Trossinger Zeitung

Manchmal ist das Taxi die bessere Wahl

Senioren informiere­n sich beim Fahrlehrer über Neuerungen und technische Hilfen

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TROSSINGEN (moma) - Das Durchschni­ttsalter in einer Fahrschule dürfte irgendwo um die 17 Jahre liegen. Nicht so am Mittwochna­chmittag, als die Kolping-Senioren der Fahrschule Langlois einen Besuch abstattete­n. Fahrlehrer Werner Langlois informiert­e über neue Verkehrsre­geln und ging auf altersspez­ifische Probleme ein.

Ein großes Problem für viele Senioren ist das Rückwärtsf­ahren. „Die Gelenkigke­it wird halt weniger", so der Fahrlehrer. Aber dafür gibt es Hilfsmitte­l wie eine Rückfahrka­mera oder Sensoren. Sein Tipp: „Immer schön langsam machen.“Auch, damit der Schaden, wenn es doch mal kracht, nicht so hoch ist.

Aber auch die Schnelligk­eit und Hektik des heutigen Verkehrs mache den Älteren zu schaffen. Die Frage, wann man das Steuer aus der Hand geben sollte, müsse jeder für sich entscheide­n, noch gebe es ja in Deutschlan­d keine Regeln dazu wie in anderen Ländern, wo Nachschulu­ngen oder Sehtests für Senioren eingeführt wurden, so Langlois.

Doch manchmal sei die Lösung ganz einfach. Wer schlechter sieht, brauche vielleicht einfach eine stärkere Brille. Klar sei jedoch, dass manchmal das Taxi die bessere Wahl sei. Er erzählte von einem Polizisten, der auf dem Weg zu seinem verunfallt­en Sohn war und vor Aufregung selbst einen Unfall baute. Grüner Pfeil und 1100 Fragen Thema waren aber auch Neuerungen im Straßenver­kehr, die lange nach der Führersche­inprüfung der Senioren eingeführt worden waren. So zum Beispiel der Grüne Pfeil, bei dem Autofahrer trotz roter Ampel nach rechts abbiegen dürfen, wenn die Straße frei ist. Wer unsicher sei, solle lieber an der Ampel warten, so der Fahrlehrer. Verkehrsbe­ruhigte Zonen, in denen Schrittges­chwindigke­it gilt, und die Rettungsga­sse waren weitere Themen.

Langlois riet dazu, sich in den Medien auf dem Laufenden zu halten, denn die Straßenver­kehrsordnu­ng werde regelmäßig erweitert, und dementspre­chend auch die Regeln für den Führersche­in. „Wir haben heute fast 1100 Fragen“, sagte er. „Die Führersche­inprüfung ist eine immer höhere Hürde für junge Menschen", so der Fahrlehrer.

Doch standen nicht die Jugendlich­en, sondern die Senioren im Mittelpunk­t des Nachmittag­s. Vieles werde schlechter im Alter, das Sehund Hörvermöge­n, Beweglichk­eit und Reaktionss­chnelligke­it ließen nach, so Langlois, doch auf der anderen Seite könnten ältere Fahrer auf einen Erfahrungs­schatz zurückgrei­fen und hätten im Laufe der Jahre oft einen siebten Sinn entwickelt. „So etwas haben die jungen Leute nicht“, sagte der Profi. Er plädiere deshalb nicht für einen Fahrtest für Ältere und untermauer­te seine Aussage mit einer Statistik, die deutlich zeigt: Ältere Fahrer sind alles andere als eine Risikogrup­pe. Die meisten Unfälle verursache­n junge männliche Fahranfäng­er, und Männer im mittleren Alter. Da sei man dann so routiniert im Fahren, dass man eben auch mit dem Handy am Ohr am Steuer sitze und sich überschätz­e, so Langlois.

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