Nur nicht den Kopf verlieren
Das Zauberduo „Junge Junge“verblüfft die Besucher im Kulturhaus Altes Krematorium
TUTTLINGEN - Verblüfftes Staunen im Kulturhaus: Vor gut hundert Zuschauern zeigte das Zauberer-Duo „Junge Junge!“am Samstagabend ungeheure Fingerfertigkeit, originelle Ideen und intensiven Kontakt zu seinem begeisterten Publikum.
Was macht ein kopfloser Geschäftsmann aus England im Alten Krematorium? Mit Szenen aus dem Programm „An Englishman in New York“begann die über zweistündige Show. Ein gewiefter Schuhputzer beklaut den feinen Pinkel, doch der steht dem Langfinger in nichts nach. Als der Brite dann seinen Kopf verliert und ihn schließlich, leicht zerzaust, doch wieder auf den Schultern trägt, hört man es im Saal raunen: „Die machen das mit Spiegeln …“ Gesetze der Physik außer Kraft Aber wie genau, das bleibt eines der vielen Geheimnisse der Brüder Gernot und Wolfram Bohnenberger aus Reutlingen. In regem Tempo, gemeinsam oder mit solistischen Auftritten, setzen sie scheinbar die Gesetze der Physik und der Geometrie außer Kraft, blenden mit feurigen Tricks oder lassen Dinge verschwinden und an unerwarteten Orten wieder auftauchen.
Den 50-Euro-Schein zum Beispiel, den ihnen Volker aus der vierten Reihe vertrauensvoll überlassen hat, und der dann in einer der längsten Pralinen der Welt steckt. Auch mit Spielkarten und Münzen treiben die beiden ihr versiertes Handwerk, während sie die Aufmerksamkeit der Besucher geschickt ablenken. Sogar in die Köpfe einiger Ausgewählter scheinen sie sich hineinversetzen zu können.
Auf zwei Blockflöten spielen die famosen Bohnenbergers Stücke, die Erika und Jürgen verdeckt aus einem Stapel gezogen haben: „Ohne Krimi geht die Mimi“und „Smoke on the Water“. Fast ein Wunder, dass die beiden ihre Blasinstrumente danach ganz normal verstauen und nicht in Rauch aufgehen lassen. Ein Nagel verbiegt sich Zu den humorvollen Zeilen von Joachim Ringelnatz verbiegt sich ein Nagel wie von Geisterhand, und Zuschauerin Gudrun erhält aus Papier, das sie selbst zerrissen hat, ein fesches Hütchen gezaubert.
Gernot Bohnenberger, dem man nicht ansieht, dass er bald seinen 50. Geburtstag feiern kann, warnt die Kinder im Saal: „Bitte nicht nachmachen.“Wenn der Messerbluff, bei dem ihm Monika assistierte, schiefgegangen wäre, hätte er seinen Hauptberuf – Mediziner – wohl eine Weile nicht ausüben können. Auch der drei Jahre jüngere Wolfram ist Akademiker. Doch wenn die beiden aus zwei Stoffscheiben die unterschiedlichsten Kopfbedeckungen drehen und so von Toreros zu Nonnen, Cowboys, exaltierten Ladies und zu Kleinkindern werden, sind sie vor allem geniale Entertainer.
Kulturhaus-Manager Rolf Brohammer drückte die Hoffnung aus, „Junge Junge“2019 mit dem neuen Programm „Glücksmomente“nach Tuttlingen zu holen. Der Beifall der Besucher unterstützte dieses Anliegen.