„Wir haben ständig Nachfragen - aus allen Bereichen“
Innovationsmanagerin Regina Storz-Irion berichtet über ihre Arbeit am IFC in Tuttlingen
TUTTLINGEN - Regina Storz-Irion ist seit 1. Oktober Managerin des Innovationsund Forschungscentrums (IFC) Tuttlingen der Hochschule Furtwangen. Redakteurin Ingeborg Wagner unterhielt sich mit ihr über den neuen Job, das neue Gebäude und Neuzugänge am IFC. Frau Storz-Irion – Sie arbeiten in einem Neubau, am 25. Juli wurde das IFC eingeweiht. Was fehlt noch? Wo gibt es Mängel? In den sieben Laboren im zweiten Stock werden die ersten Forschungsprojekte demnächst einziehen. Ansonsten gibt es kleinere Mängel – manche Jalousien am Gebäude funktionieren noch nicht richtig, und an der Garderobe fehlen Kleiderbügel, wie wir diese Woche beim Besuch des Tuttlinger Gemeinderats festgestellt haben. Ansonsten ist das Gebäude sehr solide und gut gebaut und erfüllt seine Funktion optimal. Bis Ende 2021 soll das IFC einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro generieren. So lautet eines der Ziele, die in den Zuwendungsbescheiden öffentlicher Gelder zum Bau des IFC formuliert wurden. Wie wollen Sie das erreichen? Einerseits über öffentliche Fördergelder für Forschungsprojekte. Der überwiegende Teil des Gebäudes, rund 75 Prozent, ist für diese Projekte ausgelegt. Zum anderen durch Mieteinnahmen für junge Gründer, die hier im Gebäude ihren Arbeitsplatz haben wollen, sowie durch Netzwerke, die sich bei uns einmieten. Eingezogen ist bisher die Cluseine terinitiative Medical Mountains, ebenso CoHMed, eine Innovationsund Transferpartnerschaft der Hochschule, die angewandte Forschung im Verbund mit Industrieunternehmen initiiert und betreut. Vertreten ist auch das Kompetenzzentrum für spanende Fertigung KSF des Instituts für angewandte Forschung IAF der Hochschule. Wie sieht es mit weiteren Anfragen aus? Wir haben ständig Nachfragen, aus allen Bereichen. Eine junge Firma, die vergangenes Jahr gegründet wurde und die sich mit dem Bereich Fertigungstechnik beschäftigt, ist mittlerweile bei uns. Ein weiterer Gründer, mit dem die Verhandlungen noch laufen, wird demnächst einziehen. Die Anfragen kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen und Bereichen. Das IFC soll als Knotenpunkt für alle Industriezweige zur Verfügung stehen, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Sind auch regelmäßige Veranstaltungen für die Tuttlinger Bürger geplant? Im kommenden Jahr planen wir einen Tag der offenen Tür, um der Bevölkerung zu zeigen, was hier läuft. Zudem gibt es einen großen Seminarraum und Besprechungsräume im Haus, die auch von Externen gemietet werden können. Für viele Tuttlinger ist es nach wie vor sehr abstrakt, was hinter den Mauern des IFC vor sich geht. Wie erklären Sie das? Das IFC ist eine Einrichtung der Hochschule Furtwangen und soll als Bindeglied für Industrie, Hochschule und Verbände in der Region dienen. Dafür werden verschiedene Formate entwickelt. So soll das IFC und vor allem meine Person dafür sorgen, dass in das Gebäude junge Gründer und Startups einziehen. Geplant ist auch, dass das IFC Fort- und Weiterbildungen anbietet und jungen Gründern, die ihren Sitz außerhalb dieses Gebäude haben, beim Aufbau ihrer Firma behilflich ist, Kontakte und Ansprechpartner vermittelt und auch bei Anträgen für Fördergelder unterstützt. Inwieweit ist die Hochschule im IFC tätig? Professoren aus allen drei Standorten der Hochschule Furtwangen können hier zusammen mit Studenten oder Arbeitsgruppen forschen. Die Projekte beinhalten dabei immer Anbindung an die Industrie. Dafür sind die Labore eingerichtet. Fest steht bislang bereits ein Projekt eines Dozenten mit Industriebeteiligung und unter Einbeziehung von Studenten im Bereich der Elektromobilität. Wie sieht für Sie ein typischer Arbeitstag aus? Sehr viel Netzwerkarbeit gehört dazu, Kontakte pflegen, jetzt in der Anfangszeit auch Kontakte innerhalb der Hochschule. Derzeit organisiere ich einen Workshop für Professoren, die sich mit Forschungsprojekten einbringen wollen, zur Strategieentwicklung. Eine weitere meiner Aufgaben ist es, Förderanträge für Programme von EU, Bund und Land zu generieren. Meistens gehören mehrere Partner zu einem Projekt, Professoren und Industrieunternehmen, aber auch mittlere und kleinste Konsortien sind mit drin. Das koordiniere ich. Zudem bin ich weiterhin als Lehrende an der Hochschule tätig. Wann machen Sie das? Das macht 20 Prozent meiner Tätigkeit als IFC-Managerin aus. Ich bin bereits seit 2014 als Lehrbeauftragte am Campus in Tuttlingen tätig, im Sommersemester auch in VillingenSchwenningen. Deshalb hat es mich auch gereizt, meine Tätigkeit an der Hochschule weiter zu intensivieren, als ich die Stellenausschreibung des IFC-Managers gelesen habe. Die Hochschule mit den drei Standorten, mit ihrer Größe und der Forschungsintensität stellt für die Region, für die ansässigen Firmen und vor allem für die jungen Leute eine große Chance dar. Dabei mitzuhelfen, ist eine Aufgabe, die mich reizt. Was hat den Ausschlag für Sie gegeben? Das kann ich nicht sagen. Ich hatte selbst überlegt, mich zu bewerben, bin aber auch angesprochen worden, ob ich das tun wolle. Ist es Ihnen schwer gefallen, dafür Ihre Selbstständigkeit aufzugeben? Nein, mit Blick auf das Potenzial, das ich in der Hochschule sehe, nicht. Und ich bin nach wie vor selbstständig als Beraterin für Unternehmen tätig. Wo sehen Sie das IFC in 20 Jahren? Ich bin 61 Jahre alt, in 20 Jahren habe ich sicherlich andere Aufgaben. Dann lassen Sie uns doch erst mal zehn Jahre weiter blicken. In zehn Jahren hat sich das IFC als Keimzelle für Forschung entwickelt, indem unterschiedliche Player der Hochschule zusammen mit der Industrie Projekte entwickeln und Produkte auf den Weg bringen. Ich hoffe, es dient jungen Menschen, die gute Ideen haben, als solide Grundlage, um aus der Startphase herauszukommen und ihr neugegründetes Unternehmen auf eine solide Grundlage zu stellen. Denn das ist neben der Grundlagenforschung im Verbund mit der Hochschule unsere Hauptaufgabe: Jungen Leuten den Start zu erleichtern, um prosperierende Firmen aufzubauen.