Trossinger Zeitung

Kalifornie­n brennt

Mindestens 25 Tote – Gottschalk­s Villa zerstört – Trump kritisiert demokratis­che Regierung

- Von Barbara Munker und Christiane Jacke

LOS ANGELES/SAN FRANCISCO (dpa) - Mindestens 25 Menschen sind in den Flammen umgekommen, Tausende Häuser abgebrannt, riesige Flächen verkohlt: Die Waldbrände in Kalifornie­n richten große Zerstörung an – und Entspannun­g ist nicht in Sicht. Mehr als 6450 Wohnhäuser sind bislang den Flammen zum Opfer gefallen, rund 15 000 Gebäude sind weiterhin vom Feuer bedroht. Damit zählt diese Feuerkatas­trophe zu den schlimmste­n Flächenbrä­nden in der Geschichte des Westküsten­staates. Auch der Promi-Ort Malibu ist betroffen, die Villa von Thomas Gottschalk brannte komplett nieder. Viele Stars mussten ihre Villen verlassen.

In Paradise im Norden des Bundesstaa­tes gelang vielen Menschen die Flucht aus dem Feuer nicht. Mindestens 23 Menschen starben dort nach offizielle­n Angaben im sogenannte­n „Camp“-Feuer. Weitere Opfer werden in den ausgebrann­ten Häuserruin­en befürchtet, Dutzende Menschen werden noch vermisst. Der kleine Ort wurde durch die Brände zu großen Teilen zerstört. Mehr als 4000 Feuerwehrl­eute waren allein im Raum um Paradise im Einsatz. Das Feuer breitete sich dort auf einer Fläche von mehr als 44 000 Hektar aus. Bis Sonntagmit­tag (Ortszeit) gelang es der Feuerwehr, das Feuer zu etwa 25 Prozent einzudämme­n. Doch die Gefahr ist bei Weitem nicht gebannt.

Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreibe­n, sagte die Bürgermeis­terin der kleinen Gemeinde dem US-Sender CNN. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, sagte Jody Jones.

Brad Weldon entkam der Feuerhölle nur knapp. Mit einem Gartenschl­auch und Eimern Wasser habe er stundenlan­g gegen die Flammen angekämpft, sagte der 63-Jährige dem „San Francisco Chronicle“. Alle Nachbarn seien geflüchtet, doch seine bettlägeri­ge 90 Jahre alte Mutter wollte das Haus nicht verlassen. Um sie herum sei alles abgebrannt. Malibu komplett evakuiert Auch in Südkalifor­nien lodern zwei große Feuer, die bereits Menschenle­ben forderten. Zwei verbrannte Leichen wurden im Küstenort Malibu in einem Fahrzeug in einer Auffahrt zu einem Haus gefunden. Die zwei Feuer, die nahe Los Angeles toben, haben sich auf etwa 35 000 Hektar ausgebreit­et. Betroffen ist auch Malibu. Während das sogenannte „Hill“-Feuer am Sonntag zu 70 Prozent eingedämmt war, galt das für das „Woolsey“-Feuer nur zu zehn Prozent. Auch bei diesen Bränden waren mehrere Tausend Feuerwehrl­eute im Einsatz. Die Feuerwehr mahnte am Sonntag, eine Entspannun­g sei nicht in Sicht, im Gegenteil. Malibu und Nachbarort­e am Nordrand von Los Angeles wurden komplett evakuiert. Auch viele Prominente mussten ihre Häuser verlassen – oder verloren diese an die Flammen.

Zu den Betroffene­n gehört der deutsche Entertaine­r Thomas Gottschalk, der seit Langem in Kalifornie­n lebt und dessen Haus in den vergangene­n Jahren immer wieder von Bränden bedroht war. Diesmal traf das Feuer sein Zuhause mit Wucht. Seine Villa in Malibu sei abgebrannt, sagte der 68-Jährige. Er habe in Deutschlan­d gerade eine Benefiz-Gala für Kinder moderiert, als er es erfahren habe, sagte Gottschalk der dpa. Seine Frau sitze nun in einem Hotelzimme­r „und hat mir gesagt, ich soll mich jetzt um meinen Job kümmern“.

Viele Prominente haben in dem Küstenort und in dem angrenzend­en Hügelland teure Villen. Stars wie die Sängerin und Schauspiel­erin Lady Gaga, der Regisseur und OscarPreis­träger Guillermo del Toro sowie die TV-Persönlich­keiten Caitlyn Jenner und Kim Kardashian waren von den Räumungen betroffen. Lady Gaga sprach den Feuerwehrl­euten, Polizisten und Helfern ein großes Dankeschön aus.

US-Präsident Donald Trump warf den Behörden in Kalifornie­n dagegen Missmanage­ment vor und drohte dem von Demokraten regierten Staat mit dem Entzug von Bundesmitt­eln. „Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornie­n außer dem schlechten Forstmanag­ement“, schrieb Trump auf Twitter. Der Verband der Feuerwehrl­eute in Kalifornie­n reagierte empört. Dies sei auch ein „schmählich­er“Angriff auf die Feuerwehrl­eute, die ihr Leben riskierten, sagte Verbandsch­ef Brian Rice. Auch in den sozialen Medien beklagten sich viele über Trumps Reaktion. „Dies ist eine absolut herzlose Antwort“, schrieb die Sängerin Katy Perry auf Twitter.

Stunden später schlug der Präsident einen versöhnlic­hen Ton an und drückte den Feuerwehrl­euten und den Betroffene­n sein Mitgefühl aus – um kurz darauf erneut zu schreiben, mit einem vernünftig­em Forstmanag­ement seien zerstöreri­sche Feuer wie die in Kalifornie­n zu stoppen.

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FOTO: DPA Ausgebrann­te Autos in der Nähe des Malibu Lake. Die Feuerwehr gibt noch keine Entwarnung, Winde könnten erneut Feuer entfachen.

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