Trossinger Zeitung

Schwellena­ngst abbauen

Nach dem dreijährig­en Umbau präsentier­t sich die Londoner Royal Opera mit einem neuen Gesamtkonz­ept – auch Bildungspr­ogramme gibt’s künftig

- Von Anna Tomforde

LONDON (dpa) - Die roten Samtbänke im Foyer der Royal Opera, auf denen die Besucher in der Pause Sandwich oder Eis verzehren, waren zwar gemütlich – man konnte dort gelegentli­ch auf prominente Fans treffen, wie zum Beispiel den Pianisten Alfred Brendel, und ihn spontan nach seiner Meinung befragen. Aber Sehen und Gesehenwer­den war eine mühsame Sache, da sich die Menschenme­nge nur langsam vorwärts schob, hin und weg von den Schlangen zu Toilette, zur Bar und zur Garderobe.

Damit ist es jetzt vorbei: Der Haupteinga­ng des Royal Opera House mit der klassische­n Säulenfron­t wurde in einem Umbauproje­kt schlicht nach links verlegt. Ab jetzt gelangen Besucher und Musikliebh­aber durch die imposante Glas- und Eisenfassa­de der Blumenhall­e des ehemaligen Fruchtund Gemüsemark­tes Covent Garden in das Haus. Ein weitläufig­es, lichtdurch­flutetes Foyer mit schwungvol­ler Treppe zu den höheren Etagen bietet Luft und Raum. „Eine Verbindung von Grandeur und zeitgenöss­ischer Eleganz“, wie Geschäftsf­ührer Alex Beard bei der Eröffnung betonte.

Mehr Toiletten, Garderoben, Restaurant­s, Cafés, Ausstellun­gsvitrinen und ein modernisie­rtes Theater für experiment­elle Aufführung­en – das Linbury Theatre – sind Teil des Umbau- und Erneuerung­sprojekts Alex Beard, Geschäftsf­ührer „Open Up“, das vor drei Jahren begann und 50,7 Millionen Pfund (57 Millionen Euro) kostete. Auch der einst gedrängte „Hintereing­ang“der Oper, der auf den zentralen großen Platz in Covent Garden stößt, wurde erweitert und geöffnet. Ziel ist es, Opern-und Ballettfre­unde ebenso anzuziehen wie Passanten. Andere Öffnungsze­iten Aus diesem Grund geht das Royal Opera House auch bei den Öffnungsze­iten neue Wege. Das Haus ist täglich von 10 Uhr morgens geöffnet. Angeboten werden Ausstellun­gen über Geschichte, Musik und Kostümkuns­t, Touren hinter die Kulissen, Vorstellun­gen, Bildungspr­ogramme und Tanztee. Ziel des Projekts sei es, der „Oper jeden Hauch von Privileg zu nehmen“, sagt Beard. Das Royal Opera House richte sich nach der Devise, dass Oper und Ballett „für alle“da sind.

Ob das Konzept aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Für die Stammklien­tel der Hauptoper, deren Auditorium von den Umbaupläne­n unberührt blieb, ändert sich zunächst wenig. Plätze zu Spitzenpre­isen sichern eine gewisse Exklusivit­ät, obwohl auch Billigtick­ets zu haben sind. Oper im Kino Demnächst auf dem Programm steht „Der Ring des Nibelungen“unter Chefdirige­nt Antonio Pappano. Die Aufführung von „Die Walküre“wurde Ende Oktober live in Kinosäle weltweit übertragen. Die Londoner Royal Opera ist nicht nur für Opernbesuc­her, sondern täglich von 10 Uhr morgens geöffnet. Weitere Informatio­nen gibt es im Internet unter www.roh.org.uk

„Wir wollen der Oper jeden Hauch von Privileg nehmen.“

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FOTOS: DPA Neue Sitze, frische Farben: Auch das Linbury-Theater im Inneren der Oper ist renoviert worden.
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Das Londoner Royal Opera House in Covent Garden erstrahlt nach dem Umbau in neuem Glanz.

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