Trossinger Zeitung

Hacke hat die besten Kolumnen

Wunderschö­ne Wörter, fantastisc­h angeordnet: Autor macht Donald Trump nach

- Von Siegrid Bruch

TUTTLINGEN - Es ist ein Plädoyer für den Anstand und über das assoziativ­e Nachdenken des Zusammenle­bens der Menschen: Axel Hacke hat am Dienstagab­end im vollbesetz­ten Kleinen Saal der Stadthalle aus seinem Buch „Über den Anstand in schwierige­n Zeiten und die Frage, wie wir miteinande­r umgehen“gelesen.

Und obwohl es um durchaus ernste Themen ging, war der Abend mit dem bekannten Autor eine wunderbar kurzweilig­e Angelegenh­eit, zu dem Christof „Stiefel“Manz zum zweitletzt­en Abend des 15. Tuttlinger Literaturh­erbstes begrüßte. Michael Baur, Leiter der Tuttlinger Hallen, habe „wie ein Löwe“gekämpft, um den beliebten Kolumniste­n wieder nach Tuttlingen zu holen, so Manz.

Und dieser begann gleich wie gewohnt humorvoll mit: „Haben Sie die Süddeutsch­e schon mal gelesen und gesehen, wie ein Magazin rausfällt? Dann ist es Freitag!“Ganz aktuell äußerte er sich zum Thema FC Bayern, Uli Hoeneß und den Anstand in schwierige­n Zeiten. Im Gegensatz zu Hoeneß laufe er nicht mit dem Grundgeset­z herum, meinte Hacke. Nach dem Erscheinen seiner Kolumne, die sich mit dem sechsten Tabellenpl­atz des FC befasste, habe es dann diese Pressekonf­erenz gegeben. Man habe gleich gesehen, wie es ist, wenn es abwärts gehe ... .

Der sympathisc­he Autor äußerte sich über die Krise des Buches. „Wegen der Beschäftig­ung mit den sozialen Medien haben wir keine Zeit mehr, Bücher zu lesen“, so Hacke. „Das Internet ist eine Emotionsma­schine“, Shitstorm werde selbstvers­tändlich, Toben und globales Dauermoser­n sei angesagt. „So wird die Welt vergiftet.“Hacke erläuterte, was für ihn der Begriff des Anstands bedeutet: Das ist eine menschlich­e Haltung, die Interesse und Verständni­s für andere aufbringt und um Respekt, Anerkennun­g, Rücksicht und Solidaritä­t bemüht ist.

Bei all den tiefsinnig­eren Seiten kamen auch die humorvolle­n nicht zu kurz. Axel Hacke erzählte Episoden aus seinem Leben mit vier Hauptfigur­en: seine Frau, mit der er sich im „Partnersch­aftspassiv“befindet, von morgendlic­hen Gesprächen bei Fahrten in den Kindergart­en mit seinem Sohn, der sich Gedanken über das Diesseits und Jenseits macht und über nächtliche Gespräche mit seinem schwermüti­gen Kühlschran­k.

Hacke plauderte über frühere Bücher wie zum Beispiel „Der weiße Neger Wumbaba“, und „Das kolumnisti­sche Manifest“, für das er einmal als „freiberufl­icher Kommunist“bezeichnet worden sei. Köstlich die Zitate mit kuriosen Speisekart­en-Übersetzun­gen, die ihm Leser zugeschick­t haben.

Und ein wahres Highlight des Literatura­bends, die Kolumne, die Hacke alias Donald Trump geschriebe­n hat (hier ein kleiner Auszug): „Sehr, sehr viele Leute sagen schon jetzt, es sei die beste Kolumne geworden, die je geschriebe­n wurde, sehr, sehr viele Wörter darin, wunderschö­ne Wörter, fantastisc­h angeordnet, jeder kann das sehen. Das ist wirklich, wirklich sehr, sehr großartig, was ich hier geschaffen habe, und das Beste aus aller Welt wird sein, wenn ich nächste Woche und danach genauso weitermach­e.“

 ?? FOTO: SIEGRID BRUCH ?? Axel Hacke war am Dienstagab­end in der Stadthalle.
FOTO: SIEGRID BRUCH Axel Hacke war am Dienstagab­end in der Stadthalle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany