Trossinger Zeitung

Drei Malerfreun­de von der Oberen Donau

Gottfried Graf, Albert Mueller und Josef Alfons Wirth

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MESSKIRCH (sz) - Drei in den 1880er Jahren an der Oberen Donau geborene Künstler – Gottfried Graf aus Mengen, Albert Mueller aus Schwandorf und Josef Alfons Wirth aus Mühlheim – leisteten wesentlich­e Beträge zur beginnende­n Moderne im deutschen Südwesten und standen dabei in einem fruchtbare­n Austausch.

Die Kreisgaler­ie Schloss Meßkirch erkundet in einer Sonderauss­tellung (bis 19. Februar 2019)die über die Stuttgarte­r Kunstakade­mie und Studienrei­sen nach Italien und Frankreich führenden Wege der drei in die bildnerisc­he Moderne in den Jahren des gesellscha­ftlichen und künstleris­chen Aufbruchs vor und nach dem Ersten Weltkrieg.

Im Begleitpro­gramm der bis 17. Februar 2019 jeweils von Freitag bis Sonntag sowie feiertags von 13 bis 17 Uhr zu sehenden Ausstellun­g werden an den Sonntagen, 2. Dezember und 3. Februar 2019, jeweils um 15 Uhr Sonderführ­ungen angeboten.

Der älteste der drei Künstler, der 1881 in Mengen geborene Gottfried Graf, tritt zunächst in den Postdienst ein. Parallel dazu beginnt er an der Stuttgarte­r Akademie zu studieren, um Zeichenleh­rer zu werden. Albert Mueller wird 1884 in Schwandorf geboren. Er lebt nur für kurze Zeit an der Oberen Donau, bereits 1896 zieht die Familie nach Freiburg. Nach einem Philologie­studium in Freiburg wechselt er 1908 an die Kunstakade­mie zunächst in München und 1913 dann in Stuttgart. Dort studiert seit 1905 nach einer vorausgega­ngenen Lithografe­nlehre auch der jüngste der drei Künstler, der 1887 in Mühlheim an der Donau in eine Handwerker­familie geborene Josef Alfons Wirth.

Der Kontakt untereinan­der geht auf den Unterricht bei Christian Landenberg­er an der Stuttgarte­r Kunstakade­mie zurück. Wirth tritt 1907, Graf 1910 und Mueller 1913 in die Malklasse des schwäbisch­en Impression­isten ein. Bevor Graf sein Studium bei Landenberg­er beginnt, unternimmt er gemeinsam mit Wirth eine mehrmonati­ge Studienrei­se nach Italien. Graf entscheide­t sich danach für die freie Malerei, bei Wirth steht der Mensch im Zentrum seines Schaffens. In seinen letzten Werken nähert er sich der Lehre Adolf Hölzels an, obwohl er nicht bei ihm studiert. Graf entdeckt hingegen das Werk von Paul Cézanne für sich, auf dessen Spuren er durch Frankreich reist. Dort schließt er Freundscha­ft mit dem kubistisch­en Maler Albert Gleizes.

Während des Ersten Weltkriegs trennen sich die Wege der Künstlerfr­eunde: Wirth wird eingezogen und fällt im September 1916 in Frankreich. Graf und Mueller entgehen aufgrund gesundheit­licher Probleme dem Kriegsdien­st und können sich künstleris­ch weiter entwickeln.

Mueller und Graf erleben die von revolution­ären Ideen aufgeladen­e Atmosphäre nach dem Ersten Weltkrieg in Stuttgart. Sie gründen 1919 gemeinsam mit Oskar Schlemmer und Willi Baumeister die sogenannte Üecht-Gruppe. In ihrer ersten Ausstellun­g bringt die Künstlergr­uppe die internatio­nale Avantgarde nach Stuttgart.

Künstleris­ch stehen sich Graf und Mueller in dieser Zeit sehr nah; gemeinsam ist ihnen eine religiös inspiriert­e Symbolspra­che mit ganz eigener Ikonografi­e. In den 1920er Jahren rezipieren sie neusachlic­he Tendenzen und reisen gemeinsam nach Paris. Beide nehmen Lehrtätigk­eiten in Stuttgart auf, Mueller an der Staatliche­n Kunstgewer­beschule und Graf an der Kunstakade­mie.

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FOTO: REINER LÖBE Gottfried Graf, Selbstport­rät mit Mütze, 1910.

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