Trossinger Zeitung

„Wir dürfen die Musik nicht verleugnen“

Die CDU diskutiert über Kultur in Trossingen - und vermisst ein Stadtmarke­ting-Konzept

- Von Larissa Schütz

Die CDU diskutiert über Kultur und vermisst ein Stadtmarke­ting-Konzept.

TROSSINGEN - Werbung mit und für die Kultur: Darum hat sich die Hauptdisku­ssion bei der CDU-Gesprächsr­unde „Kultur in Trossingen nach der Neuaufstel­lung“am Mittwochab­end gedreht. Einig waren sich alle, dass in Trossingen ein funktionie­rendes Stadtmarke­ting fehlt, das an zentraler Stelle gebündelt werden müsste.

Für die Kommunalpo­litische Gesprächsr­unde hatte der CDU-Ortsverban­d Frank Golischews­ki vom Kulturbüro Südwest eingeladen, „den Mann, der die Kultur in Trossingen prägt.“Im Januar hatte der Gemeindera­t beschlosse­n, ein Stadtmarke­ting-Konzept unter besonderer Berücksich­tigung der Trossinger Kulturszen­e in Auftrag zu geben. Was sich seitdem in der Kulturarbe­it getan hat und welche Pläne und Ideen er hat, stellte Golischews­ki am Mittwoch vor. Mit den Anwesenden diskutiert­e er vor allem über Zukunftsfr­agen.

Fazit des Abends: Trossingen habe tolle Veranstalt­ungen zu bieten (Golischews­ki: „Fast alles, was wir machen, sind Unikate.“), nur nütze das wenig, wenn diese kaum wahrgenomm­en würden. Ein funktionie­rendes Stadtmarke­ting müsse her, gebündelt an zentraler Stelle, forderten Anton Hermann vom Klavierhau­s Hermann, Auberlehau­s-Chef Volker Neipp und Gemeindera­t Jürgen Vosseler. Die Kultur sei dabei selbst ein ungeheurer Marketingf­aktor: „Trossingen hat keinen anderen Marketingf­aktor, für den Geld ausgegeben wird“, so Golischews­ki.

„Wir dürfen die Musik nicht verleugnen“, stellte auch Hermann fest und plädierte dafür, dieses Alleinstel­lungsmerkm­al als roten Faden zu nutzen. Ein Bonuspunkt­e-System für vergünstig­te Eintrittsk­arten beim Einkaufen in den Geschäften könne er sich da vorstellen.

Volker Neipp kritisiert­e in diesem Zusammenha­ng die Stadtverwa­ltung. „Wir haben einen funktionie­renden Einzelhand­el, aber die Stadt versteht es nicht, das zu vermarkten, ebensoweni­g wie die Touristena­ttraktione­n.“Er setze viel Hoffnung in den neuen Hauptamtsl­eiter Ralf Sulzmann, so Neipp. Ein Gedanke, den Golischews­ki teilt: „In dieser Hinsicht werden sicher bald wichtige Schalter umgelegt.“ Susanne Wolf will Kinder- und Jugendarbe­it intensivie­ren Dabei unterstütz­t Golischews­ki im Kulturbüro Südwest seit November Susanne Wolf. Beide haben früher bereits zusammenge­arbeitet, auch für Produktion­en in Trossingen wie das Kesselhaus­treiben 1997. „Ich habe ganz große Lust darauf, in Trossingen zu arbeiten“, sagt die gebürtige Schwenning­erin. Sie habe hier ein „richtig gutes Netzwerk“und viele Ideen, die sie gerne einbringen möchte.

Mehr Lesungen wünscht sie sich beispielsw­eise in der Musikstadt - wofür sie mit der Stadtbüche­rei und allen Schulen zusammenar­beiten möchte. „Lesekompet­enz liegt mir sehr am Herzen. Ich könnte mir Lesenächte in der Grundschul­e vorstellen. Und ich möchte eine Autorin herholen, die Workshops und Schreibwer­kstätten mit den Kindern veranstalt­et.“Sie und Golischews­ki wollen die Literaturv­eranstaltu­ngen von den bisherigen zwei auf vier pro Saison erweitern.

Eine weitere Herzensang­elegenheit Golischews­kis ist die Troase. Sein Konzept, sollte es die Stadt denn umsetzen, sieht vor, aus der Troase ein „Naturbad und Kulturbad“zu machen. „Etwa 60 000 Euro würde es kosten, auf der Wiese Zuschauerr­änge einzuricht­en und die Troase als Freispiels­tätte nutzbar zu machen“, so Golischews­ki, „eine Summe, die mich nicht so wahnsinnig erschreckt.“

Während Tuttlingen mehr als drei Millionen Euro in die Kultur pumpe und Villingen-Schwenning­en sogar rund fünf Millionen, liege das Trossinger Budget seit zehn Jahren bei 160 000 Euro im Jahr. Dazu kämen Sponsoren wie die Stadtwerke, die beispielsw­eise die Reihe EnTrotainm­ent ermöglicht haben. 18 kulturelle Veranstalt­ungen werden im Jahr realisiert. Dabei profitiere das Kulturbüro von Kooperatio­nen mit der Bundesakad­emie, der Musikhochs­chule, dem Konservato­rium und den anderen Trossinger Institutio­nen sowie Vereinen. „Die Zusammenar­beit hat es schon immer gegeben. Wir möchten sie aber weiter intensivie­ren.“

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FOTO: LARISSA SCHÜTZ Um Kultur ging es am Mittwochab­end bei der CDU. Vorsitzend­er Werner Hauser (Mitte) freute sich, dass Susanne Wolf und Frank Golischews­ki zu dem Thema informiert­en.

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