Kosten eingehalten, aber weniger Schüler
Städtische Musikschule: Rückgang um knapp 16 Prozent innerhalb von zwei Jahren
TUTTLINGEN - Die städtische Musikschule Tuttlingen hat den vom Gemeinderat beschlossenen Kostenrahmen für 2017 einhalten können: Rund 670000 Euro muss die Stadt zuschießen, gedeckelt war der Betrag auf 700000 Euro. Gleichzeitig sind die Schülerzahlen aber zurückgegangen. „Diese Entwicklung war abzusehen“, sagte Claus- Peter Bensch, Kulturamtsleiter der Stadt, am Montagnachmittag in der Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses im Rathaus.
Der Kostendeckel war um 44000 Euro erhöht worden, zudem zeigte die zweistufige Gebührenerhöhungen, die zum Wintersemester 2017/ 18 einsetzte, eine erste Wirkung.
Doch diese Erhöhung war mit ein Grund, dass die fünf Zweigstellengemeinden Emmingen-Liptingen, Fridingen, Mühlheim, Immendingen und Wurmlingen die Zusammenarbeit mit der Musikschule beendet haben (wir berichteten).
„Das ist keineswegs so schlimm, dass wir vor größeren Problemen stehen“, führte Bensch zur Entwicklung der Schülerzahlen aus. Ohne die Schüler aus den Zweigstellengemeinden gingen die Zahlen innerhalb eines Jahres um neun Prozent zurück, in den Außengemeinden um 19 Prozent. Insgesamt beträgt der Schülerschwund vom Wintersemester 2016 bis heute knapp 16 Prozent.
318 Schüler kommen nach wie vor aus diesen Außengemeinden. Etliche Kinder und Jugendliche werden zwar mittlerweile in der Musikschule in Tuttlingen unterrichtet, vor allem jene, die in der Stadt zur Schule gehen. Auf Wunsch des Elternbeirats hat es die Stadt aber ermöglicht, dass in den Gemeinden – zunächst befristet auf das aktuelle Wintersemester – weiterhin Unterricht stattfinden kann. 104 Kinder werden in den Zweigstellen unterrichtet (vor einem Jahr waren es noch 187 Schüler). Dabei wird für die Eltern der auswärtigen Schüler eine Fahrtkostenpauschale zwischen vier Euro (nach Wurmlingen) und zehn Euro (Fridingen) pro Monat fällig – zusätzlich zum Schulentgelt.
Um die Preiserhöhung etwas zu kompensieren, wurde eine neue Unterrichtsform mit 20 Minuten Einzelunterricht für Tuttlinger Schüler beziehungsweise 75 Euro für auswärtige Schüler pro Monat eingeführt. „Dieses Angebot wurde von 64 Schülern belegt“, heißt es in der Vorlage zur Sitzung, davon 25 aus den ehemaligen Zweigstellen.
Insgesamt ging der Unterrichtsumfang vom Sommer- zum Wintersemester 2018 von 748 Wochenstunden (22 Vollzeitstellen) auf 668 Stunden (19,6 Vollzeitstellen) zurück. Besonders betroffen waren ein Querflötenlehrer und eine Blockflötenlehrerin.
Das fängt die Schule auf, indem Aufgabenbereiche wie Instrumentenverwaltung, Notenbibliothek und Kontakthalten mit Musikvereinen sowie andere Themen nach Möglichkeit an nicht ausgelastete Musiklehrer übertragen werden. Zumal die ehemalige Stelle des Stellvertretenden Schulleiters, Alfons Schwab, der diesen Sommer Klaus Steckeler als Leiter der Einrichtung nachfolgte, nicht wiederbesetzt wurde. Bernd Müller-Fliss ist nun alleiniger Stellvertreter. Acht Lehrkräfte nutzten zur Kompensation auch die Möglichkeit, an allgemeinbildenden Schulen als Quereinsteiger im regulären Schuldienst zu arbeiten. Musikschule im Umbruch Nach wie vor Zuwachs gibt es in elementarer Musikpädagogik sowie in der Früherziehung, sagte Bensch. Aber: Diese Kurse finden immer seltener in der Musikschule statt, sondern direkt in den Betreuungseinrichtungen. „Sechs Kindergärten werden mittlerweile von uns bespielt“, erklärte Alfons Schwab in der Sitzung. Dadurch entfällt aber der enge Kontakt der Eltern im Grundstufenalter zur Musikschule und den Lehrkräften, sodass beim Wechsel in die Hauptstufe – dem Instrumentalunterricht – mit einem weiteren Rückgang der Schüler gerechnet werden muss. Die Ganztagsschule verstärke den Rückgang.
„Die Umbruchsituation, der sich die Musikschule zu stellen hat, ist nicht ganz einfach“, sagte der Erste Bürgermeister, Emil Buschle, der die Sitzung leitete. Doch er sei sicher, dass die Schule in eine gute Zukunft steuere. Buschle: „Deshalb sollte sie uns einiges wert sein.“
Die neuen Wege, die die Einrichtung unter anderem einschlägt, sind, Kooperationen und Zusammenarbeit mit Vereinen und Schulen zu vertiefen.
So übertragen die AkkordeonFreunde Tuttlingen die Ausbildung künftiger Musikschüler an die Musikschule, gleichzeitig wurde das Hobbyorchester des Vereins näher an die Musikschule gerückt. Registerproben mit dem Musikverein Nendingen werden unternommen, und 2019 steht ein Projekt mit der Lebenshilfe an, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung.
Mit im Boot wird der Musikdesigner Andreas Brand sein, der den Teilnehmern das Musizieren durch digitale Medien ermöglicht.