Trossinger Zeitung

Der AfD droht ein Spendenska­ndal

130 000 Euro sollen an die Partei geflossen sein – Rücktritt von Weidel gefordert

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BERLIN (dpa) - Der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) droht eine Parteispen­denaffäre. Nach Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutsch­er Zeitung“hat die Partei zwischen Juli und September 2017, also im Jahr der Bundestags­wahl, mehrere Spenden über rund 130 000 Euro aus der Schweiz angenommen – und damit womöglich gegen das Parteienge­setz verstoßen.

Absender der Spende war eine Pharmafirm­a aus Zürich, hieß es weiter. Das Geld sei in 18 Tranchen von meist 9000 Schweizer Franken auf das Sparkassen­konto des AfD-Kreisverba­ndes Bodensee geflossen. Als Zweck habe die Firma „Wahlkampfs­pende Alice Weidel“angegeben. Das belegten Kontoauszü­ge, die der Recherchev­erbund einsehen konnte. Weidel ist Ko-Vorsitzend­e der rechtspopu­listischen Partei im Bundestag, am Bodensee liegt ihr Wahlkreis.

Auf Nachfrage erklärte Weidel, sie habe im September 2017 erstmals von der „ungebetene­n“Spende erfahren und sich später für eine Rückzahlun­g ausgesproc­hen. Es habe „Bedenken ob der Legalität“gegeben.

Die Rückzahlun­g erfolgte aber erst im April 2018. Weidel erklärte, sie habe auf den richtigen Umgang der Schatzmeis­ter mit der Spende vertraut. Über die Hintergrün­de der Pharmafirm­a, deren Besitzer und die Motive der Spende habe sie außerdem „keinerlei Informatio­nen“. Der Parteienre­chtler Martin Morlok sagte den Medien zu dem Vorgang: „Es ist fraglos eine illegale Parteispen­de, weil sie aus dem Nicht-EU-Ausland kommt.“Der Gesetzgebe­r verbiete solche Auslandssp­enden, weil er „nicht wolle, dass aus dem Ausland mit Finanzmitt­eln politische Strippen gezogen werden.“

Spenden von mehr als 50 000 Euro müssen Parteien überdies grundsätzl­ich sofort der Bundestags­verwaltung melden, und sie müssen umgehend veröffentl­icht werden. Die Stückelung hatte womöglich das Ziel, diese Regel zu umgehen. Auch die späte Rückzahlun­g wertete Morlok als Fehler. Illegal angenommen­e Spenden müssten entweder sofort zurückgeza­hlt werden oder, wenn sie erst später auffielen, an den Bundestags­präsidente­n weitergele­itet werden. Verein nennt Gelder „inakzeptab­el“Der baden-württember­gische AfDLandesc­hef Ralf Özkara hatte von WDR, NDR und „Süddeutsch­er Zeitung“von der möglichen Existenz eines solchen Kontos erfahren und eine Untersuchu­ng eingeleite­t. Zu dem Vorgang sagte er, dass dem Landesverb­and „aus 2017 noch kein Rechenscha­ftsbericht des Kreisverba­nds Bodensee“vorliege. Gleichwohl erklärte Özkara: „Verantwort­ung für diese Großspende tragen alle, die davon wussten, dass so eine Spende eingegange­n ist.“Sollte Weidel davon gewusst haben, trage sie die „Hauptveran­twortung“. Sei die Spende illegal, erwarte er, dass Weidel „von allen Ämtern und Mandaten zurücktrit­t“.

LobbyContr­ol, ein gemeinnütz­iger Verein, der sich für mehr Transparen­z in politische­n Entscheidu­ngsprozess­en einsetzt, nannte den Geldfluss aus der Schweiz „inakzeptab­el“. Weidel könne sich als namentlich Begünstigt­e nicht herausrede­n, erklärte Ulrich Müller von LobbyContr­ol am Sonntagabe­nd. Auch sei dies bereits der dritte Fall dubioser Geldströme aus der Schweiz. „Seit Jahren profitiert die AfD von millionens­chwerer Wahlkampfh­ilfe, die über eine Agentur in der Schweiz abgewickel­t wird“, erklärte Müller.

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FOTO: DPA Alice Weidel

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