Lebensraum für Falter und Unken
Durchhausen plant 20 Hektar Fläche für Artenschutz als Ausgleich für Gewerbegebiet
DURCHHAUSEN - Die weitere Erschließung des Interkommunalen Gewerbegebiets Neuen zwischen Schura und Durchhausen soll 2019 starten. Da für Neuen III eine große Fläche Durchhausener Gemeindewald fallen muss, stehen umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen an.
Die nötigen Flächen für Neuen III hat der Zweckverband Interkommunales Gewerbegebiet von der Gemeinde Durchhausen erworben. Um 23,7 Hektar – inklusive Randgebiete – soll Neuen auf Durchhausener Gemarkung erweitert werden. Etwa zehn Prozent des Gemeindewalds werden dafür in den kommenden Jahren gerodet.
Als Ausgleich für diesen Eingriff in die Natur sind 20 Hektar Artenschutzfläche südlich des Erweiterungsgebietes im Hasenlochgraben vorgesehen. „Das ist fast die gleiche Fläche wie Neuen III“, sagt Bürgermeister Simon Axt. Auch wenn Durchhausen nicht alleine für die Ausgleichsmaßnahmen verantwortlich ist, sei es der Gemeinde wichtig gewesen, „viel auf eigener Fläche zu machen“, so Axt.
Auf dieser Fläche hatte 1999 der Sturm Lothar gewütet, berichtet Axt. Versuche, den Bereich wieder aufzuforsten, scheiterten teils an zu niedrigen Temperaturen, die Setzlinge erfroren. Auf den unbewaldeten Stellen, so der Bürgermeister, haben sich allerdings in der Zwischenzeit Schmetterlinge der Art Rötlichgrauer Bürstenspinner angesiedelt. „Die wesentliche Idee ist es, diese Bereiche künstlich für die Nachtfalter freizuhalten“, fasst Simon Axt zusammen.
Dazu kommen weitere Maßnahmen wie beispielsweise Waldtümpel, an denen sich Amphibien wie die Gelbbauchunke ansiedeln können. Da die Fläche ans Vogelschutzgebiet Baar grenzt, hofft die Gemeinde, dass sich Vögel wie der Neuntöter und das Braunkelchen, die im Randbereich leben, ebenfalls auf der aufgewerteten Ausgleichsfläche ansiedeln. Die geplante Maßnahme südlich des Erweiterungsgebietes hatte der Vorsitzende der Tuttlinger Kreisgruppe des BUND Umweltund Naturschutz Deutschland, Bertold Laufer, bereits im Sommer positiv bewertet. Generell würden die Naturschützer die Aufwertung von Waldstücken gegenüber der Aufforstung befürworten. Waldtümpel entstehen Auch im übrigen Gemeindewald möchte Durchhausen Waldtümpel anlegen. Einige sind bereits im Bereich des Riedwiesensees entstanden und mit dem Gewässer verknüpft worden, um zahlreichen Tierarten die Möglichkeit zu geben, sich dort anzusiedeln. Parallel führt auch die Stadt Trossingen auf ihrer Gemarkung Ausgleichsflächen durch.
Neben den Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz ist der Zweckverband auch verpflichtet, für einen Waldausgleich zu sorgen. „Aufforstungsbereiche kaufen wir zu, weil wir die Fläche nicht haben“, räumt Axt ein. Was den Waldumbau betrifft – also die Pflanzung zusätzlicher Baumarten für einen hochwertigeren Wald – profitiere Durchhausen von einer guten Naturverjüngung: „Unser Gemeindewald entwickelt sich teils von ganz alleine so, wie es gut und sinnvoll ist.“
Axt geht davon aus, dass Durchhausen im kommenden Jahr mit den Ausgleichsmaßnahmen beginnen wird. Eingreifen könne die Gemeinde in die Natur erst, wenn auch die Erschließung von Neuen III begonnen hätte. Die Ausgleichsmaßnahmen sollen parallel zu den Bauabschnitten stattfinden; der Zweckverband wird nicht die 23,7 Hektar auf einmal roden.