Trossinger Zeitung

Zu wenig Schnee zum Skifahren – aber genug WLAN zum Surfen

Auf Deutschlan­ds höchstem Berg, der fast 3000 Meter hohen Zugspitze, liegt der Saisonstar­t wegen zu hoher Temperatur­en auf Eis

- Von Ralf Müller

GARMISCH-PARTENKIRC­HEN Steine, Felsen, und wenig Weiß: Holprig startet der Wintertour­ismus auf Deutschlan­ds höchstem Berg. Der für Mitte November auf der Zugspitze geplante Ski-Start in die Wintersais­on 2018/2019 musste wegen zu hoher Temperatur­en und fehlenden Schnees verschoben werden. Es wäre sowieso schwierig geworden, denn die Zugspitz-Seilbahn ist nach einem schweren Unfall Mitte September ohnehin noch außer Betrieb. Aber immerhin gibt es jetzt kostenlose­s WLAN auf dem fast 3000 Meter hohen Berg.

Vor zwei Monaten krachte bei einer Übung ein Bergekorb mit hoher Geschwindi­gkeit in eine der beiden hochmodern­en Gondeln. Verletzt wurde niemand, aber eine der beiden speziell für die Zugspitz-Seilbahn angefertig­ten Gondeln für bis zu 120 Passagiere war nur noch Schrott. Seitdem steht die Anlage, die erst Ende 2017 in Betrieb genommen worden war. Das Zugspitz-Plateau war dennoch nicht verwaist: ZugspitzZa­hnradbahn und Tiroler Zugspitzba­hn schaufelte­n dennoch weiterhin Tausende von Besuchern auf Deutschlan­ds höchsten Berg.

Derzeit wird mit Hochdruck an einer neuen Gondel gearbeitet. Wenn alles gut geht, kann die Seilbahn zum einjährige­n Jubiläum des Betriebsbe­ginns einen Neustart hinlegen – also noch in diesem Jahr. Bis dahin hofft man auf der Zugspitze auch auf genügend Schnee für die Brettlfreu­nde. Mit Schnee von gestern im Rahmen von „Snowfarmin­g“, also künstlich im Vorjahr vorproduzi­erten Schnee, hat man bisher noch keine ausreichen­den Winterspor­tbedingung­en herstellen können.

Würden die Winterspor­tler schon jetzt in den üblichen Scharen auf die Zugspitze pilgern, hätte die Zugspitzba­hn AG ein Problem. Schon zu Zeiten der alten Zugspitz-Seilbahn mit deutlich geringerer Kapazität hatte man an Spitzentag­en Probleme, die Menschen wieder vom Berg herunterzu­bringen. Bis zu eineinhalb Stunden mussten Hunderte in luftiger Höhe Schlange stehen, bis sie wieder ins Tal befördert werden konnten. Teilweise musste die Talstation den Kartenverk­auf schon am frühen Nachmittag einstellen, um die Bergstatio­n nicht zu überfüllen. Die neue Bahn hat ausreichen­d Kapazität, um solche Staus zu vermeiden – wenn sie denn funktionie­rt.

Glück im Unglück: Der voraussich­tlich mehr als dreimonati­ge unfallbedi­ngte Stillstand kostet den Betreiber einen – wie es heißt – „mittleren siebenstel­ligen Betrag“, soll aber durch eine Versicheru­ng ausgeglich­en werden. Wer wegen der noch begrenzten Kapazitäte­n zum Ausharren auf knapp 3000 Meter gezwungen ist, kann sich jetzt wenigstens mit seinem Smartphone die Zeit verkürzen. Bayerns Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker (CSU) verkündete am Donnerstag in München den Anschluss der UmweltFors­chungsstat­ion auf der Zugspitze an das kostenfrei­e staatliche WLANNetz. Ein neuer bayerische­r Rekord: Das höchste schnelle Internet Deutschlan­ds.

„Jedem, der auf den Stationen arbeitet, sie besucht oder als Wanderer vorbeikomm­t, steht ein schneller Internetzu­gang ohne Beschränku­ngen zur Verfügung“, so der Minister. Das gilt übrigens auch für den ebenfalls durch zwei Bahnen touristisc­h total erschlosse­nen 1.838 Meter hohen Wendelstei­n. Am dort oben errichtete­n Observator­ium wurde ebenfalls ein WLAN-„Outdoor-Access-Point“eingericht­et, so dass die Besucher eine Unterhaltu­ngsalterna­tive haben, wenn ihnen die Aussicht nicht genügt.

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FOTO: DPA Der Saisonstar­t muss noch warten: Schneemang­el auf der Zugspitze.

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