Kramp-Karrenbauer gibt CDU-Fehler zu
Generalsekretärin: Ängste nicht aufgegriffen – 2000 Parteimitglieder bei Regionalkonferenz
BÖBLINGEN/BERLIN - CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hat bei der Regionalkonferenz vor mehr als 2000 Parteifreunden in der Kongresshalle Böblingen Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) scharf angegriffen. „Ich habe kein Verständnis dafür, dass er von Männerhorden spricht, aber nicht in der Lage ist, seine Partei davon zu überzeugen, dass es mehr sichere Herkunftsländer gibt“, sagte die Politikerin. Neben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und dem früheren Bundestagsfraktionschef Friedrich Merz bewirbt sich Kramp-Karrenbauer um den CDU-Vorsitz und stellte sich am Dienstagabend dem Landesverband im Südwesten vor.
Kramp-Karrenbauer räumte ein, dass sich die Partei in den vergangenen Jahren nicht genügend um Probleme in der Gesellschaft gekümmert habe. Die Menschen hätten das Gefühl gehabt, dass die Partei Sorgen und „berechtigte Ängste“nicht genug aufgegriffen habe. „Dann dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn sich genau diese Menschen Parteien suchen, von denen sie zumindest den Eindruck haben, dass sie sich darum kümmern“, sagte Kramp-Karrenbauer mit Blick auf die AfD.
Auch Merz, der sich in den vergangenen Jahren aus der Parteiarbeit zurückgezogen hatte, bemängelte die Distanz der CDU zu den Menschen. „Wir müssen offen zugeben, dass wir uns den unbequemen Fragen der Gesellschaft zuletzt nicht gestellt haben“, erklärte Merz. Die CDU müsse die Menschen wieder ernst nehmen und die Probleme offen ansprechen. „Zum Beispiel die Frage, warum die CDU für Wähler in den Großstädten nicht mehr attraktiv ist“, sagte Merz im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Wenn wir eine Volkspartei bleiben wollen, tun wir gut daran, über Probleme wieder zu reden.“
Kramp-Karrenbauer kündigte an, als CDU-Chefin die unterschiedlichen Strömungen in der Partei wieder zu stärken. „Die CDU war dann am stärksten“, sagte Kramp-Karrenbauer, „wenn sie die unter Ausprägungen – konservativ, liberal und christlich-sozial – zusammengebunden hat.“