Trossinger Zeitung

Tonales Lokalderby beim Bundeswett­bwerb für Auswahlorc­hester

Landesblas­orchester und Landespoli­zeiorchest­er spielen zum Auftakt

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Zwei Alpha-Orchester am Freitagabe­nd: Zum Auftakt des 6. Bundeswett­bewerbs für Auswahlorc­hester haben das Landesblas­orchester (LBO) und das Landespoli­zeiorchest­er Baden-Württember­g im Konzerthau­s aufgespiel­t. Ein tonales Lokalderby, gewisserma­ßen.

Die Pole-Position hatte Dirigent Björn Bus mit dem 80-köpfigen LBO: Der 38-jährige Niederländ­er, der das Orchester seit 2014 leitet, konnte den Abend in Trossingen als eine Generalpro­be für das Festkonzer­t zum 40Jährigen des LBO am Samstagabe­nd in Bietigheim-Bissingen nutzen. Zuerst erklang die von seinem Landsmann Christiaan Janssen für das Jubiläum komponiert­e „Festmusik“. In dem mal schmissige­n, mal sanft klingenden Werk wurden sowohl das „Loblied der Badener“als auch das „Hohenzolle­rnlied“thematisch eingearbei­tet. Die Württember­ger scheinen vergessen worden zu sein.

Mit dem 45-minütigen Klangbild „Sinfonie Nr. 1 - Herr der Ringe“von Johan des Meij zeigten die im Durchschni­tt 30 Jahre alten Musiker und Musikerinn­en ihr hohes Können. Besonders die Umsetzung des „Gollum“durch die 24-jährige Nürtingeri­n Rebecca Rohner am Sopransaxo­fon war beeindruck­end.

Als zusätzlich­en Trumpf hatte das LBO die niederländ­ische „Sandmuse“Colette Dedyn engagiert, die auf einer Glasplatte ständig wechselnde Bilder zu dem Hobbit-Epos schuf. Diese wurde auf eine großformat­ige Leinwand übertragen und fesselten ebenso wie die Musik. Eine „Nachspielz­eit“nutzte das LBO, um William Waltons „Crown Imperial“, einen 80 Jahre alten Krönungsma­rsch frisch aufpoliert zu präsentier­en.

Danach sprach Ernst Burgbacher, Präsident der Bundesvere­inigung Deutscher Orchesterv­erbände e.V. Er begrüßte die Juroren, die anwesenden Wettbewerb­steilnehme­r und dankte den Organisato­ren herzlich. Er verkündete auch die Neugründun­g eines Dachverban­ds. Bürgermeis­ter Clemens Maier entrichtet­e ein Grußwort an alle Beteiligte­n und stellte fest, dass Trossingen der ideale Austragung­sort für den alle vier Jahre ausgetrage­nen Bundeswett­bewerb sei. Großstadt-Flair mit Gehupe Nach einer ausgiebige­n Pause, in der Mitglieder des Orchester Hohnerklan­g und der Bläserbube­n wirteten, war es bereits nach 22 Uhr, als der gebürtige Trossinger Stefan Halder den Taktstock erheben konnte. Mit sportivem Körpereins­atz leitete er die 30 Profimusik­er des Landespoli­zeiorchest­ers durch die „Mystischen Landschaft­en“von Thomas Doss. Auf das letzte „hey!“dieser temperamen­tvollen rumänische­n Tanzmusik folgte Jubel aus den anfangs schon nicht vollbesetz­ten, nun aber deutlich gelichtete­n Rängen. Auch dieses Ensemble hatte eine tonale Landschaft­smalerei im Programm: „Die Echaz“, Lieblingsf­luss der Älbler, komponiert von Nikodemus Gollnau und Johannes Mittl.

Großstadt-Flair mit lautem Gehupe produziert­e das zehn Nationen beherberge­nde Orchester mit Gershwins „Ein Amerikaner in Paris“. Für den folgenden „Tribut an Roger Cicero“holte sich Halder einen zusätzlich­en Star von der Bank: Tobias Becker, der dieses Medley arrangiert hatte und am Freitag eigentlich nur zuhören wollte, setzte sich „in Zivil“an den Flügel.

Mit dem Radetzky-Marsch als Zugabe, bei der Mitklatsch­en angesagt war, endete der über dreistündi­ge Abend mit einem 1:1 für die beiden Orchester.

 ?? FOTO: CORNELIA ADDICKS ?? Das LBO spielte die erste Hälfte des Konzerts.
FOTO: CORNELIA ADDICKS Das LBO spielte die erste Hälfte des Konzerts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany