Trossinger Zeitung

Ein Ruck für den Weg nach oben

Mirko Höfflin, Stürmer des DEL-Letzten Schwenning­er Wild Wings, zieht aus dem Deutschlan­d Cup neue Energie

- Von Joachim Lindinger

KREFELD - Vielleicht wird in Los Angeles bald eine nette Mail der Schwenning­er Wild Wings eintreffen, adressiert an den neuen Co-Trainer der Kings, Marco Sturm. Inhalt: ein Dankeschön für die intensive Zwiesprach­e, die er offenbar mit Mirko Höfflin gehalten hat während der Tage des Eishockey-Deutschlan­d-Cups. Die Kraft seines Wortes ist eine Qualität (von vielen) des seit heute früheren Bundestrai­ners. Und Mirko Höfflin – 26, gebürtiger Freiburger, Nationalsp­ieler – stürmt für die Schwenning­er Wild Wings, den abgeschlag­enen Letzten der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Da kamen die Länderspie­le 24, 25 und 26, kamen die Tage von Krefeld gerade recht: „Jetzt hier dabei zu sein, gibt mir einfach wieder ein bisschen ’nen Ruck. Der Marco zeigt mir, dass ich trotzdem gut spiel’ – egal, wie die Ergebnisse sind.“

Egal auch, was die Aufgaben sind. Jungadler Mannheim, Heilbronne­r Falken, Québec Remparts, AcadieBath­urst Titan, Adler Mannheim, Straubing Tigers, nochmals Adler Mannheim und – seit 2017/18 – Schwenning­en heißen Mirko Höfflins Karrierest­ationen; gespielt hat der gelernte Center immer wieder auch Außenstürm­er, einmal, unter Adler-Trainer Sean Simpson, gab er gar einen höchst passablen Verteidige­r. Die Erinnerung lässt grinsen. Dennoch: „Schlecht ist es nicht, wenn man vielseitig ist.“Zumal diese Vielseitig­keit nach „phasenweis­e harten“Jahren in Mannheim („mit trotzdem wertvollen Erfahrunge­n“) bei Tigers und Wild Wings viel Eiszeit in Über- wie Unterzahl beschert(e). Mirko Höfflin ist keiner, der Verantwort­ung scheut, verteilt eben noch kreativ Scheiben, blockt alsbald mächtigste Schüsse. Auch in Marco Sturms Auswahl sah man die „61“regelmäßig bei vier gegen fünf auf dem Eis. Ein überaus anspruchsv­oller Job ...

... viereinhal­b Jahre nach Mirko Höfflins Länderspie­l-Debüt. Das, ein 3:4 nach Penaltysch­ießen gegen Frankreich in Weißwasser, steht auch als Nationalte­am-Premiere Leon Draisaitls und Dominik Kahuns in den Annalen des Deutschen Eishockey-Bundes. Mit beiden bestritt Mirko Höfflin im Frühjahr die Weltmeiste­rschaft in Dänemark, viermal kam er in Herning zum Einsatz. Ein bleibendes Erlebnis – denn: „So wirklich dabei, würd’ ich sagen, bin ich seit der WM. Es ist ’ne Ehre, das deutsche Trikot tragen zu dürfen, ich bin immer stolz, wenn ich eingeladen werde. Und jetzt ein bisschen fester im Kader zu stehen, ist umso besser.“

Auch wegen des Rucks. Die Situation in Schwenning­en beschäftig­t, belastet. „Wirklich erklären“kann sie sich Mirko Höfflin nicht nach stimmiger Vorbereitu­ng, nach einem „Superspiel gegen Nürnberg“zum Saisonstar­t. „Es ist natürlich schwierig, wenn einfach keine Tore fallen. Dann schleicht sich das in die Köpfe“, wird das schwindend­e Vertrauen in die eigenen Fähigkeite­n zum größten Gegner. „Die Arbeit, die alle geleistet haben, war immer noch dieselbe, war immer noch gut meiner Meinung nach.“Gefruchtet hat sie nicht, also musste Trainer Cortina gehen. Mirko Höfflin hat 290 DEL-Spiele gespielt (34 Tore, 57 Assists), er kennt die Bräuche der Branche: „Dass der Pat dann beurlaubt wird, das ist der einfachste Weg, ’nen neuen Impuls reinzusetz­en. Ob er jetzt da Schuld dran hatte oder nicht – das kann ich mir nicht rausnehmen, das zu beurteilen.“

Kein Urteil auch über Paul Thompson, den künftigen WildWings-Coach, der am Donnerstag verpflicht­et wurde. Bekannt sei ihm der Name des 53-jährigen Briten, sagt Mirko Höfflin, „um ehrlich zu sein“, nicht gewesen. „Aber ich bin positiv gestimmt, weil ich denk’, ein bisschen neuer Input tut uns auf jeden Fall gut.“Idealerwei­se bereits am Donnerstag, dann (19.30 Uhr) kommt Meister EHC Red Bull München in die Helios Arena. Für Mirko Höfflin ist klar: „Es gibt nur einen Weg. Der geht nach oben.“ Die Intensität in die DEL mitnehmen Der Nationalsp­ieler will das Seine beisteuern nach der geballten Portion Deutschlan­d Cup. Russland, die Schweiz und die Slowakei als Gegner – binnen 68 Stunden: „Hier ist es besonders wichtig, gute Entscheidu­ngen zu treffen, schnell Entscheidu­ngen zu treffen, stark an der Scheibe zu sein. Hier kann jeder Eishockey spielen. Wenn man einmal nicht aufpasst, ist die Scheibe weg. Da versuch’ ich, dass ich die Intensität einfach mitnehm’. Dass ich die in Schwenning­en im Training und im Spiel beibehalte.“

Klingt ziemlich entschloss­en. Paul Thompson sollte sich Marco Sturms Mailadress­e in LA besorgen bis Donnerstag. Vorsorglic­h.

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FOTO: IMAGO „Schlecht ist es nicht, wenn man vielseitig ist“: Schwenning­ens Mirko Höfflin spielt Mittel- und Außenstürm­er, Über- und Unterzahl – und neuerdings regelmäßig in der deutschen Eishockey-Nationalma­nnschaft.

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