Auf der Suche nach Lösungen
Die Zukunft der Kinderschutz-Krippe ist ungewiss - Runder Tisch soll Klärung bringen
TROSSINGEN - Die Schließung der Trossinger Kinderkrippe „Kinderpark“, die Selbstanzeigen der ersten Vorsitzenden und der Kassiererin wegen Untreue und die damit verbundenen Ermittlungen der Polizei wegen einer möglichen Erpressung durch Dritte (wir haben berichtet), wirken in der Stadt noch immer wie ein Paukenschlag. Völlig unklar ist, wie es mit der Krippe weitergeht, und auf welcher rechtlichen Grundlage die Kinder betreut werden.
Nachdem die Einrichtung am 27. Oktober wegen fehlendem Personal und mangelnder Wirtschaftlichkeit geschlossen wurde, stehen Eltern wie Stadt vor einem Problem: Für die 15 Kinder, die bisher dort betreut wurden, gibt es keine Plätze in anderen Trossinger Einrichtungen. Auch wenn ein privater Träger, der bereits in der Stadt eine Krippe unterhält, sein generelles Interesse bekundet hat, die Kinder in einer neuen Gruppe aufzunehmen, fehlt es derzeit noch an einem geeigneten Raum und genügend Personal. Seit der Schließung betreut das bisherige KrippenTeam die Jungen und Mädchen in den gewohnten Räumen. Weil die Betriebserlaubnis fehlt, bekommen die Betreuerinnen kein Gehalt. Aus dem gleichen Grund dürfen sie keine Elternbeiträge erheben, die Stadtvewaltung hat die Zahlung des Betriebskostenzuschusses, der in der Regel weit über 90 Prozent der Betriebskosten deckt, eingestellt.
Beim Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), der für die Erteilung der Betriebserlaubnis für Kinderbetreuungseinrichtungen im Land zuständig ist, wird derzeit an einer Lösung gearbeitet, rechtlich zuständig für die Krippe sei der Verband aber nicht mehr. „Wir sind beratend tätig“, so Kristina Reisinger, Pressesprecherin des KVJS in Stuttgart. Die Tatsache, dass in der Einrichtung weiterhin Kinder betreut werden, bezeichnet sie als „schwierig“. Denn wenn einer Krippe die Betriebserlaubnis entzogen wird, dann müssten die Kinder auf andere Einrichtungen verteilt werden. Für diese Woche sei ein gemeinsames Treffen mit dem Landratsamt, der Stadt Trossingen, ehemaligen Beschäftigten der Krippe und Elternvertretern terminiert. Dort solle eine Lösung für die Krippe gefunden werden. Erzieher gesucht Eine Mutter, deren Kind die Einrichtung besucht, hofft darauf, dass möglichst bald eine tragfähige Lösung gefunden wird. Namentlich genannt werden möchte sie in der Zeitung nicht. „Uns fehlt ein Erzieher“, sagt sie und ist zuversichtlich, dass mit mehr Personal die Krippe bald wieder offiziell betrieben werden kann. Dass die Kinder derzeit nicht den Versicherungsschutz genießen, der in einer Kinderbetreuungseinrichtung üblich ist, das weiß sie. „Das wurde von der Stadt ganz klar kommuniziert.“Auch die Betreuerinnen der Kinder hätten darauf aufmerksam gemacht.
Eine neue Erzieherin allein reicht jedoch nicht aus, um den Betrieb wieder offiziell genehmigen zu können. Wie die Stadt bereits vergange- ne Woche betont hat, ist dafür ein Träger der Einrichtung nötig. Denn im Kinderschutzbund sehe man derzeit keinen verlässlichen Partner, so Hauptamtsleiter Ralf Sulzmann. Streit um Wohnung „Wir hängen in der Luft“, sagt Viktoria Bauer. Ihre Eltern leben in dem Haus, in dem die Krippe untergebracht ist. Ihr Vermieter ist der Kinderschutzbund. Im Gespräch mit der Trossinger Zeitung macht sie sich Luft. Unter fadenscheinigen Vorwänden hätte die Vorsitzende des Kinderschutzbunds versucht, ihren Eltern zu kündigen. Eine Erzieherin habe die Wohnung für sich haben wollen, so ihre Vermutung.
Immer wieder sei es zu Streit mit Mitarbeiterinnen der Krippe gekommen. Dabei sei es um Lärm, Zigarettenkippen im Garten und Zigarettenqualm im Hausflur gegangen. „Da wurden regelmäßig Partys gefeiert. Das ganze Treppenhaus hat nach Qualm gestunken“, so Bauer. „Das kann man Kindern doch nicht zumuten“, sagt sie und betont, dass sie dies auch dem Jugendamt gemeldet habe.
Erschüttert sei sie über einen Anruf der Vereinsvorsitzenden wenige Tage vor der Schließung der Krippe gewesen. „Sie hat sich für alles, was passiert ist, entschuldigt.“Das Gespräch sei sehr emotional gewesen. „Als Kind habe ich mein halbes Leben dort oben (in der Krippe, Anmerkung der Redaktion) verbracht.“Das Verhältnis zwischen dem Kinderschutzbund, der Erzieherin und ihren Eltern als Mieter sei immer gut gewesen. Erst als die heutige pädagogische Leiterin in die Einrichtung kam, habe sich das geändert.