Der Laden ist ein Stück Heimat
„Ich versteh die Welt nicht mehr – 100 Euro sind zehn große Pack Zigaretten“, so fasste es ein Versammlungsteilnehmer in Dürbheim zusammen. Für 100 Euro im dorfeigenen Laden einkaufen. Warum machen das nicht mehr Bürger? Es ist beim Landmarkt wirklich nicht zu verstehen.
Die Menschen jammern scharenweise über die böse Welt, die die Konzerne begünstigt und die kleinen Leute benachteiligt. Sie jammern, dass Identität und Treffpunkte verloren gehen. Sie beklagen sich darüber, dass die Heimat nicht genügend wertgeschätzt wird. Sie weinen bittere Tierschutz-Tränen, wenn ein Wildtier im Zirkus auftritt .... Und kaufen dann in einem Discounter ein, der wahrscheinlich einem Multimillionär oder einer Holding gehört und bei dem ein Kilo Hackfleisch im Zweifel 3,39 Euro kostet. Wie es den zerhackten Tieren zeitlebens und -sterbens gegangen ist, kann man sich denken.
Keiner verdient am Dürbheimer Landmarkt, im Gegenteil, die Genossen haben bei der Insolvenz nochmal drauf gelegt und sogar neue Anteile in insgesamt fünfstelliger Höhe gekauft. Den Genossen geht es um die Sicherung von Infrastruktur. So ein Laden als Treffpunkt, als Möglichkeit auch für nicht Motorisierte Frisches einzukaufen, für Kinder, das Einkaufen in einem ganz normalen Laden erleben zu können, ist ein ganz großer Teil von Heimat. Ein Blick in Onlinediskussionen mit dem Titel „Weißt du noch...“beweist auf ganzer Linie, wie wichtig so etwas für ein Dorf auch aus sozialen Gründen ist.
Es geht um nichts Geringeres als das Bekenntnis zum eigenen Dorf. Um Begegnung, um Heimat für alle, die in diesem Dorf leben. Es geht darum, Lebensmittel und Waren wertzuschätzen. Eine gute Gelegenheit wird sein, regionale Schmankerln untern Christbaum zu legen. r.braungart@schwaebische.de