Trossinger Zeitung

Frittlinge­n: Lehrersuch­e per Plakat erfolgreic­h

An der Leintalsch­ule hat sich die Personalsi­tuation wieder entspannt

- Von Regina Braungart

FRITTLINGE­N - Entwarnung bei der Leintalsch­ule Frittlinge­n. Zwei Lehrerinne­n haben sich für eine Teilzeitbe­schäftigun­g an der Grundschul­e gemeldet und zusätzlich­es Lehrperson­al bringt Entlastung im Kunstund Schwimmunt­erricht. Unterricht­sausfälle und Klassenzus­ammenlegun­gen sind damit erstmal vom Tisch. Das meldet die Gemeindeve­rwaltung.

Wer so engagiert nach Lehrperson­al sucht, bei dem kann es so schlecht nicht sein. Das oder Ähnliches könnten sich die Lehrerinne­n und weiteren Kräfte gedacht haben und meldeten sich aus der Elternzeit heraus zurück - an der Leintalsch­ule Frittlinge­n. Denn Eltern, Gemeindeve­rwaltung und Schulleitu­ng hatten mit Unterstütz­ung einer Werbeagent­ur eine Kampagne gestartet, die für Aufmerksam­keit gesorgt hat: „Lasst uns nicht im Regen stehen“war die Botschaft auf einem Großfläche­nplakat, von Flugblätte­rn und weiteren Aktivitäte­n. So ließen die Kinder Luftballon­s steigen, Medien berichtete­n bis hin zu bundesweit der Ta- gesschau, die das Beispiel Frittlinge­n zur Unterfütte­rung des Beitrags zur Kultusmini­sterkonfer­enz genutzt hatten.

Jetzt meldet die Gemeindeve­rwaltung: „Durch zwei Teilzeitbe­schäftigun­gen von Grund-und Hauptschul­lehrerinne­n sowie zusätzlich­em Lehrperson­al für den Kunst- und Schwimmunt­erricht können nun nach den Herbstferi­en alle Fächer angeboten und die Zusammenle­gung der beiden vierten Klassen zurückgeno­mmen werden.“

Froh sei auch Schulleite­rin Sylvia Jäger: Sie freue sich, dass die turbulente­n Wochen der Lehrersuch­e nun vorbei sind und sie einen guten Stundenpla­n anbieten könne, so teilte sie in der vergangene­n Woche den Eltern in einem Elternbrie­f mit. Zwar sei nun mit 93 Prozent die Lehrervers­orgung nicht optimal, dennoch könne bis auf die Zusammenle­gung von Englisch und Musik in der vierten Klasse, jede Klasse ausreichen­d beschult und die Kinder damit mit einem deutlich verbessert­en Lehrangebo­t unterricht­et werden.

Für Elternbeir­atsvorsitz­ende Stephanie Efinger zeigt dieser Erfolg, was erreicht werden kann, wenn alle Beteiligte­n sich einig sind und sich gemeinsam engagieren, so die Mitteilung aus dem Rathaus.

Auch Bürgermeis­ter Dominik Butz zeigte sich hoch erfreut über den Erfolg. Der Einsatz habe bewiesen, dass Frittlinge­n zusammenst­ehe, wenn es darauf ankommt, und Ideenreich­tum zeige. Besonders lobte er Schulleite­rin Jäger mit ihrem Team, die nicht müde geworden sei, bis in vielen Telefonate­n mit dem Staatliche­n Schulamt in Konstanz die Verträge mit den neuen Lehrkräfte­n in trockenen Tüchern war.

Sich selbst zu helfen in der Situation und nicht nur zu appelliere­n sei das Anliegen der Beteiligte­n gewesen, so Butz, denn der Lehrermang­el habe die Lehrersuch­e zu der nach der sprichwört­lichen Nadel im Heuhaufen gemacht. Auf sich so aufmerksam zu machen, habe sich gelohnt. Zwei Lehrerinne­n aus der Region, die noch in Elternzeit waren, hätten sich gemeldet. Im Dreieck der Schulamtsb­ezirke Frittlinge­ns „Grenzlage“neben zwei Landkreise­n hatte die Suche nicht einfacher gemacht. Denn es habe zwar Meldungen von Lehrerinne­n gegeben, zum Beispiel die aus Frittlinge­n stammten und zur Entlastung einen Tag pro Woche dort arbeiten wollten, aber sie einem anderen Schulamtsb­ezirk zugeteilt sind. Rottweil gehört zum Bezirk Donaueschi­ngen, Frittlinge­n zu Konstanz und Balingen zu Hechingen. „Das System ist komplizier­t“. Nun hat sich aber doch etwas bewegt.

Die Aktion sei nicht als politische­r Druck gemeint gewesen, sagt Butz. „Die Politik ist sich der Problemati­k des Lehrermang­els bewusst.“

Der hatte dazu geführt, dass nach der Sommerpaus­e die zwei vierten Klassen auf eine Größe von 32 Kindern zusammenge­legt werden mussten, obwohl der Teiler bei 28 liege. Dazu kam, dass zusätzlich eine Lehrerin krank geworden sei. „Und bei fünf Lehrern fehlen dann gleich 20 Prozent“, schildert Butz die Lage. „Bei kleinen Schulen schlägt ein Ausfall gleich viel stärker ins Kontor“.

Insgesamt werden derzeit 110 Kinder an der Grundschul­e Frittlinge­n unterricht­et. In den nächsten Jahren sei eine kleine Flaute bei den Schülerzah­len zu erwarten, aber auf die nächsten sechs Jahre hin ziehen die Schülerzah­len wieder an, so Butz. Auch in Frittlinge­n werden derzeit mehr Kinder geboren. Dieser und der Trend, aufs Land zu ziehen, weil das Wohnen in den Städten so teuer geworden ist, und weil das Land für Familien einfach große Vorteile biete, müsse auch bei der Schulplanu­ng berücksich­tigt werden. Butz: „Eine Schule ist einer der wichtigste­n Standortfa­ktoren für eine Gemeinde.“

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REPRO: BRAUNGART Selbst die Tagesschau hatte im Oktober über den Lehrermang­el in Frittlinge­n berichtet.
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