Erschließung kostet 200 000 Euro mehr als geplant
Kritik im Ausschuss an Bodenseewasserversorgung wegen „spät geäußerter Bedenken“zu Heidengraben II
SPAICHINGEN - 200 000 Euro mehr als geplant kostet die Erschließung des dritten Abschnitts im Baugebiet Heidengraben II. Zähneknirschend aber letztlich einhellig stimmte der Technische Ausschuss den Mehrausgaben zu – das letzte Wort hat nun der Gemeinderat. Auslöser ist, dass für das Anbringen von Ver- und Entsorgungsleitungen nicht wie vorgesehen auch unter einer Wasserhauptleitung gearbeitet werden kann, sondern nur darüber. Die Bodenseewasserversorgung (BWV) musste sich deshalb Kritik anhören.
Die Hauptleitung, die in den 1960er Jahren verlegt wurde, versorgt Stuttgart mit Wasser. Bereits im Jahr 2014 sei bei einem Vor-Ort-Termin inklusive BWV eine Unterquerung im Zuge der Erschließungsarbeiten angesprochen worden, sagte Jörg Sölle vom planenden Tuttlinger Ingenieurbüro Breinlinger im Ausschuss. Bedenken, dass diese Leitung beschädigt werden könnten, etwa durch Erschütterungen bei den Bauarbeiten, seien jedoch erst wesentlich später geäußert worden, so die Verwaltung. Die Bedenken seien in diesem Sommer schließlich immer größer geworden.
Im September habe die BWV die Auflagen konkretisiert, so die Stadtverwaltung. Das Ingenieurbüro entwickelte mit dem Fachbereich Planen und Bauen der Stadtverwaltung und der bauausführenden Firma Stumpp eine alternative Lösung: Diese sieht eine Neuverlegung über der Bodenseewasserleitung vor. Das Schmutzwasser der Wohnhäuser soll über ein Abwasserpumpwerk und eine Druckleitung an den Schmutzwasserkanal der Bodenseewasserleitung angeschlossen werden. So müsse diese nicht unterquert werden.
„Aus unserer Sicht ist das der einzige gangbare Weg“, sagte Sölle. Die Firma Stumpp hat 200 000 Euro für die Arbeiten veranschlagt, die in den Haushaltsplanentwurf für 2019 aufgenommen werden müssten. „Beträchtliche Mehrkosten“„Das sind Mehrkosten in beträchtlicher Höhe“, sagte Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher. Die BWV habe sich – entgegen anderslautender Informationen dieser Zeitung – erst im Nachhinein gemeldet und Forderungen nach einem Alternativplan gestellt. Wären die Probleme früher bekannt gewesen, wäre von Anfang an anders geplant worden, meinte Gerold Honer vom Fachbereich Planen und Bauen dazu (wir berichteten). „Wir kommen nicht umhin, die 200 000 Euro 2019 zu finanzieren“, sagte Schuhmacher. Ohne eine entsprechende Entscheidung könnten die Arbeiten nicht weitergeführt und die Erschließung des Baugebiets im oberen Teil nicht abgeschlossen werden, so die Verwaltung. „Die Bodenseewasserversorgung hat die Schuld durchaus auf ihrer, nicht auf städtischer Seite gesehen“, sagte Stadtbaumeisterin Petra Schmidtmann-Deniz. Sie hätte angekündigt, dass sie sich an den Mehrkosten beteiligen werde. Ein Pumpwerk sei wegen der Kosten von 25000 Euro, die in den 200 000 Euro enthalten sind, und den Wartungskosten eigentlich nicht angedacht gewesen. Letztlich jedoch habe man sich für diese Lösung entschieden, „weil die Bauherren bauen wollen“. Mehrere Ausschussmitglieder, Heinrich Staudenmayer (Freie Wähler), Leo Grimm (FDP) und Harald Niemann (Pro Spaichingen), sprachen von einer „ärgerlichen Sache“. Letztlich jedoch sahen sie keine Alternative, als den Mehrkosten für die Erschließung zuzustimmen.