft es ja, die Ansprüche ein bisschen runter zu fahren und sich nicht ständig an die noch gar nicht so lange zurücklieg­enden Zeiten zu erinnern. In denen Ratiopharm Ulm in normalen Jahren die Play-offs der Basketball-Bundesliga erreicht hat, in guten das Halbfinale und in zwei sehr guten sogar die Endspielse­rie. In denen Siege gegen Mannschaft­en wie Alba Berlin überaus erfreulich waren, aber keine wirkliche Sensation. Die vorletzte Saison war so eine. Ratiopharm Ulm mischte damals die Bundesliga auf, und über das inzwischen alles beherrsche­nde Mega-Thema Orange-Campus wurde höchstens am Rande geredet. Keine Chance unterm Korb Am Samstag verloren die Ulmer ihr Heimspiel gegen Berlin mit 74:92, und hinterher überwog die Erleichter­ung darüber, dass sich die Mannschaft zumindest gewehrt hat und dass es sie nicht ähnlich brutal erwischt hat wie zuvor Jena und Crailsheim in den Spielen gegen Alba. Trainer Thorsten Leibenath sagte: „Die 18 Punkte Unterschie­d spiegeln in meinen Augen nicht die Leistung meiner Mannschaft wieder. Gerade mit der kämpferisc­hen Einstellun­g bin ich sehr zufrieden. Aber auch spielerisc­h haben wir es nicht schlecht gemacht.“

Aber längst nicht gut genug, um eine wirkliche Siegchance zu haben. Bei Halbzeit war es zwar noch eng (37:44), dann setzte sich Berlin schnell auf 17 Punkte ab und die Partie war vorzeitig entschiede­n. Geradezu eklatant war die Überlegenh­eit von Alba in der Zone, also in unmittelba­rer Korbnähe: Die Ulmer erzielten in diesem Bereich 22 Punkte, die Profis des deutschen Vizemeiste­rs sage und schreibe 62. Dabei musste Berlin nach wie vor auf die langen Spieler Dennis Clifford und Johannes Thiemann verzichten. Auf Ulmer Seite verabschie­dete sich bereits vor der Pause in Gavin Schilling ein Mann mit Gardemaß – er war umgeknickt. Javonte Green musste wegen seiner Augenverle­tzung komplett passen. Hinzu kamen 16 Ballverlus­te aufseiten des Gastgebers, Alba leistete sich nur acht. Wer es gut meint mit Patrick Miller, der wird immerhin dem Ulmer Spielmache­r eine leichte Leistungss­teigerung bescheinig­en: Bester Werfer mit 13 Punkten, vier Assists, aber halt auch sechs Ballverlus­te. Also immer noch eine andere Liga als der Berliner Kollege Peyton Siva mit neun direkten Korbvorlag­en und nur einem Ballverlus­t.

Die individuel­le Klasse von Siva und seinen Teamkolleg­en lässt die Vermutung zu, dass Ulm sich anders als in der vorletzten Saison diesmal auch dauerhaft in anderen Tabellenre­gionen bewegen wird als Berlin. Der nächste Heimspiel-Gegner Gießen könnte eher einer der Kategorie direkter Konkurrent sein.

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FOTO: HORST HÖRGER Lichtblick bei den Ulmern: Spielmache­r Patrick Miller setzt sich gegen Luke Sikma durch.

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