Trossinger Zeitung

Die Jugend-Suche der evangelisc­hen Kirche

- Von Franziska Hein, Würzburg

unge Menschen und Digitalisi­erung – beide Themen gehören zusammen, und beide Themen könnten darüber entscheide­n, wie die Kirche in Zukunft gesellscha­ftlich wirken kann. Das machte die Präses der Synode der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d (EKD), Irmgard Schwaetzer, deutlich. Bis Mittwoch tagt die Synode in Würzburg. Mit Kirche verbinden viele junge Menschen starre Hierarchie­n, Regeln und selten Spaß. Doch das höchste Parlament der verfassten Kirche will jungen Leuten gerade in den Gremien mehr Platz und Raum bieten. Sie sollen besser beteiligt werden und mitentsche­iden dürfen. Wie das gelingen kann, darüber diskutiere­n die Synodalen. Eine Jugendkonf­erenz, die unmittelba­r vor der Jahrestagu­ng der evangelisc­hen Kirche zusammentr­itt, ist nur eine Idee. Eine Quote für Menschen unter 30 bei Synoden, auch auf Kreis- und Landeseben­e, eine zweite. „Die Kirche soll lebendiger werden und mehr Kraft haben“, sagte EKD-Ratsvorsit­zender Heinrich Bedford-Strohm.

Dabei stellte er die Chancen und Probleme heraus, die in beiden Themen liegen. Die Kirche könne nicht für jeden Lebensstil und jede Lebenssitu­ation ein Angebot machen. Um dieser Erwartung dennoch stärker gerecht zu werden, sei ein erster Schritt, dass die Kirche sich besser vernetzen müsse. „Die modernen Kommunikat­ionstechno­logien geben viele Möglichkei­ten, die Angebote so zu vernetzen, dass Menschen das finden, was ihren Glauben stärkt“, sagte Bedford-Strohm.

Auch die Verfehlung­en der Kirche im Umgang mit Kindern, Jugendlich­en und Schutzbefo­hlenen fanden einen deutlichen Niederschl­ag im Bericht des Ratsvorsit­zenden. Wenn die Kirche in diesen Tagen darüber spricht, wie sie attraktive­r werden will für die nachfolgen­de Generation, muss sie auch über ihren Umgang mit sexualisie­rter Gewalt sprechen. „Wir sind als Kirche eine Institutio­n, die für radikale Liebe steht. Wenn im Rahmen dieser Institutio­n Handlungen passieren, die das Leben von Menschen zerstören, dann wird mit Füßen getreten, wofür wir stehen“, sagte Bedford-Strohm und bat im Namen des Rats um Vergebung bei den Betroffene­n sexueller Gewalt. Am Dienstag wird die Synode über den Umgang mit sexuellem Missbrauch sprechen. Die EKD will zwei unabhängig­e Studien in Auftrag geben, die die Missbrauch­sfälle aufarbeite­n und gleichzeit­ig Handlungse­mpfehlunge­n geben.

Im Ratsberich­t wurde der bayerische Landesbisc­hof, der an der EKDSpitze die rund 21,5 Millionen deutschen Protestant­en repräsenti­ert, auch politisch. Er bezog sich auf die Gedenkvera­nstaltunge­n zum 80. Jahrestag der Reichspogr­omnacht und zum Ersten Weltkrieg (1914-1918), der am Sonntag vor 100 Jahren endete. „Wir werden nie und nimmer zulassen, dass die Erinnerung daran verächtlic­h gemacht wird“, sagte er zum Völkermord an den Juden.

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