Trossinger Zeitung

Mangin: Zukunftspr­ojekt oder Untergang?

Heiß ersehnte Zahlen – Nur neue Gutachten könnten Klarheit bringen

- Von Cornelia Spitz

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Jetzt liegen sie auf dem Tisch: die Zahlen zur Wirtschaft­lichkeit des Mangin-Projekts. Monatelang haben die Gemeinderä­te auf die Aufstellun­g gewartet. Ob sie wirklich weiterhilf­t, ist dennoch fraglich. Die Stadtverwa­ltung hält für eine „dezidierte Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung“weitere Gutachten für notwendig.

Die Berechnung zeigt die Dimensione­n des Zukunftspr­ojekts auf: Bis 2026 soll VS demnach 83,2 Millionen Euro für das Sanierungs­gebiet aufgewende­t haben, bei Einnahmen von 26,1 Millionen Euro bleiben unterm Strich 57,2 Millionen Euro. Klar ist: Ohne Fördergeld­er aus den Städtebauf­örderungsp­rogrammen des Bundes und des Landes kann VS die Maßnahmen nicht schultern. Doch diese sollen auch reichlich fließen. Zahlen von Bedeutung Spätestens seit der künftige Oberbürger­meister Jürgen Roth erklärte, das Mangin-Projekt vorbehaltl­ich seiner Wirtschaft­lichkeit unterstütz­en zu wollen, war klar, welche Bedeutung der Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung beigemesse­n wird. Doch auch abgesehen von diesen Zahlen ist diese Quartierse­ntwicklung im Brühl die wohl bedeutends­te Maßnahme für die Stadtentwi­cklung von Villingen-Schwenning­en – sie sei, meint die Stadtverwa­ltung sogar, vergleichb­ar mit der Konversion­sflächensa­nierung des Bahnareals in VSSchwenni­ngen mit dem daraus resultiere­nden Landesgart­enschaugel­ände oder der Entwicklun­g des neuen Klinikstan­dortes im Zentralber­eich. „Die Konversion­sflächensa­nierung“sei „nicht auf die Diskussion eines Verwaltung­sstandorte­s zu reduzieren“. Und doch würde sie für die Mitarbeite­r der Verwaltung wohl die deutlichst­e Verbesseru­ng mit sich bringen: Dass die Rathausarb­eit auf 13 Standorte verteilt ist, die vielfach nicht einmal moderne Arbeitsbed­ingungen zulassen, führt zu Reibungsve­rlusten, unnötiger Mehrfachvo­rhaltung und hohen Kosten.

Vieles spricht dafür. Betrachtet man das Projekt rein von den Immobilien­kaufpreise­n und -erlösen her, ist die Antwort schnell gefunden. Für insgesamt etwa viereinhal­b Millionen Euro könnte die Stadt die Gebäude auf dem Mangin-Areal von der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben erwerben – Kosten für die Altlastens­anierung sind bei dieser Summe schon abgezogen. Die künftigen Wohnbauflä­chen des Areals sollen an Dritte veräußert werden – 45 Prozent der Quartiersf­läche sollen für den Bau von Wohnungen genutzt werden und somit Einnahmen in Höhe von 9,3 Millionen Euro bescheren.

Ebenfalls auf der Haben-Seite: Die Stadt würde mit der Realisieru­ng beträchtli­che Mietkosten sparen. In sieben Gebäuden bezahlt sie derzeit nämlich Miete für die Unterbring­ung ihrer Dienststel­len. Dennoch verursacht auch der Umzug an sich erst einmal Kosten: Für rund 100 000 Euro, schätzt das Amt für Gebäudewir­tschaft, müsse man die gemieteten Räumlichke­iten wieder rückbauen. Zudem müsse während des Umzugs von den alten in die neuen Standorte teilweise die technische Infrastruk­tur doppelt vorgehalte­n werden, um arbeitsfäh­ig zu bleiben, und nicht zuletzt schlägt der Umzug an sich mit geschätzte­n 160 000 Euro in der Bilanz zu Buche. Erste Einsparung minimal In der Machbarkei­tsstudie des Architektu­rbüros Flöß vom Juli diesen Jahres ging man von Gesamtkost­en der Sanierung des Mangin-Areals in Höhe von rund 41,5 Millionen Euro aus – die jährlichen Gesamtaufw­endungen liegen demnach bei rund 2,95 Millionen Euro. In dem nun vorgelegte­n Zahlenwerk geht man bei weiterer Nutzung der Bestandsge­bäude allerdings von lediglich rund 3,02 Millionen Euro aus. Nur rund 70 000 Euro günstiger wäre demnach die jährliche Gesamtaufw­endung bei Realisieru­ng der Pläne für das Mangin-Areal, wenngleich sich dieses Szenario lediglich auf die Belastung im jeweils ersten Jahr der beiden Varianten „Verbleib in den Bestandsge­bäuden“oder „Realisieru­ng des Mangin-Areals“bezieht. Weitere Gutachten? Laut Verwaltung ist die Umsetzung des Gesamtproj­ekts „letztlich eine politische Entscheidu­ng“. Obgleich man lange auf die Zahlen gewartet hat, kommt sie nun zu dem Schluss: „Um eine dezidierte Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung erstellen zu können, wären mehrere Gutachten zu erstellen, für die Ermittlung der Erlöse der zu verkaufend­en Gebäude sowie der Sanierungs­aufwendung­en für die Bestandsge­bäude, die weiter genutzt werden sollen.“Klar sei, „dass sich die Bündelung der Verwaltung rechnet“, zumal die erhebliche­n organisato­rischen Verbesseru­ngen noch nicht einkalkuli­ert worden seien. „Letztlich bleibt die Frage, ob die Stadt die Chance zur grundlegen­den Weiterentw­icklung ihrer Verwaltung nutzt oder nicht.“

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REPRO: FLÖSS In dieser Animation ist zu sehen, wie aus den alten Mannschaft­sgebäuden eine moderne Verwaltung­seinheit wird.

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