Trossinger Zeitung

Mit Bäumen aus dem Ausland dem Klimawande­l trotzen

Leiter des Forstrevie­rs Wurmlingen, Andreas Fink, gibt bei Waldbegehu­ng Überblick über Zustand des Walds

-

WURMLINGEN (jug) - Der Gemeindera­t Wurmlingen und interessie­rte Bürger sind kürzlich mit dem Leiter des Forstrevie­rs Wurmlingen, Andreas Fink, und der Dezernenti­n für Ländlichen Raum, Verena Dorsch, in den Gemeindewa­ld beim Rußberg gegangen. „Unsere Gemeindewä­lder sind für uns nicht nur finanziell wichtig, sondern auch wegen der Wasser- und Sauerstoff­gewinnung und den Freizeitmö­glichkeite­n“, leitete Bürgermeis­ter Klaus Schellenbe­rg die Führung ein.

Wurmlingen betreibt eine naturnahe Waldwirtsc­haft. Das heißt, dass ein Mittelweg an Erlöserbri­ngung und natürliche­m Waldwachst­um versucht wird. Die Betriebsin­ventur findet alle zehn Jahre statt. Eingeführt wurde diese 2008. Damit gab es 2018 das erste Mal Ergebnisse zu vergleiche­n. Fink zeigte sich zufrieden. Bei den Baumarten gebe es eine geplante Minderung bei den Nadelbäume­n, dafür aber eine Mehrung bei den Laubbäumen. Zusätzlich wurden 35 Prozent natürlich verjüngt.

Ein großes Problem stelle der Klimawande­l dar, so Fink. Bei der Annahme, dass die Temperatur um zwei Grad Celsius steigt, sehe es für die Fichte schlecht aus. Für die Buche werde es schwierige­r zu wachsen. Nur die Weißtanne komme gut damit klar.

Eine Lösung wäre es, Bäume aus wärmeren Ländern zu importiere­n, zum Beispiel die türkische Tanne oder die Douglasie aus den USA, meint Fink. Eine wichtige Frage ist: Soll Starkholz wegen der stärkeren Gefährdung bei Sturm und dem Wertverlus­t abgeholzt werden? Die Nachfrage der Sägewerke hat sich zum mittelhart­en Holz, Stammdicke bis 40 Zentimeter, wegen der vereinfach­ten Verarbeitu­ng gewandelt. „Die Grundlage kann aber in 25 Jahren wieder anders aussehen“, sagte Schellenbe­rg. Der Wildverbis­s stellt laut Fink ein Problem für die Jungbäume dar. Hier versucht das Forstamt die Waage zwischen Tier- und Jungpflanz­enbestand zu halten. Dieser wird alle drei Jahre überprüft. Ergebnis: Nächstes Jahr darf mehr gejagt werden.

Laut Fink werden weitere Probleme auf die Forstwirts­chaft zukommen, zum einen durch den geringen Niederschl­ag und die Hitze, zum anderen durch die Borkenkäfe­r, die sich stark vermehrt haben. Dies gefährdet besonders die Fichte. Bis jetzt fielen fünf Prozent der Bäume den Schädlinge­n zum Opfer. Stürme forderten acht Prozent und Dürre ein Prozent des Bestands. Diese Werte würden sich aber zum Ende des Jahres noch erhöhen, meint Fink.

Der Gemeindera­t stimmte der forstwirts­chaftliche­n Planung zu. Die Gewinnprog­nose musste von 14 000 auf 5000 Euro angepasst werden. Dies kam durch erhöhte Erntekoste­n und stark gefallenen Holzerlöse. Ebenfalls entschied der Gemeindera­t, die Brennholzp­reise nicht zu erhöhen. Die Räte sicherten der Unteren Forstbehör­de zu, nach der Forst-Neuorganis­ation weiter von ihnen verwaltet und beraten zu werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany