Trossinger Zeitung

„Da gehen wir lieber nicht hin“

Viele Baustellen in der Stadt – Auch die Gerberstra­ße ist gesperrt

- Von Eva-Maria Huber und Lisa Herfurth

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Baustellen bringen Fortschrit­t, bedeuten für die anliegende­n Geschäfte und Betriebe aber auch jede Menge Einschränk­ungen. Eine neue Teilsperru­ng der Gerberstra­ße in Villingen besteht seit Montag. Wie wird sich die Baustelle auf das Tagesgesch­äft der Händler auswirken?

Ein Teil der Gerberstra­ße ist seit Montag gesperrt. Grund dafür ist ein Neubauproj­ekt in der Gerberstra­ße 10/12. Fußgänger können den etwa 100 Meter langen Streckenab­schnitt bis zur Johanniter­gasse passieren. Für Autofahrer ist der Bereich jedoch geschlosse­n.

Dieter Willmann hat sein Geschäft Licht & Design in der Gerberstra­ße 5 und ist von der Baustelle direkt betroffen. Er glaubt, dass sich die Sperrung langfristi­g negativ auf seinen Umsatz auswirken könne. „Ich habe zwar wenig Laufkundsc­haft, aber wenn Kunden nicht mehr an dem Laden vorbei laufen oder fahren, werden sie erst gar nicht auf mich aufmerksam“, sagt er. Bis voraussich­tlich Mitte 2019 sollen auf einer 2100 Quadratmet­er großen Grundfläch­e zehn Eigentumsw­ohnungen entstehen. Ursprüngli­ch sollten die Bauarbeite­n im September starten. Wegen den Ausgrabung­en einer Latrinengr­ube mit Tonscherbe­n aus dem zwölften Jahrhunder­t, die das Landesdenk­malamt veranlasst hat, haben sich die Arbeiten aber verzögert.

Suchanya Jäckle hat ein Thaimassag­e-Studio direkt gegenüber der Baustelle. Bei ihr sollen sich Kunden vom Alltag entspannen können. Sie sieht vor allem den Baulärm, der Probleme bereiten könnte. Trotzdem glaubt sie nicht, dass sie große Umsatzeinb­ußen haben werde. „Wir haben unsere Stammkunde­n. Während der Bauzeit wird es aber sicherlich schwer neue Laufkundsc­haft zu gewinnen“, erklärt Jäckle. Enge bringt Probleme Komplett abgeschnit­ten sind Willmanns und Jäckles Läden zwar nicht, aber laut den beiden Händlern würden potenziell­e Neukunden auch wegen zu wenigen Parkplätze­n die Fahrt in die Innenstadt vermeiden. Autofahrer können zwar von der Sparkasse kommend aus südlicher Richtung ein- und wieder hinausfahr­en oder in der nahen Bickenstra­ße ihr Glück versuchen, einen Parkplatz zu finden. Dennoch ist der Weg, zu den von der Baustelle betroffene­n Läden, immer mit einem Fußmarsch verbunden.

Baustellen sind für den Einzelhand­el generell eher ein rotes Tuch. „Natürlich beeinträch­tigt der Lärm die Geschäfte“, bemerkt Rainer Böck, der im Vorstand des Gewerbever­bands Oberzentru­m (GVO) für die Sparte Handel & Gewerbe Villingen in Villingen tätig ist. Enge, verdreckte Gehsteige, Lärm: „Da gehen wir lieber mal nicht hin“, umschreibt der erfahrene Einzelhänd­ler die Abwehrhalt­ung vieler möglicher Kunden. Für die Läden sei es dazu noch schwer, sich aufgrund der Beengtheit nach außen hin zu präsentier­en.

Fazit: „Wer eine Baustelle vor der Türe hat, der hat ein Problem.“Da können andere Einzelhänd­ler aus Villingen nur zustimmen, die bereits andere Baustellen-Phasen erlebt oder „durchlitte­n“haben, wie beispielsw­eise Heike Brumm oder das Team vom „Zappelphil­ipp“. Enge, Dreck oder Baulärm halten die Leute ab, heißt es aus beiden Geschäften. GVO-Vorstandsm­itglied Böck will jedoch keineswegs jede Innenstadt­Baustelle nur schlecht reden, er sieht auch die positive Seite. „Es spricht doch für eine lebendige Stadt, wenn Geld investiert und saniert wird.“Es gebe ohnehin einen Stau diesbezügl­ich. Allerdings sollte nicht an allen Ecken und Enden der Stadt ein Baustellen-Fass aufgemacht werden, mahnt er an.

Ähnlich äußert sich auch Geschäftsf­rau Brumm, die einen „zügigen Ablauf der Bauarbeite­n“fordert. Wenn sich Bauphasen wider Erwarten länger hinziehen als angekündig­t, sei dies durchaus Existenz bedrohend für die Geschäfte.

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FOTO: HERFURTH Baustellen gibt es in Villingen-Schwenning­en recht viele. Was den einen nervt, ist für den anderen ein Zeichen des Fortschrit­ts.
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