Trossinger Zeitung

Grüne wollen auf dem Boden bleiben

Partei im Höhenflug stellt sich in Leipzig für die Europawahl auf

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Jeden Tag im Oktober 75 neue Mitglieder – trotz solcher Erfolgsmel­dungen wollen die Grünen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Das versichert Bundesgesc­häftsführe­r Michael Kellner vor dem am Freitag beginnende­n Europa-Parteitag der Grünen in Leipzig.

Mit Leidenscha­ft wollen die Grünen für Europa streiten. 911 Änderungsa­nträge liegen bereits zum Leitantrag vor. Die Grünen sprechen sich darin für einen Preis für CO2 aus, für eine europaweit­e Plastikste­uer und eine europäisch­e Verkehrswe­nde, sie wollen Steuerdump­ing beenden, gleiche Rechte für Frauen schaffen und für die Demokratie in Europa streiten. Dazu schlagen sie vor, dass man Staaten, die die Rechtstaat­lichkeit verletzen, die Mittelzuwe­isung kürzt. Außerdem wollen sie eine restriktiv­e Rüstungspo­litik.

Mit dem Führungsdu­o Robert Habeck und Annalena Baerbock erlebt die Partei zurzeit einen Höhenflug. Die Grünen liegen in Umfragen bei 21 bis 24 Prozent, bei der letzten Bundestags­wahl waren sie auf 8,9 Prozent gekommen. In Hessen können die Grünen mit fast 20 Prozent weiter mitregiere­n. In Bayern kamen sie auf 17,5 Prozent.

Allerdings sind die Grünen vor allem eine Westpartei und im Osten weit weniger vertreten. Im nächsten Jahr wählen Thüringen und Sachsen neue Landtage.

Der Parteitag findet nicht zufällig am 9. November in Leipzig statt, sondern soll an diesem Tag auch daran erinnern, dass ohne die Oktoberdem­onstration­en in der sächsische­n Stadt wohl kaum der 9. November des Mauerfalls möglich gewesen wäre, so Michael Kellner.

In den sechs Kapiteln ihres Leitantrag­s wollen die Grünen auf ihrem dreitägige­n Parteitag ihr Programm für die Zukunft Europas erarbeiten. Ein wichtiges Thema dabei ist Flucht und Migration. Ohne Kretschman­n Humanität und Ordnung hatte ExParteich­ef Cem Özdemir in der Flüchtling­spolitik als Devise ausgegeben, im Leitantrag für Europa wird jetzt vor allem die Humanität betont. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n, der in der Frage der sicheren Herkunftss­taaten gegen die Linie der Grünen kämpft und abschieben will, nimmt an diesem Parteitag nicht teil, weil er andere Verpflicht­ungen hat.

Die Grünen wollen für die Europawahl 40 Kandidaten aufstellen. Das Spitzenduo bilden Ska Keller, die europäisch­e Fraktionsv­orsitzende der Grünen, und Sven Giegold, der wirtschaft­sund finanzpoli­tische Sprecher der Fraktion und Sprecher der Europagrup­pe der Grünen. Deren Wahl gilt als genauso sicher wie die von Terry Reinke, der frauenpoli­tischen Sprecherin der deutschen Grünen in Brüssel auf Platz drei und ExGrünen-Chef Reinhard Bütikofer auf Platz vier. Ab Platz fünf, für den die Leutkirche­rin Maria Heubuch kandidiert, werden Gegenkandi­daturen erwartet. Derzeit haben die Grünen im EU-Parlament elf Abgeordnet­e, als aussichtsr­eich gelten die Plätze bis 15.

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FOTO: DPA Erfolgreic­hes Führungsdu­o: Annalena Baerbock und Robert Habeck sind die beiden Bundesvors­itzenden der Grünen.

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