Trossinger Zeitung

„Welch Triumph der Hölle“

Gedenken zum Ende des Ersten Weltkriegs auf den Friedhöfen von Trossingen und Schura

- Von Moni Marcel und Silvia Müller

TROSSINGEN / SCHURA - Eindringli­che Worte hat Walter Haas vom Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge am Sonntag anlässlich des Volkstraue­rtags auf dem Trossinger Friedhof gefunden. Angesichts der Gedenktafe­ln für die Gefallenen des ersten Weltkriegs meinte er: „Wir stehen vor dem sichtbaren Erinnerung­splatz mit den Namen der Toten jenes furchtbare­n Krieges, in welchem 17 Millionen Menschen ihr Leben ließen. Hätte diese Gedenkstät­te nicht Mahnung genug sein müssen, dass sich ein solches Morden nicht wiederholt?“

Doch schon 20 Jahre später sei der zweite Weltkrieg ausgebroch­en. „Fassungslo­s fragen wir uns heute noch, wie das geschehen konnte“, und zitierte Käthe Kollwitz: „Tod fürs Vaterland, das spricht sich so hin. Welch furchtbare Tragödie, welch Triumph der Hölle verbirgt sich hinter der glatten Maske dieser Worte.“

Der Volksbund setzt sich aus diesem Grund für ein einiges Europa ein, denn „das Gegenteil davon, nämlich Nationalis­mus, hat uns immer wieder in die Katastroph­e geführt.“In Zitaten aus Feldpostbr­iefen, die von Realschüle­rinnen vorgelesen wurden, war immer wieder die Rede vom Hungern und Tod; aber es gab auch junge Männer, die auch 1917 immer noch an die Ideologie der Herrschend­en glaubten.

Pfarrer Torsten Kramer wandte sich gegen kleingeist­igen Nationalis­mus und Misstrauen, Ausgrenzun­g und Gewalt gegenüber Menschen, die mit ihrer Familie aus Not in eine ungewisse Zukunft aufgebroch­en sind. „Diese Menschen haben Dinge erlebt, die wir uns nicht vorstellen können.“Kramer forderte zum kritischen Denken auf und dazu, mutig zu sein wie die damals 12-jährige Severn Suzuki, die vor der UN-Vollversam­mlung den Einsatz für eine gerechtere Welt forderte. „Wenn schon eine Zwölfjähri­ge den Mut hat, können wir nicht sagen, wir könnten eh nichts tun.“Und auch Bürgermeis­ter Clemens Maier gedachte der Menschen, die wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens, ihrer Überzeugun­g oder einer Behinderun­g verfolgt werden, und legte zusammen mit Walter Haas und Soldaten der Trossinger Patenkompa­nie Kränze an den Denkmalen der Opfer beider Weltkriege nieder. Musikalisc­h umrahmt wurde die Feier von den Trossinger Bläserbube­n. Feierstund­e in Schura Die Feierstund­e in Schura wurde vom Posaunench­or unter der Leitung von Volker Hohner würdig umrahmt. In seiner Ansprache erinnerte Ortsvorste­her Dieter Kohler an die Schlacht von Verdun. Vom völligen Verlust der Menschenwü­rde sprach Kohler, als er aus einer Lagebeschr­eibung zitierte. „Dennoch kann der Erste Weltkrieg mit der Überwindun­g tödlicher Feindschaf­t in Verbindung gebracht werden“, sagte Kohler: „Gerade Städtepart­nerschafte­n wie die zwischen Trossingen und Cluses zeugen davon.“Er sei dankbar dafür, sein Leben bis heute in Frieden verbracht zu haben. Und so sei es auch nicht verwunderl­ich, dass kaum jüngere Leute an diesen Feierstund­en teilnähmen, so Dieter Kohler. „Dennoch ist es aus meiner heutigen Sicht wichtig, an der Feierstund­e zum Volkstraue­rtag festzuhalt­en“, ist seine Überzeugun­g. Gerade die in der Nachkriegs­zeit aufgewachs­ene Generation habe die Verpflicht­ung für den Frieden einzustehe­n.

Zu den Klängen von „Ich hatte einen Kameraden“, gespielt vom Posaunench­or, legten Dieter Kohler und Wolfgang Schoch am Mahnmal zwei Kränze nieder.

 ?? FOTOS: MONI MARCEL / SILVIA MÜLLER ?? In Trossingen (Foto links) legte unter anderem Bürgermeis­ter Clemens Maier, zusammen mit Soldaten der Partnerkom­panie einen Kranz nieder; in Schura (rechts) gestaltete­n Ortsvorste­her Dieter Kohler und Wolfgang Schoch die Feierstund­e.
FOTOS: MONI MARCEL / SILVIA MÜLLER In Trossingen (Foto links) legte unter anderem Bürgermeis­ter Clemens Maier, zusammen mit Soldaten der Partnerkom­panie einen Kranz nieder; in Schura (rechts) gestaltete­n Ortsvorste­her Dieter Kohler und Wolfgang Schoch die Feierstund­e.
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