Bewegungsspiele sollen Fitness stärken
Zusätzliche Betreuungsangebote im Seniorenheim St. Josef zielen auf Aktivierung der Bewohner
SPAICHINGEN - Viele Bewohner des Spaichinger Seniorenheims St. Josef sind dement. Um ihre geistige und körperliche Fitness zu stärken, hat das Heim für sie und für nicht betroffene Bewohner tägliche zusätzliche Angebote entwickelt. Dazu zählen Gruppenaktivitäten wie Übungen mit Bällen und ein Sinnesgarten, in dem sich die Senioren selbstständig und geschützt bewegen können.
Die zehn alten Leute sitzen im Kreis. In ihren Händen halten sie rote und grüne Tücher. Sie ziehen die Arme nach oben und das Tuch zwischen ihren Händen hinter den Hals. Es gelingt fast allen. Bei der nächsten Übung versuchen sie, das Tuch mit der rechten Hand in die linke Faust zu stopfen. „Das ist gut für die Muskeln“, ermuntert Betreuerin Karin Ortlib-Fischer sie. Die meisten schaffen es.
„Unser Ziel ist die Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner“, sagt Sarah Keller, Hausleiterin des Seniorenheims St. Josef. Dabei sei entscheidend, die Ressourcen der alten Menschen „so lange wie möglich zu erhalten und zu stärken“. Eine ganz wichtige Ressource sei das Laufen, weil es die Selbstständigkeit fördere. Deshalb unternähmen die Senioren regelmäßig Spaziergänge – in Begleitung in Spaichingen oder im Sinnesgarten des Seniorenheims. In dem würden sämtliche Sinne angeregt, sagt Keller: Sehen durch das Grün im Garten, Hören durch das Plätschern eines Brunnens, Fühlen, wenn sie sich die beiden Kaninchen der Einrichtung auf den Schoß setzen. Zwecks Bewegung ernten die Bewohner mit den Mitarbeitern im Sinnesgarten auch Trauben und pflegen ein Hochbeet, das sie auch gemeinsam angelegt haben. Auch für demente Menschen mit großem Bewegungsdrang ist der geschützte Sinnesgarten gedacht.
Geistige und körperliche Fitness ist auch jeden Tag Thema in der Tagespflege von St. Josef mit 14 Plätzen. Betreuungskraft Martina Geray bastelt oder singt mit den Senioren. Im Mittelpunkt der heutigen Themenstunde steht die Kartoffel. „Wie heißt die noch?“, will sie von den Frauen und Männern wissen. „Erdapfel“, ruft ein älterer Herr. „Grumbeere“eine Frau neben ihm. Geray ermuntert ihre Zuhörer, sich daran zu erinnern, nach welchen Kartoffelrezepten sie gekocht haben. Die Senioren kommen richtig ins Erzählen, lachen viel beim Austausch der besten Rezepte. Dann ist „Feinmotorik gefragt“, erläutert die Betreuerin: Sie verteilt Messer und die alten Leute machen sich ans Kartoffelschälen – denn heute soll es Reibekuchen geben.
Insgesamt 130 Mitarbeiter zählt das St. Josef mit seinen rund 80 Bewohnern, von denen viele körperlich und/oder geistig nicht mehr auf der Höhe sind. In Gruppen oder einzeln werden sie aktiviert, erläutert Keller. „Jeder macht im Rahmen seiner Möglichkeiten mit, manche lassen es einfach auf sich wirken, was die anderen tun, und genießen die Gesellschaft.“Sonst bestehe die Gefahr, dass die Bewohner zu viel in ihren Zimmern blieben. Personal im Seniorenheim aufgestockt Dem entgegenwirken soll das Konzept der zusätzlichen Betreuungsleistungen neben der Grundpflege in den Altenzentren der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, zu denen St. Josef gehört. Seitdem das Pflegestärkungsgesetz im Januar 2015 in Kraft getreten ist, haben alle pflegeversicherten Bewohner Anspruch auf zusätzliche Betreuungs- und Aktivierungsleistungen – unabhängig davon, ob beispielsweise eine Demenzerkrankung vorliegt. „Wir hatten diese Angebote zuvor auch schon, aber der Personalschlüssel wurde aufgestockt“, erläutert Keller. Zehn zusätzliche Betreuungskräfte seien eingestellt worden, acht im Wohnbereich und zwei in der Tagespflege, die „ausschließlich dafür zuständig sind“. Ziele von Angeboten im St. Josef wie „Bewegung für Körper und Geist“sind laut Konzept unter anderem die Förderung der allgemeinen Beweglichkeit sowie von Konzentration und Merkfähigkeit und die „Sensibilisierung der Wahrnehmung und Verarbeitung des Erlebten“.
Im Wohnbereich drei sitzen acht, neun Senioren im Kreis, werfen sich einen blauen Ball zu und singen dabei ein Lied. „Bewegungsspiele wie diese sind Koordinationsübungen zur Aktivierung des Gleichgewichts“, erläutert Betreuungskraft Mona Becker. „Mein Hauptziel ist es, dass die Senioren mindestens einmal am Tag herzlich lachen.“ Video bei www.schwaebische.de/fitimalterseniorenheim