Trossinger Zeitung

Finanzexpe­rten beantworte­n Fragen der SZ-Leser beim Finanzforu­m

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Unter dem Motto „Null Zinsen, null Anlagechan­cen? Ausblick auf das Anlagejahr 2019“haben die Finanzmark­texperten Hartwig Webersinke, Professor für Finanzdien­stleistung­en an der Hochschule Aschaffenb­urg, und Vermögensv­erwalter Andreas Glogger (Fotos: Elke Obser) beim SZ-Leser-Finanzforu­m erklärt, was das Jahr 2019 für Anleger bringt und worauf es bei der Geldanlage ankommt. Webersinke und Glogger, der dem Kapitalfor­um Schwaben vorsitzt, beantworte­ten dabei auch die Fragen der Leser. Was empfehlen Sie Anlegern, wie Sie ihr Vermögen am besten streuen können? Glogger: Es empfiehlt sich, eine gewisse Grundliqui­dität auf dem Konto zu haben, aber bitte nicht mehr. Bei Nullzinsen und den aktuellen Inflations­raten führt das zu einer schleichen­den Enteignung. Den Rentenmark­t würden wir untergewic­hten und das Geld lieber in Unternehme­nsanleihen, Aktien und Immobilien stecken. Webersinke: Im aktuellen Marktumfel­d ist Kapitalerh­alt statt Renditejag­d das Gebot der Stunde. Das schaffe ich am besten mit Substanzwe­rten wie Aktien und Immobilien. Wie kann ich ethisch verantwort­lich investiere­n? Webersinke: Es gibt eine Reihe von Investment­fonds, die ethisch verantwort­lich investiere­n. Allerdings muss man sich im Klaren sein, was das für einen selbst bedeutet. Denn was ethisch verantwort­liche Anlagen sind, definieren viele Fondsanbie­ter unterschie­dlich. Glogger: Das ist in der Tat ein schwierige­s Feld. Wo man die Grenze zieht, muss jeder selbst entscheide­n. Ist es beim Waffenhers­teller? Oder schon bei seinen Zulieferer­n? Wie sieht es mit Edelmetall­en aus? Lohnt es sich, einen Teil des Vermögens in Gold anzulegen? Webersinke: Seit rund fünf Jahren stagniert der Goldpreis. Gold braucht für anziehende Kurse Inflation und die haben wir derzeit nicht. Glogger: Eine Beimischun­g von bis zu zehn Prozent im Depot kann Sinn machen. Doch es gibt aktuell bessere Alternativ­en. Wie stehen Sie zu Lebensvers­icherungen angesichts sinkender Ablaufleis­tungen und der Diskussion­en über die finanziell­e Stabilität einiger Versichere­r? Webersinke: Verkaufen oder Stornieren macht in den meisten Fällen keinen Sinn. Das geht einher mit deutlichen Verlusten, denn in den ersten Jahren bezahlen Sie mit Ihren Beiträgen nur die Provision für den Vermittler. Aufschluss über den Wert der Verträge geben die Standmitte­ilungen der Versichere­r, für die seit diesem Jahr strengere Vorgaben gelten. Kunden sollten sich die nächsten Schreiben ihrer Versichere­r also genau ansehen. Glogger: Lebensvers­icherungen müssen den größten Teil ihrer Gelder in Staatsanle­ihen investiere­n. Das ist nicht mehr wie früher risikolos. Es kann also sinnvoll sein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Was halten Sie von Garantiefo­nds? Glogger: Nichts. Mit Garantiefo­nds füllen Sie vor allem die Taschen der Fondsanbie­ter. Die Kosten für solche Garantien sind in der Regel so teuer, dass für den Anleger kaum noch eine Rendite übrig bleibt. Was muss ich für einen Vermögensv­erwalter zahlen? Glogger: Die Branche ist streng reguliert. Als unabhängig­er Vermögensv­erwalter dürfen wir keine Provisione­n nehmen. Aber auch wir müssen von etwas leben. Unsere Gebühren bemessen sich am verwaltete­n Vermögen und liegen bei ungefähr einem Prozent. Dann sparen Sie sich aber auch den Fondsmanag­er und mögliche Ausgabeauf­schläge. Verwalterm­andate machen ab einer Summe von 100 000 Euro Sinn. (sz)

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Hartwig Webersinke
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Andreas Glogger

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