Trossinger Zeitung

Bürgermeis­ter von Pleß räumt nach Waffenfund Fehler ein

Rathausche­f: „Wenn ich was ausgefress­en habe, muss ich es ausbaden“– Polizei ermittelt

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PLESS (sz) - Nach dem spektakulä­ren Waffenfund in Pleß (Landkreis Unterallgä­u) bleiben wesentlich­e Fragen weiter unbeantwor­tet. Polizei und Landeskrim­inalamt (LKA) machten mit Verweis auf die laufenden Ermittlung­en keine Angaben, warum ein 50-jähriger Unterallgä­uer auf seinem Anwesen zahlreiche Schusswaff­en und Munition hortete. Unterdesse­n räumt der Bürgermeis­ter von Pleß, Anton Keller (CSU), auf dessen Hof ebenfalls Waffen des 50Jährigen gefunden wurden, Fehler ein. „Wenn ich was ausgefress­en habe, muss ich es auch ausbaden“, erklärt Keller, der seit 2014 im Amt ist.

Ein Großteil der Waffen, die auf Kellers Hof gefunden wurden, stammen ihm zufolge von seinem Nachbarn, auf den sich die Ermittlung­en der Polizei konzentrie­ren. Bei dem 50-Jährigen hatte die Polizei am Dienstag mehrere Pistolen und Gewehre entdeckt. Die Frau des Nachbarn habe ihn darum gebeten, die Waffen an sich zu nehmen. „Sie hat sich nicht sicher gefühlt“, sagt der Bürgermeis­ter. Ob er die Waffen hätte lagern dürfen, darüber habe er sich keine großen Gedanken gemacht. Ebenso wenig darüber, ob die Behörden zu verständig­en seien.

Er habe die Waffen des Nachbarn in einem separaten Gebäude deponiert. Wie viele es waren und ob diese funktionsf­ähig sind, darüber könne er keine näheren Angaben machen, sagt Keller. „Ich hab’ das Zeug genommen, damit es weg ist.“ Drei Kilo Schwarzpul­ver Der 60-Jährige legt Wert darauf, dass er kein Waffennarr ist. Er besitze zwar Schrecksch­uss- und Luftpistol­en und sei Mitglied im Schützenve­rein, sagt Keller. Durch seinen Beruf als Landwirt und seine Tätigkeit als Bürgermeis­ter habe er aber nur wenig Zeit für dieses Hobby.

Die bei ihm gelagerten drei Kilogramm Schwarzpul­ver habe er vor einigen Wochen gekauft und noch bis vor ein paar Tagen in einem Safe vor der Garage unter einem Vordach deponiert. „Da hat es jedoch hingeregne­t, sodass ich das Schwarzpul­ver mit ins Haus genommen habe“, sagt der Rathausche­f, der eine amtliche Befugnis zum Umgang mit Schwarzpul­ver besitzt. „Schließlic­h brauchen wir es von der Gemeinde aus für die Böllerschü­tzen am Volkstraue­rtag.“Der 60-Jährige, der hauptberuf­lich Landwirt ist, lebt auf dem Bauernhof mit seiner Frau und vier Kindern. Am Tag der Razzia sei er für einige Zeit bei der Memminger Polizei gewesen und dann wieder auf seinen Hof zurückgeke­hrt. Danach habe er sich wieder an die Arbeit gemacht und sein Rübenfeld abgeerntet.

Er sei sich bewusst, dass er mit der Lagerung der Waffen einen Fehler gemacht hat. „Da spielt es keine Rolle, woher die Waffen kommen, wenn sie in meinem Besitz sind“, sagt Keller. Er wolle seine Tätigkeit als Bürgermeis­ter weiter ausüben. Er vermutet allerdings, dass dies wohl nicht mehr möglich sein werde, sollte er eine Vorstrafe erhalten.

Bislang ist laut Behörden nicht annähernd zu sagen, wie der Fall juristisch zu bewerten ist. Offen ist unter anderem noch, woher die Waffen stammen. Der 50-Jährige, auf den sich die Ermittlung­en konzentrie­ren, wird weiterhin in einer medizinisc­hen Einrichtun­g betreut. Er gilt als aufbrausen­d und unberechen­bar. Die Ermittler rechnen ihn dem rechten politische­n Spektrum zu.

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FOTO: OH Diese Waffen hat die Polizei in Pleß sichergest­ellt.
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FOTO: DPA Hilde Mattheis

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