Agenturchefin schildert, wie Vermittlungsagenturen arbeiten
Wie kann es sein, dass ein einzelner Mann so kurz hintereinander an so vielen Orten arbeitet? Hätte das nicht bemerkt werden müssen? Das Problem sei wohl, dass er bei mehreren Agenturen gearbeitet hat, nicht nur bei einer, so die Ermittler gegenüber dieser Zeitung. Und es gibt kein Register für solche Hilfspfleger. Diese sind auch meist nicht pflegerisch ausgebildet, oder haben, so wie Grzegorz W., nur einen kurzen Kurs absolviert. Auch irgendwelche weiteren Überprüfungen wie polizeiliche Führungszeugnisse sind nicht gesetzlich vorgeschrieben. Dabei wäre womöglich schnell aufgefallen, dass W. bis 2014 wegen Vermögensdelikten im Gefängnis saß. Aber wie arbeiten Agenturen, die 24-Stunden-Pflege vermitteln? Die Chefin einer großen Agentur im süddeutschen Raum, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, sagt, dass zuallererst klar sein müsse, dass die vermittelten Kräfte keine medizinischen Tätigkeiten vornehmen dürfen. Spritzen geben, Medikamente vorbereiten und verabreichen oder anderes, sei nicht erlaubt. Das stehe so auch in den Verträgen. Ihre Firma arbeite seit vielen Jahren mit Agenturen in Polen zusammen und man vermittle immer wieder die selben Hilfspfleger. Die Partneragenturen stellten sicher, dass die Bewerber durch einen Arzt bescheinigt bekämen, dass sie psychisch und physisch in der Lage sind, Hilfspfleger zu sein. Außerdem stünden die Agenturen mit den Pflegehelfern im Kontakt. Dass Hilfspfleger wegen etwaiger Konventionalstrafen nicht aus einem Arbeitsverhältnis ausstiegen, in dem sie sich nicht wohl fühlten, sei aus ihrer Perspektive nicht glaubhaft, so die Frau: Es komme immer wieder vor, dass zum Beispiel die Chemie zwischen den eingesetzten Kräften und der Einsatzfamilie nicht stimme oder es wegen Lebensgewohnheiten wie dem Rauchen Differenzen gebe. „Da kann man die Leute doch nicht festhalten“, so die Agenturchefin. In solchen Fällen könnten die eingesetzten Kräfte die Familie verlassen und es werde Ersatz geschickt. Es gebe allerdings inzwischen einen großen Markt für schwarz arbeitende 24-Stunden-Helfer. Selbst darauf ließen sich die Familien in steigender Zahl ein, so die Agenturchefin. Der Kontakt komme dann über zum Beispiel Facebook zustande. Irgendwelche Sicherheiten gebe es dann überhaupt nicht mehr. (abra)