Viel Kritik für Kretschmanns Querschuss
Baden-Württembergs Ministerpräsident will „Männerhorden“in die Pampa schicken
LEIPZIG - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat mit Äußerungen zum Umgang mit kriminellen Flüchtlingen Kritik auf sich gezogen. Nach der Freiburger Gruppenvergewaltigung eines jungen Mädchens schlug er vor, Männer, die in Großstädten in Gruppen Straftaten begehen, aufs Land zu verteilen. „Salopp gesagt, ist das gefährlichste, was die menschliche Evolution hervorgebracht hat, junge Männerhorden. Solche testosterongesteuerten Horden können immer Böses anrichten“, sagte er dem „Mannheimer Morgen“und der „Heilbronner Stimme“. „Der Gedanke, dass man da welche in die Pampa schickt, ist nicht falsch.“
Dies sagte Kretschmann, während die Grünen am Wochenende in Leipzig zum Bundesparteitag zusammenkamen, er selbst war nicht vor Ort. Bei den Delegierten und in der Parteispitze spielten die Äußerungen keine große Rolle, sondern wurden mit Achselzucken zur Kenntnis genommen. „Ich hätte es anders formuliert“, sagte Parteichefin Annalena Baerbock, aber in der Sache unterstreiche Kretschmann das, wofür die Grünen stritten. Grünen-Fraktionschef Toni Hofreiter meinte, bei heiklen Themen solle man auf seine Sprache achten. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sagte, er hätte eine staatstragendere Sprache empfohlen, „das ist nicht unsere Sprache, diese radikale Sprache“. Allerdings könne man Kretschmanns Äußerungen auch „als Ablehnung von Ankerzentren lesen“, in denen diese jungen Männer kaserniert seien. Andere gaben zu bedenken, dass man doch gerade den ländlichen Raum stärken wolle und es deshalb komisch sei, wenn man von „Pampa“rede.
Während die Parteispitze nur auf Anfrage der Presse auf Kretschmanns Äußerungen reagierte und diese elegant als Kritik an Ankerzentren umdeutete, meldete sich die Grüne Jugend Baden-Württemberg zur Wort: „Flapsige Sprüche helfen uns an diesem Punkt nicht weiter und das präventive Wegsperren von ,Tunichtguten’ in Lagern ohne richterliches Urteil ist mit unserem Rechtssystem nicht vereinbar.“Zuvor hatte schon Tübingens grüner Oberbürgermeister Boris Palmer auf Facebook gefordert, gewaltbereite Flüchtlinge in „sicheren Landeseinrichtungen“in „entlegenen Gegenden“unterzubringen. Auch dieser Vorstoß war bei vielen Grünen schlecht angekommen. Problem verlagert, nicht gelöst Der Deutsche Städte- und Gemeindebund erteilte Kretschmann inhaltlich eine Absage: „Es macht wenig Sinn, straffällige Asylbewerber aufs Land zu schicken, um die Großstädte zu entlasten“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem „Handelsblatt“. Damit löse man keine Probleme, sondern verlagere sie nur. Auch die Opposition in Baden-Württemberg rügte Kretschmanns Äußerungen. FDP-Fraktionschef Ulrich Rülke bezeichnete sie als „bloße Kraftmeierei“. „Zu befürchten bleibt zudem, dass seinen markigen Worten kaum Taten folgen werden“, sagte er.