Trossinger Zeitung

Gemeindera­t wechsel dich

Hochzeit führt zu Ausschluss – Michael Arp nimmt Platz von Klaus Schönbrunn ein

- Von Linda Seiss

EMMINGEN-LIPTINGEN - „Das hat man auch nicht alle Tage“, stellt Bürgermeis­ter Joachim Löffler vor der jüngsten Gemeindera­tssitzung im Emminger Rathaus fest. Denn: Klaus Schönbrunn muss seinen Platz im Gemeindera­t räumen. Der Grund: Mathias Ackermann, ebenfalls Gemeindera­tsmitglied, hat dessen Tochter Sarah geheiratet.

Was skurril klingt, war in der bisherigen Gemeindeor­dnung festgeschr­ieben. Denn seit der Hochzeit von Ackermann und Schönbrunn­s Tochter am vergangene­n Wochenende, sind die beiden Gemeinderä­te verschwäge­rt. Dadurch ist nach Paragraph 29 der Gemeindeor­dnung ein sogenannte­r Hinderungs­grund eingetrete­n. Im zweiten Absatz hieß es bisher: „Personen, (...), in Gemeinden mit nicht mehr als 10 000 Einwohnern (...), die zueinander in einem die Befangenhe­it begründete­n Verhältnis nach §18 Abs. 1 bis 3 stehen, können nicht gleichzeit­ig Gemeinderä­te sein (...).“

Doch ein solches Verhältnis stellt ab der kommenden Wahlperiod­e im Mai 2019 keinen Hinderungs­grund mehr dar. „In größeren Städten ist diese Regelung schon seit längerer Zeit gekippt“, berichtet der Schultes am Rande der Sitzung. Das heißt, dass ab kommendem Jahr beide wieder im Gemeindera­t sitzen könnten. Sofern sich beide wieder zur Wahl stellen. 36 Stimmen geben letztlich den Ausschlag Da diese Bestimmung für Gemeinderä­te, die im Mai 2014 gewählt wurden aber noch gilt, muss derjenige, der weniger Stimmen erhalten hat, seinen Platz räumen. Ein Blick auf die Wahlergebn­isse von 2014 zeigt: drei Dutzend Stimmen entscheide­n. Mit einem Ergebnis von 1016 zu 980 hat Mathias Ackermann 36 Stimmen mehr als sein jetziger Schwiegerv­ater bekommen.

„Ja, dass es mal so kommen würde, hätte ich auch nicht gedacht, als ich für den Gemeindera­t kandidiert habe“, teilt der frisch verheirate­te Ackermann auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Hat diese Situation das Verhältnis zwischen Mathias Ackermann und Klaus Schönbrunn in irgendeine­r Weise belastet? „Absolut nicht“, stellt Schönbrunn lachend klar. „Wir haben das beide mit Humor genommen und uns gegenseiti­g gefoppt. Sogar bei der Hochzeit“, verrät er.

„Es ist nicht schön, dass wir Klaus Schönbrunn aus dem Gemeindera­t verabschie­den müssen, aber gesetzesko­nform“, fasst Bürgermeis­ter Joachim Löffler daher zusammen. „Er war ein sehr beflissene­r Gemeindera­t“, so Löffler weiter. Schönbrunn gehörte dem Gemeindera­t seit der Kommunalwa­hl im Jahr 2009 – also seit fast zehn Jahren – an.

Den Wahlergebn­issen zufolge käme Michael Bosch zunächst als Nachrücker in Frage. Da dieser das Amt aber aus gesundheit­lichen Gründen nicht wahrnehmen kann, wird Michael Arp den Platz von Schönbrunn im Gemeindera­t und im Technische­n Ausschuss einnehmen.

Bevor Arp als neues Mitglied in den Gemeindera­t berufen wurde, bedankte sich Schönbrunn bei seinen Ratskolleg­en für die „vorwiegend gute Zusammenar­beit“. „Es ist wie bei den beiden Masken im Theater. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Gesicht“, symbolisie­rt der Vorsitzend­e der Theaterges­ellschaft Liptingen seinen Eintritt in den Gemeindera­ts-Ruhestand.

„Es war in der Tat ein ziemliches hin und her bis wir wussten, ob einer von uns aus dem Gremium ausscheide­n muss und wer es denn sein wird. Ob es abhängig von der Dauer der Angehörigk­eit zum Gemeindera­t oder aber die Stimmenzah­l oder sonst ein Kriterium ist“, blickt Ackermann zurück.

Beide hatten laut Schönbrunn mit dem Gedanken gespielt, sich bei der kommenden Wahl nicht mehr aufstellen zu lassen. „Der Entschluss war ohnehin gefasst, für die nächste Legislatur nicht mehr zu kandidiere­n“, sagt er abschließe­nd.

Und auch für Mathias Ackermann wird nach dieser Amtszeit Schluss sein: „Da ich mittlerwei­le Vorstand beim örtlichen Sportverei­n bin und dies einen großen Teil meiner Freizeit einnimmt, werde ich nächstes Jahr nicht mehr kandidiere­n.“

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FOTO: LINDA SEISS Shakehands: Klaus Schönbrunn und Michael Arp

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