Bürgermeister entsetzt über Wortwahl von AfD-MdL Berg
Berg hatte Flüchtlinge als „menschen- und frauenverachtende Messerstecher und Vergewaltiger“bezeichnet
KREIS TUTTLINGEN (pm) - Entsetzen ausgelöst hat bei Bürgermeistern des Landkreises Tuttlingen die Wortwahl des Tuttlinger AfD-Landtagsabgeordneten Lars Patrick Berg bei seiner Bewerbungsrede bei der Nominierung für die EU-Wahl 2019. Dieser hatte, wie am Montag berichtet, unter anderem Flüchtlinge als „menschen- und frauenverachtende Messerstecher und Vergewaltiger“bezeichnet. In einem Schreiben an Berg reagierten die dem Kreisverband des Gemeindetags angeschlossenen Bürgermeister im Landkreis Tuttlingen.
„Wir sind entsetzt und erschüttert über diese Wortwahl und über diese hasserfüllte Pauschalkritik gegenüber Flüchtlingen“, begründet der Denkinger Bürgermeister Rudolf Wuhrer den Brief „nach dem Motto Wehret den Anfängen. Wir sind der Meinung, dass wir hier gemeinsam aufstehen müssen und uns gegen eine solche hasserfüllte Wortwahl, die unsere Gesellschaft spaltet und Mitmenschen diffamiert und verachtet, wehren müssen.“ „Menschenverachtend und hetzerisch“„Mit großem Befremden und Unverständnis haben wir Teile Ihrer Ansprache im Rahmen der Nominierungsversammlung Ihrer Partei am Wochenende in Magdeburg aufgenommen“, heißt es in dem Brief. Geflüchtete Menschen seien in dieser Rede nach übereinstimmenden Presseberichten als „menschen- und frauenverachtende Messerstecher und Vergewaltiger“bezeichnet worden. „Wir empfinden diese Formulierungen als menschenverachtend und hetzerisch.“
„In unserem Land engagieren sich zigtausende Menschen tagtäglich in der konkreten Integrationsarbeit. Diese können Ihnen berichten, welche Erfahrungen Sie in der Begleitung der geflüchteten Menschen gemacht haben. Als Fazit unserer Integrationsarbeit hier vor Ort können wir Ihnen folgendes mitteilen: eine gelingende Integration ist ein mehrjähriger Prozess, der von kleinen und größeren erfolgreichen Schritten, aber auch mit der ein oder anderen Enttäuschung sowie mit Rückschlägen verbunden ist.“Integration könne nur gelingen, wenn beide Seiten sich mit Empathie und Offenheit begegnen.
„Wir halten es für richtig und auch notwendig, Probleme in der Integration offen zu benennen. Es ist auch richtig, Kapitalverbrechen, welche in unserem Land durch geflüchtete Menschen begangen wurden, auf das Schärfste zu verurteilen. Es ist aber unsäglich, alle Flüchtlinge pauschal als „menschen- und frauenverachtende Messerstecher und Vergewaltiger“zu bezeichnen wegen der Taten einiger Weniger.“
„Aussagen wie die von Ihnen säen ein Klima der Angst und der Ablehnung“, schreiben die Bürgermeister. „Wir lehnen eine solche, die Menschenwürde verletzende Wortwahl entschieden ab. Als politisch Verantwortliche haben wir eine besondere Verantwortung für die Art und Weise, wie Debatten in der Öffentlichkeit geführt werden. Wir als Bürgermeister im Landkreis Tuttlingen möchten, dass diese offen, sachlich, faktenorientiert und vorurteilsfrei geführt werden.“