Frittlingen: Lehrersuche per Plakat erfolgreich
An der Leintalschule hat sich die Personalsituation wieder entspannt
FRITTLINGEN - Entwarnung bei der Leintalschule Frittlingen. Zwei Lehrerinnen haben sich für eine Teilzeitbeschäftigung an der Grundschule gemeldet und zusätzliches Lehrpersonal bringt Entlastung im Kunstund Schwimmunterricht. Unterrichtsausfälle und Klassenzusammenlegungen sind damit erstmal vom Tisch. Das meldet die Gemeindeverwaltung.
Wer so engagiert nach Lehrpersonal sucht, bei dem kann es so schlecht nicht sein. Das oder Ähnliches könnten sich die Lehrerinnen und weiteren Kräfte gedacht haben und meldeten sich aus der Elternzeit heraus zurück - an der Leintalschule Frittlingen. Denn Eltern, Gemeindeverwaltung und Schulleitung hatten mit Unterstützung einer Werbeagentur eine Kampagne gestartet, die für Aufmerksamkeit gesorgt hat: „Lasst uns nicht im Regen stehen“war die Botschaft auf einem Großflächenplakat, von Flugblättern und weiteren Aktivitäten. So ließen die Kinder Luftballons steigen, Medien berichteten bis hin zu bundesweit der Ta- gesschau, die das Beispiel Frittlingen zur Unterfütterung des Beitrags zur Kultusministerkonferenz genutzt hatten.
Jetzt meldet die Gemeindeverwaltung: „Durch zwei Teilzeitbeschäftigungen von Grund-und Hauptschullehrerinnen sowie zusätzlichem Lehrpersonal für den Kunst- und Schwimmunterricht können nun nach den Herbstferien alle Fächer angeboten und die Zusammenlegung der beiden vierten Klassen zurückgenommen werden.“
Froh sei auch Schulleiterin Sylvia Jäger: Sie freue sich, dass die turbulenten Wochen der Lehrersuche nun vorbei sind und sie einen guten Stundenplan anbieten könne, so teilte sie in der vergangenen Woche den Eltern in einem Elternbrief mit. Zwar sei nun mit 93 Prozent die Lehrerversorgung nicht optimal, dennoch könne bis auf die Zusammenlegung von Englisch und Musik in der vierten Klasse, jede Klasse ausreichend beschult und die Kinder damit mit einem deutlich verbesserten Lehrangebot unterrichtet werden.
Für Elternbeiratsvorsitzende Stephanie Efinger zeigt dieser Erfolg, was erreicht werden kann, wenn alle Beteiligten sich einig sind und sich gemeinsam engagieren, so die Mitteilung aus dem Rathaus.
Auch Bürgermeister Dominik Butz zeigte sich hoch erfreut über den Erfolg. Der Einsatz habe bewiesen, dass Frittlingen zusammenstehe, wenn es darauf ankommt, und Ideenreichtum zeige. Besonders lobte er Schulleiterin Jäger mit ihrem Team, die nicht müde geworden sei, bis in vielen Telefonaten mit dem Staatlichen Schulamt in Konstanz die Verträge mit den neuen Lehrkräften in trockenen Tüchern war.
Sich selbst zu helfen in der Situation und nicht nur zu appellieren sei das Anliegen der Beteiligten gewesen, so Butz, denn der Lehrermangel habe die Lehrersuche zu der nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gemacht. Auf sich so aufmerksam zu machen, habe sich gelohnt. Zwei Lehrerinnen aus der Region, die noch in Elternzeit waren, hätten sich gemeldet. Im Dreieck der Schulamtsbezirke Frittlingens „Grenzlage“neben zwei Landkreisen hatte die Suche nicht einfacher gemacht. Denn es habe zwar Meldungen von Lehrerinnen gegeben, zum Beispiel die aus Frittlingen stammten und zur Entlastung einen Tag pro Woche dort arbeiten wollten, aber sie einem anderen Schulamtsbezirk zugeteilt sind. Rottweil gehört zum Bezirk Donaueschingen, Frittlingen zu Konstanz und Balingen zu Hechingen. „Das System ist kompliziert“. Nun hat sich aber doch etwas bewegt.
Die Aktion sei nicht als politischer Druck gemeint gewesen, sagt Butz. „Die Politik ist sich der Problematik des Lehrermangels bewusst.“
Der hatte dazu geführt, dass nach der Sommerpause die zwei vierten Klassen auf eine Größe von 32 Kindern zusammengelegt werden mussten, obwohl der Teiler bei 28 liege. Dazu kam, dass zusätzlich eine Lehrerin krank geworden sei. „Und bei fünf Lehrern fehlen dann gleich 20 Prozent“, schildert Butz die Lage. „Bei kleinen Schulen schlägt ein Ausfall gleich viel stärker ins Kontor“.
Insgesamt werden derzeit 110 Kinder an der Grundschule Frittlingen unterrichtet. In den nächsten Jahren sei eine kleine Flaute bei den Schülerzahlen zu erwarten, aber auf die nächsten sechs Jahre hin ziehen die Schülerzahlen wieder an, so Butz. Auch in Frittlingen werden derzeit mehr Kinder geboren. Dieser und der Trend, aufs Land zu ziehen, weil das Wohnen in den Städten so teuer geworden ist, und weil das Land für Familien einfach große Vorteile biete, müsse auch bei der Schulplanung berücksichtigt werden. Butz: „Eine Schule ist einer der wichtigsten Standortfaktoren für eine Gemeinde.“