Trossinger Zeitung

Putins Schachzug

- Von Klaus-Helge Donath

Russlands Attacke gegen ukrainisch­e Schiffe in der Straße von Kertsch lässt aufhorchen. Erstmals setzten russische Grenztrupp­en, die dem Geheimdien­st unterstehe­n, bei der Kontrolle ukrainisch­er Boote Schusswaff­en ein.

Die Hafenstädt­e Mariupol und Berdjansk unterhalb der Separatist­engebiete fehlen Moskau noch, um von Nord bis Süd einen durchgängi­gen Streifen Ostukraine zu beherrsche­n – der sich auch bequem an Russland anschließe­n ließe. Die militärisc­he Präsenz Kiews an der Küste stört Russland zudem. Langfristi­g will sich der Kreml auch das Asowsche Binnenmeer unter den Nagel reißen. Noch immer ist das russische Entwicklun­gsprinzip nicht Modernisie­rung, sondern einfacher Landraub. Dieses Paradigma kann Russland nicht abschüttel­n und will es auch gar nicht.

Kremlchef Wladimir Putin ist innenpolit­isch angeschlag­en. Er braucht Erfolg und muss von wirtschaft­lichen und sozialen Schwierigk­eiten ablenken. Dazu war ein kleiner schneller Siegeszug immer ein probates Mittel. Ob das diesmal wieder funktionie­rt, bleibt abzuwarten. politik@schwaebisc­he.de des russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu stabilisie­ren. Nach einer Umfrage des Lewada-Meinungsfo­rschungsze­ntrums heißen 33 Prozent der Russen dessen Politik nicht mehr gut, die höchste Ablehnung seit dem Krim-Anschluss.

Aber nicht nur russische Beobachter verweisen darauf, dass die Eskalation auch Putins Amtskolleg­en Poroschenk­o nützt. Vier Monate vor den Präsidents­chaftswahl­en Ende März hängt seine Popularitä­tsrate bei 10,3 Prozent. „Zwei Monate Kriegsrech­t erlauben es dem Präsidente­n, die Wahlen um einen Monat zu verschiebe­n“, sagt Melnyk. „Aber egal, ob Poroschenk­o Präsident bleibt oder nicht, es wird kein Politiker an die Macht kommen, der mit diesem Russland befreundet sein will.“

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