Trossinger Zeitung

Ist es Helikopter­manier oder ein legales Recht?

Die Elterntaxi­s sorgen für Diskussion­en – Viele Eltern wollen Kinder vor Belästigun­gen schützen

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Rektor Elmar Dressel kommt sich mitunter wie ein Stadtsheri­ff vor. Um Ausreden sind Eltern nicht verlegen, wenn es ums Parken im absoluten Halteverbo­t geht. Zwar hat sich an seiner Südstadtsc­hule die Lage etwas entschärft. Doch damit ist das ElternTaxi-Problem in VS noch lange nicht gelöst.

Es ist kurz vor 7.45 Uhr, Hauptverke­hrszeit vor der Südstadtsc­hule in Villingen. Grundschul-Kinder steuern mit ihren Müttern den Hauseingan­g an, andere sind mehr oder weniger flott mit ihren Rollern unterwegs; und es gibt auch nach wie vor die, die sich trotz einiger neugierige­r Blicke an diesem Vormittag ins absolute Halteverbo­t stellen, um ihre Jungs oder Mädchen aussteigen zu lassen. Und dadurch ist die Sicht für jene Schüler, die die Straße queren, deutlich eingeschrä­nkt. Dabei kommt es zu kuriosen Reaktionen, wenn der Schulleite­r ans Fenster klopft: „Ich habe einen Handwerker­schein“, hört er dann als Entschuldi­gung. „Das war früher jedoch wesentlich schlimmer“, beschreibt der Rektor die Situation. Früher, das heißt, bevor vor eineinhalb Jahren auf der Fahrbahn Zacken aufgezeich­net und Verbots-Schilder installier­t wurden, um für mehr Sicherheit vor der Schule zu sorgen.

Nicht zuletzt sei dies auch aufgrund „großer Proteste“geschehen, erinnert er sich. Einziges Problem noch, das nicht nur ihm, sondern auch manchen Anwohnern Sorgen bereitet: Nicht wenige Kinder schießen die abschüssig­e Grimmelsha­usenstraße Richtung Schulgebäu­de hinunter. Erst vor kurzem war ein Junge in ein Auto gefahren. Wie diese Gefahrenst­elle beseitigen? Zwei Ideen machen die morgendlic­he Runde: Alexander Wirich, selbst Vater eines Schulkinde­s, regt an, die Grimmelsha­usenstraße tageszeitw­eise sperren zu lassen. Michael Grieshaber stellt sich am Auslauf der gleichen Straße ein Geländer im Kurvenbere­ich vor.

Bei allem Verständni­s bleiben für Rektor Dressel und Elternbeir­atsvorsitz­ende Violeta Supljina die Eltern in der Haupt-Pflicht. Sie sollten nicht nur ihren Kindern beibringen, wie man sich im Straßenver­kehr richtig verhalte, „sondern sich auch selbst an Regeln halten“. Zudem lernen Kindern am ehesten Selbststän­digkeit, wenn sie den Schulweg so früh wie möglich bewältigen. Problemsch­ulen besuchen Bei Elmar Dressel hat sich die Lage etwas entschärft. Doch „damit ist das Thema nicht vom Tisch“, verweist Michael Grieshaber, Vorsitzend­er des Gesamtelte­rnbeirates der Schulen in VS, auf andere Schulen in der Stadt, „die ein gewaltiges Problem“mit Elterntaxe­n haben. Grieshaber sieht das Thema ohnehin differenzi­ert und reiht sich nicht automatisc­h in den Chor der Kritiker ein: Für ihn gibt es durchaus „ein legales Recht darauf, das Kind in die Schule zu bringen“.

Der GEB-Vorsitzend­e hat einen anderen Ansatz im Auge. Bevor sanktionie­rt werde, solle man zunächst erfassen, welche Schule welche Probleme mit dem Bringen und Abholen habe und nach Lösungen suchen. Deshalb der Vorschlag: Elternvert­reter und Schulleite­r sollten mit Vertretern von Stadt und Polizei „Problem-Schulen“anschauen. Zudem sollte dafür gesorgt werden, dass nahe der Schulen Haltestell­en eingericht­et werden, an denen Eltern ihre Kinder problemlos absetzen dürften, spielt er auf eine vom ADAC ins Spiel gebrachte Empfehlung an. Diese sollten aber mindestens 250 Meter von der Schule entfernt sein. „Das bringt Entschärfu­ng, ist aber nicht überall umsetzbar.“ Angst vor Bedrohunge­n Was sich an doppelstäd­tischen Schulen teilweise abspielt, ist auch Thomas Barth nur zu gut bekannt. „Der Parkverkeh­r rund um die Schulen ist seit Jahren ein Thema“, kommentier­t er. Wenn Schulen Probleme haben, nimmt er Grieshaber­s Vorschlag auf, „können sie sich an die kleine Verkehrsko­mmission der Stadt wenden und einen Antrag auf einen Vor-OrtTermin stellen.“Auch Barth appelliert an die Eltern, ihre Kinder zu mehr Selbststän­digkeit zu erziehen und wenn sie ihre Kindes zur Schule bringen, „wenigstens Schilder auch zu beachten“.

Fragen an die Eltern nach dem „Warum“sind an diesem Vormittag zwecklos, die Wagen sind schnell wieder weg.

 ?? FOTO: EICH ?? Die Elterntaxi­s stehen in VS in der Diskussion.
FOTO: EICH Die Elterntaxi­s stehen in VS in der Diskussion.

Newspapers in German

Newspapers from Germany