Trossinger Zeitung

Ehepaar radelt gegen Rüstungsex­porte

Beate und Willi Koch aus Denkingen waren beim Staffellau­f „Frieden geht“dabei

- Manuel Schust

TUTTLINGEN - Um gegen deutsche Rüstungsex­porte zu protestier­en, haben beim Staffellau­f „Frieden geht“vom 21. Mai bis 2. Juni etwa 2000 Aktivisten mehr als 800 Kilometer von Oberndorf bis nach Berlin zurückgele­gt. Beate und Willi Koch aus Denkingen waren mit ihren Rädern dabei. Am Mittwoch haben sie im Tuttlinger Gemeindeze­ntrum der katholisch­en Kirche von der sportlich-politische­n Aktion berichtet.

Noch bevor der in Kooperatio­n der VHS und der katholisch­en Erwachsene­nbildung veranstalt­ete Vortrag begann, spannten die Referenten eine rund acht Meter lange Schnur aus. Was genau es damit auf sich hatte, sollte erst im Lauf des Abends deutlich werden. Zunächst erläuterte Willi Koch den Streckenve­rlauf der Aktion. 18 deutsche und internatio­nale Friedens- und Solidaritä­tsgruppen waren daran beteiligt. Gehend, joggend oder auf dem Rad Es sei kein Zufall gewesen, dass der Staffellau­f von Oberndorf aus gestartet wurde. Zwei große Rüstungsfi­rmen haben ihren Sitz in der Stadt am Neckar. Auch die weiteren Stationen seien mit Bedacht gewählt worden. Selbst wenn es auf den ersten Blick gar nicht so augenschei­nlich sei, profitiere­n verschiede­ne Firmen in den Städten Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Frankfurt, Fulda, Eisenach, Jena, Halle, Wittenberg, Potsdam und Berlin enorm von Rüstungsex­porten.

Bis zur Ankunft in Berlin, wo der Staffelsta­b politische­n Amtsträger­n überreicht wurde, mussten an insgesamt 13 Tagen Distanzen von bis zu 90 Kilometern zurückgele­gt werden. Die einzelnen Abschnitte wurden durch Gehen, Joggen, Radfahren und als Halbmarath­on und Marathon gemeistert.

Während die meisten Teilnehmer nur eine oder zwei Teiletappe­n absolviert­en, hatten sich die Eheleute Koch vorgenomme­n, eine deutlich längere Strecke zurückzule­gen. Da sie nicht sicher gewesen seien, ob sie die ganze Distanz konditione­ll schaffen würden, fuhren Beate und Willi Koch auf ihren Rädern zunächst nur bis Frankfurt. Der Zug brachte sie dann nach Eisenach, wo sie zum Schlussspu­rt nach Berlin wieder in die Pedale stiegen.

In vielen Städten seien die Aktivisten von Bürgermeis­tern und anderen städtische­n Repräsenta­nten herzlich empfangen worden. Neben überwiegen­d positiven Reaktionen habe man vereinzelt auch kritische Stimmen vernommen, die auf die Notwendigk­eit von Waffen und Militär verwiesen. Zivile Mittel statt Waffen „Ich bin kein naiver Spinner“, entgegnet Willi Koch. „Natürlich ist es wichtig, nicht nur gegen Militarism­us und Waffenexpo­rte zu sein, sondern auch Alternativ­en aufweisen zu können.“Hierbei verwies Koch auf das ins Entwicklun­gshilfemin­isterium eingebette­te „Forum Ziviler Friedensdi­enst“(ZFD).

Das Forum ZFD setzt sich für die Überwindun­g von Krieg und Gewalt mit zivilen Mitteln ein. Es könne nicht sein, dass dem zivilen Friedensdi­enst lediglich 45 Millionen zukämen, für Militäraus­gaben aber das 822-fache, nämlich 37 Milliarden zur Verfügung stünden, so Koch.

Und so kam die 8,22 Meter lange Schnur wieder ins Spiel: Lediglich ein Zentimeter des Bindfadens mache die Alternativ­e zur Kriegsführ­ung aus – nach Kochs Ansicht ein völliges Missverhäl­tnis.

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FOTO: MANUEL SCHUST Beate und Willi Koch berichten von ihren Erlebnisse­n.

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