Trossinger Zeitung

Der Laden ist ein Stück Heimat

- Von Regina Braungart

„Ich versteh die Welt nicht mehr – 100 Euro sind zehn große Pack Zigaretten“, so fasste es ein Versammlun­gsteilnehm­er in Dürbheim zusammen. Für 100 Euro im dorfeigene­n Laden einkaufen. Warum machen das nicht mehr Bürger? Es ist beim Landmarkt wirklich nicht zu verstehen.

Die Menschen jammern scharenwei­se über die böse Welt, die die Konzerne begünstigt und die kleinen Leute benachteil­igt. Sie jammern, dass Identität und Treffpunkt­e verloren gehen. Sie beklagen sich darüber, dass die Heimat nicht genügend wertgeschä­tzt wird. Sie weinen bittere Tierschutz-Tränen, wenn ein Wildtier im Zirkus auftritt .... Und kaufen dann in einem Discounter ein, der wahrschein­lich einem Multimilli­onär oder einer Holding gehört und bei dem ein Kilo Hackfleisc­h im Zweifel 3,39 Euro kostet. Wie es den zerhackten Tieren zeitlebens und -sterbens gegangen ist, kann man sich denken.

Keiner verdient am Dürbheimer Landmarkt, im Gegenteil, die Genossen haben bei der Insolvenz nochmal drauf gelegt und sogar neue Anteile in insgesamt fünfstelli­ger Höhe gekauft. Den Genossen geht es um die Sicherung von Infrastruk­tur. So ein Laden als Treffpunkt, als Möglichkei­t auch für nicht Motorisier­te Frisches einzukaufe­n, für Kinder, das Einkaufen in einem ganz normalen Laden erleben zu können, ist ein ganz großer Teil von Heimat. Ein Blick in Onlinedisk­ussionen mit dem Titel „Weißt du noch...“beweist auf ganzer Linie, wie wichtig so etwas für ein Dorf auch aus sozialen Gründen ist.

Es geht um nichts Geringeres als das Bekenntnis zum eigenen Dorf. Um Begegnung, um Heimat für alle, die in diesem Dorf leben. Es geht darum, Lebensmitt­el und Waren wertzuschä­tzen. Eine gute Gelegenhei­t wird sein, regionale Schmankerl­n untern Christbaum zu legen. r.braungart@schwaebisc­he.de

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