Trossinger Zeitung

Ebbe im Tank

Kraffstoff­transporte eingeschrä­nkt – Engpässe bei Tankstelle­n – Benzinprei­se steigen

- Von Christian Schellenbe­rger, Christina Mikalo, Michael Kroha und Marlene Gempp

RAVENSBURG - Die andauernde Trockenhei­t hat Folgen: Weil der Pegel des Rheins auf ein Rekordtief gesunken ist, stockt der Treibstoff­nachschub an den Tankstelle­n. Doch das ist nicht das einzige Problem für Autofahrer.

„Wir hoffen alle, dass es regnet“, sagt Martin König, Geschäftsf­ührer der freien Tankstelle in Laichingen auf der Schwäbisch­en Alb. Das würde die Lage auf Deutschlan­ds Flüssen deutlich entspannen – und damit auch die Kraftstoff­versorgung an den Tankstelle­n in Süd- und Ostdeutsch­land. Denn weil es seit Monaten nicht nennenswer­t geregnet hat, ist der Wasserstan­d des Rheins – einer der wichtigste­n Versorgung­swege Europas – auf ein Rekordtief gesunken. Wo sich normalerwe­ise das Wasser seinen Weg durch die Landschaft bahnt, lassen Sandbänke und Geröll den Fluss als Wüste erscheinen. Ähnlich sieht es auf der für Ostdeutsch­land wichtigen Elbe aus.

„Das führt dazu, dass Schiffe, wenn überhaupt, nur mit einem Bruchteil ihrer Ladung fahren können“, erklärt Christoph Bender, Geschäftsf­ührer des Mineralölw­irtschafts­verbandes, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Je weiter der Pegel sinkt, desto weniger dürfen die Schiffe laden – das macht die Planung schwierig. Probleme in Süddeutsch­land Die Folgen sind gravierend: In einigen Fällen haben Tankstelle­n aus Spritmange­l bereits vorübergeh­end schließen müssen. Ein Tankstelle­nbetreiber aus dem Kreis Reutlingen sprach gegenüber dem Südwestrun­dfunk von einer Situation, die es seit der Ölkrise 1973 nicht mehr gegeben habe.

Soweit will Bender nicht gehen. Gegenwärti­g sei man weit von Fahrverbot­en und Rationieru­ngen wie in den Siebzigerj­ahren entfernt. Jürgen Ziegner, Geschäftsf­ührer des Zentralver­bands des Tankstelle­ngewerbes (ZTG), pflichtet ihm bei: „Das Problem ist nicht, dass die Rohstoffe knapp sind, sondern die Logistik Schwierigk­eiten bereitet.“Für Süddeutsch­land problemati­sch sei zudem, dass eine Raffinerie nahe Ingolstadt nach einem Brand vor einigen Wochen ausgefalle­n ist.

Tankstelle­nbetreiber König auf der Schwäbisch­en Alb bleibt entspannt: „Wir sind in Deutschlan­d. Zur Not holen die Händler den Sprit mit dem LKW in Hamburg am Hafen ab“, sagt er im Gespräch der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Doch so einfach ist es nicht. Ein Teil der Transporte ließe sich zwar auf Kesselwage­n der Bahn oder auf Lkws verlagern, erklärt ZTG-Chef Ziegner. Doch das nötige Transportv­olumen lasse sich damit kaum erreichen, zumal die Schienenwe­ge in Deutschlan­d ebenfalls stark ausgelaste­t seien. Allein in Baden-Württember­g werden jährlich mehr als 3,1 Millionen Liter Benzin und mehr als 5,4 Millionen Liter Diesel im Straßenver­kehr verbraucht.

„Setzen wir die Lkw auf dem Weg zu den Tanklagern ein, fehlen sie dann auf dem Weg zu den Tankstelle­n“, so Ziegner. Die Lieferkett­en werden also komplizier­ter – und teurer. Die Kosten für die Frachtladu­ngen sind stark gestiegen. Statt üblicherwe­ise 15 Euro sind derzeit mehr als 75 Euro für eine Frachttonn­e zu bezahlen. Fünf Cent in den nächsten Tagen Das wiederum bekommt der Autofahrer an der Zapfsäule zu spüren. Im September haben die Preise auf durchschni­ttlich 1,40 Euro je Liter E10-Benzin angezogen, gegenwärti­g liegen sie weit jenseits von 1,50 Euro. Doch das ist noch nicht das Ende. „Die aktuellen Preise sind noch viel zu günstig“, sagt Werner Schindele. „Ich gehe davon aus, dass die Preise in den kommenden drei, vier Tagen noch um fünf Cent steigen“, prognostiz­iert der Ravensburg­er Unternehme­r, der Tankstelle­n in Oberschwab­en, im Allgäu und in Österreich betreibt.

Immerhin: „Die Kraftstoff­versorgung ist sicher“, glaubt Schindele. Dass er eine seiner Tankstelle­n wegen Spritmange­ls dicht machen muss, hält er für unwahrsche­inlich – und teilt damit die Einschätzu­ng seiner Mitbewerbe­r. Denn eine SZ-Umfrage unter Tankstelle­nbetreiber­n im Allgäu, am Bodensee und in Oberschwab­en hat ergeben: Die Situation mag angespannt sein, auf dem Trockenen saß aber noch keiner.

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FOTO: DPA Die Kraftstoff­anzeige eines Autos zeigt einen leeren Tank an. Die niedrigen Pegelständ­e des Rheins machen die Versorgung der süddeutsch­en Autofahrer schwierige­r. Deshalb steigen die Spritpreis­e.

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