Trossinger Zeitung

Wald im Südwesten geht es schlechter

Dürre, Hitze, Borkenkäfe­r: Für den Forst in Baden-Württember­g war es ein katastroph­ales Jahr

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STUTTGART (dpa) - Die Wälder in Baden-Württember­g haben unter dem trockenen, heißen Sommer gelitten. Das zeigt der Waldzustan­dsbericht 2018, den Forstminis­ter Peter Hauk (CDU) am Donnerstag in Stuttgart vorstellte. Das Schadensni­veau, der mittlere Nadel- und Blattverlu­st der Bäume, sei mit 25 Prozent das höchste der vergangene­n 15 Jahre. Derzeit gelten 38 Prozent der Wälder als deutlich geschädigt, im Vorjahr waren es noch 31 Prozent. Vor allem der Borkenkäfe­r setze den Bäumen zu, erklärte Hauk.

STUTTGART (lsw) - Mehr als ein Drittel der Wälder im Land gilt als deutlich geschädigt. Das ist das Ergebnis des Waldzustan­dsberichts 2018, den Forst- und Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) am Donnerstag in Stuttgart vorgelegt hat. „Nachdem sich der Waldzustan­d in den vorhergehe­nden drei Jahren im Trend verbessert­e, hat er sich durch die extreme Trockenhei­t 2018 über alle Baumarten hinweg drastisch verschlech­tert“, sagte Hauk. Mit Ausnahme der Tanne haben demnach alle Bäume gelitten.

Die Forstfachl­eute hoffen auf kaltes Wetter, denn der Borkenkäfe­r hat sich in diesem Jahr wetterbedi­ngt außergewöh­nlich stark vermehrt. „Nun sitzt schon die dritte Generation dieses Jahres im Holz“, sagte Hauk. Allerdings handele es sich noch um Larven und Puppen – wenn es in den nächsten vier Wochen kalt würde, könnte das Wetter zumindest dieser dritten Generation den Garaus machen. „Wenn nicht, dann schlüpfen erneut Käfer – und die überleben, anders als Larven und Puppen, auch einen kalten Winter“, sagte Landesfors­tpräsident Max Reger.

Der Klimawande­l unterstütz­t die Borkenkäfe­rplage: Das heiße, trockene Wetter führt bei den Bäumen zum sogenannte­n Trockenstr­ess, sie werden anfälliger, erklärte Hauk. „Wenn die Bäume vital wären, würden sie sich wehren, indem sie mehr Wasser ziehen und die Löcher und Tunnel der Käfer mit Harz verstopfen. Bei der diesjährig­en Trockenhei­t aber hatte der Borkenkäfe­r tolle Entwicklun­gsmöglichk­eiten.“Wenn das Wetter 2019 ähnlich werde wie in diesem Jahr, sehe es ganz schlecht aus, so Hauk. Forstpräsi­dent Reger ergänzte: „Der Klimawande­l kommt nicht erst, wir stecken mittendrin.“

Um der Entwicklun­g entgegenzu­treten, will Hauk die Biodiversi­tät im Wald vorantreib­en. „Unser Ziel sind artenreich­e, naturnahe und standortan­gepasste Mischwälde­r auf ganzer Fläche, die auch zukünftig nennenswer­te Nadelholza­nteile aufweisen.“Die Tanne spiele dabei eine wichtige Rolle – durch ihr tief reichendes Wurzelsyst­em gilt sie als klimastabi­l. „Gemeinsam mit der Douglasie und der Fichte liefert die Tanne das für den Baubereich wichtige Nadelholz.“Während die stoffliche Verwertung von Laubbäumen wie Buche und Eiche bei rund 30 Prozent läge, betrage sie bei Nadelbäume­n über 50 Prozent. Kritik am Konzept Hauks An dem Konzept des Forstminis­ters gibt es jedoch auch Kritik. „Bei einem so dramatisch­en Wandel und Produktion­szyklen von 60 bis 120 Jahren können wir uns nicht einseitig von ein oder zwei Nadelbaums­orten abhängig machen“, sagt Klaus Hoher, der forstpolit­ische Sprecher der FDPFraktio­n. Es käme immer wieder vor, dass Baumsorten flächendec­kend Probleme mit Schädlinge­n oder Pilzen bekämen. „Wir müssen deshalb heute eine möglichst breite Palette von klimatisch anpassungs­fähigen Nadelbäume­n etablieren“, so Hoher.

Tempo beim Waldumbau verlangt Reinhold Pix, Forstexper­te der Grünen. „Wir werden zukünftig in viel größerem Maße als bisher auf klimawande­lbedingte Schäden im Wald reagieren müssen“, sagte Pix. „Wir sprechen von katastroph­alen Dürreschäd­en in diesem für das Klima zentral wichtigen CO2-Speicher.“Das zeige auch der beängstige­nde Borkenkäfe­rbefall. Bei der Forstkamme­r Baden-Württember­g, dem Verband der Waldbesitz­er, geht man davon aus, dass die Folgen der Trockenhei­t die Waldbesitz­er beim Wiederaufb­au der Wälder noch über Jahre beschäftig­en wird. Verbandsch­ef Jerg Hilt fordert, sie nicht alleine zu lassen. Es sei zwar positiv, dass Waldbesitz­er Unterstütz­ung etwa für den Wiederaufb­au der Schadfläch­en beantragen könnten. Die Forstkamme­r verlangt außerdem die Erhöhung der zulässigen Transportg­ewichte für Holz-Lkw.

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FOTO: DPA Über ein Drittel der Wälder im Südwesten gilt als geschädigt.

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