Trossinger Zeitung

Krise als Chance

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Mit der Bahn kann es nur wieder aufwärts gehen, wenn die Fehler einer jahrzehnte­lang verfehlten Verkehrspo­litik brutal ins Rampenlich­t geraten. Das ist inzwischen der Fall. Die Fahrgäste merken es jeden Tag. Verspätete, überfüllte oder gleich gestrichen­e Züge sind der äußere Ausdruck der Misere. Der Konzern häuft Schulden an, weil er versäumte Investitio­nen in eine moderne Ausrüstung der Fahrzeuge und Stationen sowie die wachsende Nachfrage nach Bahnfahrte­n nachholen muss. Derweil verkommt ein Teil der Trassen, weil der dafür verantwort­liche Bund an der Instandhal­tung von Brücken und Schienen sparte. Die große Krise der Bahn ist nicht mehr zu übersehen.

Es gibt ein Fünkchen Hoffnung, dass diese zugespitzt­e Situation zur Chance für den Schienenve­rkehr wird. Die Politik weiß, dass ein weiterer Verschleiß der Infrastruk­tur das System gefährdet, etwa wenn Brücken auf zentralen Verbindung­en gesperrt werden müssten. Sie weiß auch um die Bedeutung der Bahn für die notwendige Verkehrswe­nde. Darüber haben die Bürger längst mit den Füßen abgestimmt. Sie fahren trotz aller Widrigkeit­en immer häufiger mit dem Zug an den Arbeitspla­tz oder in den Urlaub. Weil so vieles nicht klappt, steigt der Druck im Kessel. Das Bekenntnis der großen Koalition zum Schienenve­rkehr ist ein Ausdruck der Einsicht, der Taten allerdings nun folgen müssen.

Die Chance liegt in der ausgezeich­neten Kassenlage des Bundes. Vermutlich kann kein Verkehrsmi­nister mehr für die Sanierung und den Ausbau der Trassen heraushole­n als der amtierende. Doch das muss schnell gehen. Sollte die Koalition vor einer Festlegung darauf platzen, steht auch ein solider Bahnverkeh­r wieder in den Sternen.

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