Trossinger Zeitung

ADAC kritisiert amtliches Schreiben an Dieselbesi­tzer

Autofahrer­club bemängelt fehlende Distanz – Erste Zulassungs­anträge für Hardware-Nachrüstun­gen

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BERLIN (dpa) - Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gerät wegen eines Briefs an Besitzer älterer Diesel zu Preisnachl­ässen für den Kauf sauberer Wagen zunehmend in die Kritik. Der Autofahrer­club ADAC bemängelte, dies führe „bei vielen Empfängern zu erhebliche­n Irritation­en“, da für weitere Fragen nur Kontaktdat­en dreier deutscher Hersteller genannt würden. Eine neutrale Beratung zur Ausgestalt­ung von Prämien sei damit nicht gewährleis­tet, heißt es in einem ADAC-Schreiben an den Vorsitzend­en des Beirats beim KBA.

Auch die Verbrauche­rzentralen hatten kritisiert, die Hinweise des KBA auf „Umtauschak­tionen“von BMW, Daimler und VW ließen „nötige Distanz zur Industrie vermissen“. Die Flensburge­r Behörde mache „abermals keine gute Figur im Abgasskand­al“. Vom KBA erwarteten Betroffene neutrale Informatio­nen, wann es sinnvoll sei, seinen Wagen zu tauschen oder auf die HardwareNa­chrüstung zu warten. Grüne und FDP sehen das KBA-Schreiben ebenfalls äußerst kritisch. Das Bundesverk­ehrsminist­erium verteidigt­e den Brief dagegen als „reines Informatio­nsschreibe­n“.

Extrarabat­te für den Kauf sauberer Wagen gehören zu einem Paket mit neuen Maßnahmen, mit denen die Bundesregi­erung Dieselfahr­verbote in 15 Städten mit besonders hoher Luftversch­mutzung vermeiden will. Der ADAC warnte, viele Betroffene verstünden die Briefe des KBA als „einseitige Werbeaussa­ge zugunsten der genannten Hersteller“. Nach Schilderun­gen von ADAC-Mitglieder­n führe es zu einer „Erosion in das Vertrauen staatliche­r Einrichtun­gen“, wenn sie als „Vorfeldein­richtungen von Automobilh­erstellern auftreten“. Das KBA sollte „neutral über Maßnahmen aller Hersteller“informiere­n.

Das KBA hatte geschriebe­n, wer die Umtauschpr­ämien in Anspruch nehme, leiste „einen wirksamen und maßgeblich­en Beitrag zur Reduzierun­g der Fahrzeugem­issionen und zu einer Verbesseru­ng der Luftqualit­ät in unseren Städten“. Zudem wurde auf Hotlines der Hersteller BMW, Daimler und VW verwiesen.

Volkswagen und Daimler sind auch bereit, dann noch verblieben­e ältere Dieselauto­s in den „Intensivst­ädten“für bis zu 3000 Euro pro Wagen mit Katalysato­ren nachrüsten zu lassen. Bei Daimler hieß es, die Hardware-Nachrüstun­g durch Drittanbie­ter müsse vom KBA zugelassen werden und dazu berechtige­n, in bestimmten Städten auch in Straßen mit Fahrverbot­en einzufahre­n. VW kündigte an, sich an den Nachrüstun­gen zu beteiligen, wenn Kunden dies wünschten. Es wird davon ausgegange­n, dass Hardware-Nachrüstun­gen nicht vor 2020 verfügbar sind.

Derweil sind beim KBA nach einem Bericht des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d erste Anträge von Anbietern für Hardware-Nachrüstun­gen bei Dieselauto­s eingegange­n. „Dem KBA liegen derzeit vier Anträge zweier Hersteller vor“, heißt es demnach in der Antwort des Verkehrsmi­nisteriums auf eine Anfrage der FDP-Bundestags­fraktion, die dem RND vorliegt.

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FOTO: IMAGO Brief des Kraftfahrt-Bundesamte­s an Dieselbesi­tzer.

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