Trossinger Zeitung

Ein Schritt dank Altintop-Effekt

Gedämpfte Euphorie – Sieg in Nürnberg soll für den VfB Stuttgart dennoch Startschus­s sein

- Von Felix Alex

NÜRNBERG - Egal wie lang ein Weg auch sein mag, alles beginnt mit einem ersten Schritt. Und so schallten nach dem so befreiende­n 2:0 (0:0)Sieg des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Nürnberg zwar die Jubelschre­ie über den Rasen, sangen die Fans sogar ironiefrei „Oh, wie ist das schön“, doch war den Verantwort­lichen und Spielern auch klar, wie sie den Erfolg einzuschät­zen haben: „Es ist klar, dass wir noch lange nichts erreicht haben. Dass wir immer noch Letzter sind, das sieht jeder. Es wird noch lange dauern, bis man diese Phase aus den ersten Monaten wieder gut macht“, sagte Trainer Markus Weinzierl einordnend.

Passender hätten die gebeutelde­n Fans den Gesangs-Evergreen also nicht wählen können, immerhin heißt es darin weiter: „so was hat man lange nicht gesehn, so schön“. Und Angemerkt: hier wurde nicht etwa die Meistersch­aft gefeiert, sondern ein Bundesliga­sieg gegen Nürnberg und das mit einer nicht gerade überwältig­enden Leistung. Dass die Fans also jenes Lied anstimmten, lässt erahnen, mit wie wenig die Anhänger derzeit schon zufrieden sind und auch wie ernst die Lage weiterhin ist: Mit nur acht Toren in elf Ligaspiele­n bleibt der VfB das schlechtes­te Offensivte­am der Liga. Weil neben dem VfB auch Düsseldorf und Hannover gewannen, ist Stuttgart zudem weiter Schlusslic­ht. Kleiner Trost: Immerhin ist Nürnberg auf dem ersten Nicht-Abstiegsra­ng nur noch zwei Punkte entfernt – und der wiedergefu­ndene Kampfgeist nach vier Pleiten und 1:14 Toren machen ebenfalls Mut für den Jahresausk­lang.

Und die Stuttgarte­r setzen zurecht gut daran, den Sieg nicht zu hoch zu hängen. Zwar stand die Abwehr mit Andreas Beck und Startelfde­bütant Marc-Oliver Kempf, der Holger Badstuber (Wadenprobl­eme) ersetzte, recht sicher. Doch vor allem gelang offensiv bis zu den Toren durch Timo Baumgartl (68. Minute) und Erik Thommy (82.) wenig, auch wenn die Mannschaft eine Leistungsu­nd vor allem Mentalität­ssteigerun­g zu den vergangene­n Wochen zeigte. Und dann war da noch der Aufsteiger aus Nürnberg, der keine Großchance hatte und sicher auch kein Gradmesser für die Wochen sein kann, in denen VfB-Kapitän Christian Gentner „Druck ausüben“will. „Es war ein kleiner Schritt. Wir müssen vorsichtig sein, wie wir das jetzt bewerten“, meinte Gentner und rechnete nüchtern: „Mit acht Punkten steigt man nach wie vor ab.“ Geschlosse­ne Verteidigu­ng Dass beide Treffer Standardsi­tuationen entsprange­n, die davor zehn Spiele lang nichts zählbares einbrachte­n, war ein kleiner Lichtblick. Kurios dabei: Erst am Dienstag hatte Weinzierl mit dem Ex-Profi Halil Altintop einen weiteren Individual­trainer in sein Trainertea­m geholt. Seine explizite Aufgabe bis Weihnachte­n: sich um die Stuttgarte­r Standards zu kümmern. Torwart Ron-Robert Zieler sprach deshalb etwas amüsiert vom „Altintop-Effekt“. Auch Gentner wollte dem nicht widersprec­hen: „Das lass ich einfach mal so stehen.“Dabei ist Altintop kein Wunderdokt­or. „Halil hat reichlich Erfahrung, dreht an Kleinigkei­ten. Er bringt Ruhe rein und weiß, was wir brauchen – individuel­l und als Mannschaft“, erklärte Torschütze Erik Thommy, der mit dem 35-Jährigen noch in Augsburg zusammensp­ielte und gleich noch hinterhers­chob: „Er wird uns auch in den nächsten Wochen noch einiges beibringen.“

Die Stimmung in der Länderspie­lpause dürfte also etwas weniger angespannt sein und auch der Druck auf Sportchef Michael Reschke etwas nachlassen. „Durch diesen Sieg fällt jede Menge Ballast ab“, sagte Thommy. Und auch Baumgartl meinte nach seinem ersten Bundesliga­Treffer: „Die drei Punkte heute waren für uns und den Verein extrem überlebens­wichtig.“So müsse es nun weitergehe­n. Vor allem, da der VfB die Tugenden reaktivier­t hat, die ihn in der vergangene­n, so überragend­en Rückrunde auszeichne­ten: „Von Ron (Zieler) bis Mario (Gomez) haben heute alle verteidigt. So muss es sein, das hat uns auch letztes Jahr so stark gemacht,“sagte Baumgartl, der eine klare Ansage Richtung Teamkolleg­en und kommende Gegner richtete: „Wir haben noch sechs überlebens­wichtige Spiele, um uns für die Rückrunde eine gute Ausgangsla­ge zu sichern. Das war heute nur der erste Schritt aus der Krise.“Der Anfang des Weges ist zumindest gegangen. Regionalli­ga Südwest (17. Spieltag) SSV Ulm 1846 – TSV Steinbach 3:2 (2:0) Tore: 1:0 Braig (16./Foulelfmet­er), 2:0 Schindele (35.), 3:0 Morina (73.), 3:1 Candan (78.), 3:2 Candan (90.+3). – Zuschauer: 1234.

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FOTO: IMAGO Nach langer Zeit wieder Grund zur Freude: Andreas Beck, Timo Baumgartl und Benjamin Pavard (v. re.).

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