„Welch Triumph der Hölle“
Gedenken zum Ende des Ersten Weltkriegs auf den Friedhöfen von Trossingen und Schura
TROSSINGEN / SCHURA - Eindringliche Worte hat Walter Haas vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Sonntag anlässlich des Volkstrauertags auf dem Trossinger Friedhof gefunden. Angesichts der Gedenktafeln für die Gefallenen des ersten Weltkriegs meinte er: „Wir stehen vor dem sichtbaren Erinnerungsplatz mit den Namen der Toten jenes furchtbaren Krieges, in welchem 17 Millionen Menschen ihr Leben ließen. Hätte diese Gedenkstätte nicht Mahnung genug sein müssen, dass sich ein solches Morden nicht wiederholt?“
Doch schon 20 Jahre später sei der zweite Weltkrieg ausgebrochen. „Fassungslos fragen wir uns heute noch, wie das geschehen konnte“, und zitierte Käthe Kollwitz: „Tod fürs Vaterland, das spricht sich so hin. Welch furchtbare Tragödie, welch Triumph der Hölle verbirgt sich hinter der glatten Maske dieser Worte.“
Der Volksbund setzt sich aus diesem Grund für ein einiges Europa ein, denn „das Gegenteil davon, nämlich Nationalismus, hat uns immer wieder in die Katastrophe geführt.“In Zitaten aus Feldpostbriefen, die von Realschülerinnen vorgelesen wurden, war immer wieder die Rede vom Hungern und Tod; aber es gab auch junge Männer, die auch 1917 immer noch an die Ideologie der Herrschenden glaubten.
Pfarrer Torsten Kramer wandte sich gegen kleingeistigen Nationalismus und Misstrauen, Ausgrenzung und Gewalt gegenüber Menschen, die mit ihrer Familie aus Not in eine ungewisse Zukunft aufgebrochen sind. „Diese Menschen haben Dinge erlebt, die wir uns nicht vorstellen können.“Kramer forderte zum kritischen Denken auf und dazu, mutig zu sein wie die damals 12-jährige Severn Suzuki, die vor der UN-Vollversammlung den Einsatz für eine gerechtere Welt forderte. „Wenn schon eine Zwölfjährige den Mut hat, können wir nicht sagen, wir könnten eh nichts tun.“Und auch Bürgermeister Clemens Maier gedachte der Menschen, die wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer Überzeugung oder einer Behinderung verfolgt werden, und legte zusammen mit Walter Haas und Soldaten der Trossinger Patenkompanie Kränze an den Denkmalen der Opfer beider Weltkriege nieder. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den Trossinger Bläserbuben. Feierstunde in Schura Die Feierstunde in Schura wurde vom Posaunenchor unter der Leitung von Volker Hohner würdig umrahmt. In seiner Ansprache erinnerte Ortsvorsteher Dieter Kohler an die Schlacht von Verdun. Vom völligen Verlust der Menschenwürde sprach Kohler, als er aus einer Lagebeschreibung zitierte. „Dennoch kann der Erste Weltkrieg mit der Überwindung tödlicher Feindschaft in Verbindung gebracht werden“, sagte Kohler: „Gerade Städtepartnerschaften wie die zwischen Trossingen und Cluses zeugen davon.“Er sei dankbar dafür, sein Leben bis heute in Frieden verbracht zu haben. Und so sei es auch nicht verwunderlich, dass kaum jüngere Leute an diesen Feierstunden teilnähmen, so Dieter Kohler. „Dennoch ist es aus meiner heutigen Sicht wichtig, an der Feierstunde zum Volkstrauertag festzuhalten“, ist seine Überzeugung. Gerade die in der Nachkriegszeit aufgewachsene Generation habe die Verpflichtung für den Frieden einzustehen.
Zu den Klängen von „Ich hatte einen Kameraden“, gespielt vom Posaunenchor, legten Dieter Kohler und Wolfgang Schoch am Mahnmal zwei Kränze nieder.