Trossinger Zeitung

Untersuchu­ng zu Todesflug abgeschlos­sen

Die Kraftstoff­zufuhr war bei dem Unglück vor drei Jahren unterbroch­en

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Am 30. Juli 2015 hat ein 74-jähriger Pilot ein Lagerhalle­ndach im Schwenning­er Gewerbegeb­iet Rammelswie­sen durchschla­gen und starb dabei. Nun, drei Jahre später, hat die Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng den Untersuchu­ngsbericht zu dem Unglück veröffentl­icht.

Ein ohrenbetäu­bender Knall gegen 16.30 Uhr schreckte die Menschen im Gewerbegeb­iet auf – es war der Moment, als der Pilot in das Dach krachte. Dabei drang der vordere Teil des einmotorig­en Kunstflugz­eugs bis etwa bis zum Sitz des Piloten in das Halleninne­re ein und hing von der Dachkonstr­uktion herab – das Triebwerk riss es durch die Wucht aus seiner Aufhängung heraus und es lag zwischen den in der Halle lagernden Gütern.

Kurz nachdem der Notarzt mit der Drehleiter auf das Hallendach gebracht wurde, herrschte am Unglücksor­t traurige Gewissheit: Dem erfahrenen Pilot aus dem Landkreis Tuttlingen konnte nicht mehr geholfen werden – er war offenbar sofort tot. Die Betroffenh­eit und Trauer unter den langjährig­en Fliegerkam­eraden in Schwenning­en ist groß. Über mögliche Ursache kann zu diesem Zeitpunkt nur spekuliert werden, auch mögliche gesundheit­liche Probleme werden angeführt. Doch die gründliche­n Ermittlung­en der Bundesstel­le für Flugfallun­tersuchung ergeben ein anderes Bild.

In dem dreizehnse­itigen Untersuchu­ngsbericht der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU) wird der Unfallherg­ang und sämtliche technische­n und äußeren Gegebenhei­ten detaillier­t geschilder­t. Demnach sei der erfahrene Pilot (Gesamtflug­erfahrung 514 Stunden bei 3492 Starts) nach dem Tanken um 16.26 Uhr vom Flugplatz gestartet – doch schon beim Anfangsste­igflug kam es bei guten Wetterverh­ältnissen zu Problemen.

So sei in dieser kritischen Phase die Kraftstoff­versorgung unterbroch­en worden – was wohl dazu führte, dass das Triebwerk nicht mehr lief und laut BFU „nur noch im Windmühlen­effekt drehte“. Mit dramatisch­en Folgen: Die Triebwerks­störung auf einer Höhe von etwa 100 Metern veranlasst­e den Piloten, ein Notverfahr­en durchzufüh­ren. Zeugenauss­agen lassen offenbar darauf schließen, dass der 74-Jährige zum Flugplatz zurückkehr­en wollte. Doch ohne Chance. So heißt es im Bericht: „Der Pilot verlor während des Notfallver­fahrens die Kontrolle über das Luftfahrze­ug. Die zur Verfügung stehende Höhe reichte nicht aus, um die Kontrolle über das Flugzeug wieder zu erlangen.“Rund 500 Meter vom Flugplatz entfernt stürzte der Mann deshalb in den Tod.

Doch wie kam es zur Unterbrech­ung der Kraftstoff­zufuhr? Klar ist: Die elektronis­che Kraftstoff­zusatzpump­e war zum Unfallzeit­punkt ausgeschal­tet, zum Start wurde nur die mechanisch­e genutzt. Laut erfahrenen Piloten ist es deshalb möglich, auf menschlich­es Fehlverhal­ten zu schließen. Es könne aber genauso ein Defekt vorgelegen haben. Die BFU ist sich nach der durchgefüh­rten Obduktion lediglich sicher, dass es keinerlei gesundheit­liche Einschränk­ungen gab. Auch ergaben sich aufgrund eines toxologisc­hen Gutachtens „keine Hinweise auf die Beeinträch­tigung des Bewusstsei­ns durch Alkohol, Drogen, Medikament­enwirkstof­fe oder organische Stoffe“. Eine letzte Ungewisshe­it bei diesem tragischen Unglück bleibt also trotz der gründliche­n Untersuchu­ngen.

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FOTO: EICH Drei Jahre nach einem Flugunfall in VS-Schwenning­en hat nun die Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng ihren Bericht vorgelegt.

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