Die Medizintechnik-Branche boomt weiter
Verbände rechnen mit Sprung über die 30-Milliarden-Euro-Marke – Gewinnsituation bleibt angespannt
TUTTLINGEN/DÜSSELDORF - Der Umsatz der deutschen Medizintechnik-Branche ist im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf 29,93 Milliarden Euro angewachsen. Das teilte derZentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (Zvei) im Vorfeld der Medica, der Leitmesse der Medizintechnik auf der Messe in Düsseldorf, mit. Spectaris, der Verband der Hightech-Industrie, rechnet für das laufende Jahr damit, dass die Branche erstmals die Schallmauer von 30 Milliarden Euro durchbricht. Er rechnet mit einem Plus von vier bis fünf Prozent.
Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts erzielten die Unternehmen zwischen Janaur und Juni ein Umsatzplus von 3,8 Prozent. „Die Geschäftsentwicklung entspricht damit weitgehend unseren Erwartungen, wir rechnen mit einem Gesamtumsatz von rund 31 Milliarden Euro“, ließ sich Spectaris-Geschäftsführer Jörg Mayer in einer Pressemitteilung Anfang Novemberg zitieren. Vor allem das Auslandsgeschäft trage zu dem Umsatzwachstum bei. Allerdings: „Die Gewinnsituation ist in Deutschland aufgrund sinkender Preise und höherer Kosten aber weiter angespannt“, teilte Joachim Schmidt, Geschäftsführer des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed) mit.
Der anhaltende Boom hat laut Spectaris auch zur Folge, dass die Anzahl der Beschäftigten in der Medizinechnik-Branche weiter steigt. So rechnet der Verband, dass Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten ihre Belegschaft um vier Prozent auf 143 000 steigern werden. Laut BVMed sind es insgesamt mehr als 200 000. Allein in Tuttlingen bietet die Medizintechnik-Branche aktuell 12 000 Arbeitsplätze. „51 Prozent der an der Herbstumfrage teilnehmenden 110 MedTech-Unternehmen haben gegenber dem Vorjahr zusätzliche Jobs in Deutschland geschaffen. Nur neun Prozent der Unternehmen mussten Arbeitsplätze reduzieren“, betonte Schmidt.
Allerdings gibt es laut der beiden Verbände auch dunkle Wolken am Horizont. Während Spectaris und BVMed in erster Linie die weltweiten protektionistischen Maßnahmen als Gift für die Unternehmen bezeichnen und auch die neue Medizinprodukteverordung der Europäischen Union Innovationen gefährde, so blickt Zvei vor allem auf den Fachkräftemangel: „Die Unternehmen berichten zunehmend, dass es immer schwieriger wird, Fachkräfte für die Produktion, aber auch für Forschung und Entwicklung zu finden“, betont Zvei-Geschäftsführer HansPeter Bursig. Innovationsklima bei 4,7 Punkten Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für die Medizintechnik in Deutschland laut der Herbstumfrage des BVMed im Durchschnitt mit 4,7. Der innovativste Forschungsbereich sei dabei die Kardiologie (39 Prozent), gefolgt von der Onkologie (26), Diagnostik (35), Neurologie (24) und der Orthopädie (24).