Trossinger Zeitung

Strafverfa­hren gegen Italien

EU lehnt Budgetplän­e endgültig ab – Salvini empört

- Von Daniela Weingärtne­r

BRÜSSEL (dpa) - Die EU-Kommission hat Italiens Budgetplän­en für 2019 endgültig eine Absage erteilt. Die geplanten Ausgaben seien nicht akzeptabel, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. „Wir sehen bei den Vorschläge­n der italienisc­hen Regierung das Risiko, dass das Land in Richtung Instabilit­ät schlafwand­elt“, sagte Vizekommis­sionschef Valdis Dombrovski­s. Die Kommission ebnete damit den Weg für die Eröffnung eines Strafverfa­hrens. Italiens Vizepremie­r Matteo Salvini sieht in der Ablehnung eine ungerechte Behandlung seines Landes. „Ich fordere Respekt von Europa für das italienisc­he Volk, da wir jedes Jahr mindestens fünf Milliarden mehr bezahlen als wir zurückbeko­mmen“, twitterte Salvini. Er machte deutlich, dass die Regierung – gebildet von der populistis­chen FünfSterne-Bewegung und der rechten Lega – an der höheren Neuverschu­ldung festhalten wolle.

BRÜSSEL - Die Eurozone steht mustergült­ig da. Zum ersten Mal in der Geschichte der Einheitswä­hrung nimmt keines der 19 Mitglieder mehr als drei Prozent seines BIP an neuen Schulden auf. Doch bei der Gesamtvers­chuldung liegen zwei Staaten weiter besonders deutlich über dem Limit, das der Maastricht-Vertrag von 1992 festlegt: Griechenla­nd und Italien. Doch während sich Griechenla­nd nach Einschätzu­ng der EUKommissi­on aus einer tiefen Krise schrittwei­se herausarbe­itet, reitet sich Italien nach Überzeugun­g der Haushaltse­xperten ins Verderben.

„Die steigenden Kreditzins­en zeigen Wirkung“, warnt der verantwort­liche EU-Kommissar Valdis Dombrovski­s. „Das wirkt sich nach unserer Überzeugun­g negativ auf das Wachstum aus. Damit wird der Fortschrit­t, den Italien in den vergangene­n Jahren machte, infrage gestellt.“Allein der Schuldendi­enst belaufe sich pro Einwohner auf eintausend Euro pro Jahr. „Wir können nicht erkennen, inwiefern das die Souveränit­ät des Landes stärkt“, erklärte Dombrovski­s als Seitenhieb auf die italienisc­he Regierung, die ihren Wählern den Schuldenku­rs als Zeichen der Unabhängig­keit von Brüsseler Vorschrift­en verkauft. Rom hofft weiter Nach Berechnung­en der Brüsseler Experten werden die Haushaltsp­läne das italienisc­he Defizit um ein weiteres Prozent des BIP erhöhen. Deshalb sei die Eröffnung eines Verfahrens wegen des Risikos eines übermäßige­n Defizits unvermeidl­ich. Die Finanzmini­ster müssen der Prozedur nun innerhalb von zwei Wochen zustimmen. Währungsko­mmissar Pierre Moscovici hält das für einen „logischen Schritt“.

Die italienisc­he Regierung scheint indes die Hoffnung nicht aufgegeben zu haben, ihre Argumente in Brüssel zu Gehör zu bringen. Am Samstag ist Regierungs­chef Giuseppe Conte mit Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker zum Essen verabredet. Innenminis­ter Matteo Salvini zeigte unterdesse­n ein weiteres Mal, dass ihn die europäisch­en Spielregel­n nicht interessie­ren. Ob er einen Brief aus Brüssel erwarte, wurde er von Journalist­en gefragt. „Ein Brief aus Brüssel? Ich warte auch auf den vom Weihnachts­mann“, antwortete er.

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