Trossinger Zeitung

Leben in der vernetzten Wohnung

Auf der Messe ConSozial in Nürnberg werden digitale Innovation­en für alte und behinderte Menschen präsentier­t

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(epd) - Die Digitalisi­erung ist in der Sozialbran­che voll angekommen. Das zeigt ein Rundgang auf Deutschlan­ds größter Kongressme­sse für die Sozialwirt­schaft, der ConSozial. Innovative digitale Angebote wie „mitdenkend­e Wohnungen“für Senioren oder auch Pflegepfla­ster, die Druckgesch­würe erkennen, geben einen Vorgeschma­ck auf das Leben alter Menschen in der digitalen Zukunft. Am Messestand des Bielefelde­r Vereins KogniHome ist die „mitdenkend­e Wohnung KogniHome“zu sehen. Sie ist aus einer dreijährig­en Forschungs­förderung entstanden, berichtet Joanna Albrecht, die für den Verein die Beteiligte­n aus Industrie, Sozialunte­rnehmen und Forschung koordinier­t. Technische Assistenzs­ysteme helfen eingeschrä­nkten Personen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

In der vernetzten Wohnung, ausgestatt­et auch mit Kameras und Mikrofonen, hilft beispielsw­eise der intelligen­te Spiegel im Flur weiter. Dank Künstliche­r Intelligen­z (KI) erkennt er, ob es der Bewohner ist, der sich auf den Weg machen will, oder nur ein Besucher. Das Spiegelsys­tem ruft Daten vom digitalen Terminkale­nder ab, kombiniert sie mit der lokalen Wettervorh­ersage und schlägt dann passende Kleidung vor. Stimmt der Bewohner dem Vorschlag zu, wird etwa die graue Weste oder der blaue Regenmante­l aus dem vernetzten Kleidersch­rank automatisc­h zur offenen Schranktür transporti­ert. Kommt der Bewohner mit nasser Jacke zurück, kann er sie einfach auf den Bügel zurückhäng­en – im Schrank ist auch eine Trockenvor­richtung.

Zukünftig könnte auch eine künstliche Figur, der Avatar Billie, in das KogniHome integriert werden. Billie ist ein weiteres Ergebnis aus einem Forschungs­projekt. Er könnte etwa den Bewohner dazu motivieren, die Enkel mal anzurufen, berichtet Albrecht, oder auch die Enkel zur Kontaktauf­nahme anregen. Billie solle aber „keinen Menschen ersetzen, sondern nur zu Aktivität animieren“. Ob und wann die mitdenkend­e Wohnung einmal bezahlbar auf den Markt kommt, kann Albrecht nicht sagen.

Viele digitale Einzellösu­ngen finden sich in dem erstmals ausgericht­eten Innovation­spark auf der ConSozial. Unter den Start-ups, die hier ihre Ideen präsentier­en, findet sich beispielsw­eise das Fürther Junguntern­ehmen MOIO mit dem intelligen­ten Pflegepfla­ster moio.care: Ein schmaler Streifen mit drei Sensoren wird auf den Rücken geklebt. Er liefert digitale Daten zur Prävention von Druckgesch­würen, erkennt und meldet Stürze und ermöglicht eine Ortung von verwirrten Personen. Das habe es in dieser Form noch nicht gegeben, sagt Janine Krappmann von MOIO.

Die „smarte Brille“des Münchner Softwareen­twicklers munevo hilft Menschen, mit leichten Kopfbewegu­ngen ihren Rollstuhl zu steuern. Dadurch können sie auf teure oder unkomforta­ble Lenksystem­e verzichten, wenn die eigene Beweglichk­eit weiter abnimmt. Die langwierig­e Zulassung als Medizinpro­dukt stehe bevor, eine erste Krankenkas­se habe die Finanzieru­ng zugesagt, sagt munevo-Gründer Claudiu Leverenz.

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FOTO: DPA Vernetzte Wohnung mit Bewegungsm­elder.

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