„Das El Dorado der Raser“
In der Schuraer Einwohnerversammlung geht es wieder einmal um Verkehrsprobleme
TROSSINGEN-SCHURA - Keine Einwohnerversammlung in Schura ohne Diskussion über den Verkehr: Am Freitagabend haben sich Anwohner über Verkehrsrowdys und Geschwindigkeitsüberschreitungen beschwert.
Stein des Anstoßes war diesmal die Espachstraße vom Friedhof bis zur Einmündung in die Lange Straße. In letzterer habe sich der Verkehr seit Einrichtung des stationären Blitzers beruhigt, da waren sich die meisten Schuraer einig.
„In der Espachstraße muss etwas passieren. Das ist das El Dorado der Raser“, klagte ein Besucher. Das Problem bringe er bereits zum dritten Mal bei einer Einwohnerversammlung vor. „Die Autofahrer rasen durch die Verkehrsbremse, auch die Agrarindustrie dröhnt durch. Wir Anwohner haben ein Recht darauf, in der Espachstraße zu wohnen.“Das von Wolfgang Schoch präsentierte Verkehrsentlastungskonzept für die Gesamtstadt begrüße er, aber es sei nicht rasch genug umsetzbar. „Ich erwarte, dass in der Espachstraße kurz- oder mittelfristig etwas passiert“, sagte er. Die seiner Meinung nach einzige Möglichkeit, etwas gegen die Verkehrssünder zu unternehmen, seien Sanktionen.
Ortsvorsteher Dieter Kohler wollte in dieser Hinsicht allerdings keine großen Hoffnungen schüren. „Bei der Espachstraße handelt es sich um eine klassifizierte Straße, was bedeutet, dass der Landkreis zuständig ist“, erläuterte er. Auf die Schnelle ließe sich ohnehin keine Maßnahme umsetzen dazu seien Verkehrszählungen nötig.
Stationäre Blitzer, wie der am Ortseingang Richtung Trossingen, dürfen beispielsweise nicht direkt hinter Orts- oder Geschwindigkeitsbegrenzungs-Schildern stehen. 175 Meter Abstand seien nötig, so Kohler. „In diesem Bereich haben wir in der Espachstraße schon einmal nach einem Standort gesucht, sind aber nicht fündig geworrden.“
Ortschaftsrat Willi Link teilte die Einschätzung des Anwohners nicht: „Wir haben starken Verkehr, aber die Raserei hat abgenommen“, meinte er auch im Hinblick auf die Espachstraße, und erntete Widerspruch.
Ein anderer Gast schlug ein generelles Tempolimit von 40 Stundenkilometern in der Espachstraße vor. Die Idee sei vor zwei Jahren im Rahmen des Trossinger Lärmaktionsplans im Gemeinderat diskutiert, letztendlich aber verworfen worden. „Der Rat hat entscheiden, das Thema Tempo 30 vorerst nicht weiter zu verfolgen“, erinnerte Kohler. In diese Entscheidung sei auch Schura eingeschlossen. Unzufriedenheit mit Farrenstall Wolfgang Steuer hatte noch einen anderen Gedanken: In Frankreich gebe es auf zahlreichen Straßen Bremsschwellen. Diese quer zur Fahrtrichtung angeordneten Erhebungen dienen dazu, den Verkehr zu verlangsamen. Kohler sah dies allerdings nicht als Möglichkeit für die Espachstraße: „Da macht der Kreis nicht mit.“Er versprach trotzdem, dem Thema Espachstraße weiter nachzugehen.
Unzufrieden äußerte sich eine weitere Besucherin über den Schuraer Farrenstall. Die ehemaligen Jugendräume nutzt nun der Verein Centro Italiano, der in Trossingen weichen musste, damit die Ganztagsbetreuung der Rosenschule Platz hat. „Ich finde es sehr schade, dass der Farrenstall jetzt nicht mehr für die Jugend da ist, das war früher richtig toll“, sagte die Einwohnerin. „Das Gebäude ist für die Jugendlichen ein neutraler Ort, anders etwa als das Gemeindehaus, und wäre als Treffpunkt perfekt gewesen.“
Kohler verwies darauf, dass der Farrenstall in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr von Jugendlichen genutzt worden sei und auch kein Interesse bestanden habe. „Es stimmt, dass sich Anfang des Jahres wieder eine Gruppe für den Farrenstall interessiert hat, aber da war die Lösung mit dem Centro Italiano bereits im Werden.“Der Verein würde allerdings Räume in Trossingen bevorzugen, so Kohler. Sicher werde der Farrenstall irgendwann auch wieder für Jugendliche zur Verfügung stehen.