Trossinger Zeitung

Kritiker in der Kritik

Die CDU fordert eine Überprüfun­g der Gemeinnütz­igkeit der Deutschen Umwelthilf­e – Krombacher kündigt Kooperatio­n mit dem Verein

- Von Selina Ehrenfeld

RAVENSBURG - Für die Automobili­ndustrie ist die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) kein angenehmer Zeitgenoss­e. Grund dafür ist ihr „Kampf gegen Luftversch­mutzungen“, wie es die Organisati­on selbst beschreibt. Abmahnunge­n gegen Autohändle­r und Klagen gegen Städte zu erwirken – dieses Verfahren der DUH stößt immer wieder auf Kritik. Die CDU fordert jetzt, zu überprüfen, ob die als Verein organisier­te DUH tatsächlic­h gemeinnütz­ig ist.

„Ein Verein, der mit Geldern ausländisc­her Autokonzer­ne arbeitet, gefährdet mit seinen Klagen die Existenzen von Menschen“, sagt der CDULandesc­hef und Bundesvize Thomas Strobl am Montag bei einer Veranstalt­ung der „Schwäbisch­en Zeitung“in Ehingen. Die CDU will die Bundesregi­erung deshalb auffordern, die Gemeinnütz­igkeit des Vereins zu prüfen. Über einen entspreche­nden Antrag sollen laut Strobl die Mitglieder beim Bundespart­eitag in Hamburg Anfang Dezember entscheide­n. Einen entspreche­nden Vorschlag von Steffen Bilger, Staatssekr­etär und CDU-Chef von Nordwürtte­mberg, hat die Antragskom­mission für den CDU-Parteitag ihren Delegierte­n nun mit leichten Änderungen zur Annahme empfohlen.

„Ich finde das Vorgehen der DUH völlig daneben. Wir sehen, welchen Schaden sie mit ihrem Vorgehen anrichtet – ganz konkret in unseren Städten“, sagt Bilger gegenüber dem „Handelsbla­tt“. Die Umwelthilf­e habe die Absicht, mit den Klagen die deutsche Autoindust­rie zu schwächen. Die Organisati­on weist diese Kritik von sich. „Was wir hier erleben ist die Reaktion einer von Panik getriebene­r CDU, die von ihren eigenem Versagen in der Luftreinha­ltepolitik ablenken will“, sagt Sascha Müller-Kraenner, Geschäftsf­ührer der DUH, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die DUH sehe dem Antrag gelassen entgegen. „Die CDU sollte es eigentlich besser wissen – über die Gemeinnütz­igkeit entscheide­t das Finanzamt und nicht die CDU. Das Finanzamt prüft uns regelmäßig und bescheinig­t und auch immer wieder unsere Gemeinnütz­igkeit“, erklärt Müller-Kraenner.

Die DUH setzt sich seit ihrer Gründung im Jahr 1975 für Umweltschu­tz ein. Ursprüngli­ch hatte die gemeinnütz­ige Organisati­on mit Sitz in Hannover den Zweck, Spenden für die Naturschut­zorganisat­ion BUND zu sammeln. Mittlerwei­le steht der Kampf um die Luftreinha­ltung von Städten im Mittelpunk­t. Vor Gericht hat die Organisati­on noch keine einzige Klage auf Fahrverbot­e verloren. Abmahnverf­ahren beantragt die DUH zu jeder möglichen Verfehlung von Autohändle­rn gegen Kennzeichn­ungsvorsch­riften bei den Abgasen. Das Strafzahlu­ngen werden dann für Klagen gegen die Städte genutzt, die bestimmte Grenzwerte für Schadstoff­e in der Luft nicht einhalten. Momentan laufen Klagen in 29 Städten.

Dieses Vorgehen hat schon früh Kritiker gegen die DUH aufgebrach­t. Das geht auch an den großen Unterstütz­ern der Organisati­on nicht spurlos vorbei: Über ein Ende der Kooperatio­n mit der Umwelthilf­e denkt beispielsw­eise die Gelsenwass­er AG, ein Trinkwasse­runternehm­en in Gelsenkirc­hen, nach. Grund sei das Vorgehen der DUH beim Thema der Luftreinha­ltung. Für eine gemeinsam gestaltete Veranstalt­ungsreihe in Berlin erhält die DUH einer Sprecherin zufolge jährlich um die 5000 Euro an Aufwandsen­tschädigun­g von dem Unternehme­n. „Wir wollen jetzt im Januar mit der Organisati­on sprechen. Danach entscheide­n wir, ob wir die Kooperatio­n fortsetzen“, sagt die Sprecherin. 2,1 Millionen Euro Spenden Bei der Brauerei Krombacher ist die Entscheidu­ng bereits gefallen: Gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt ein Unternehme­nssprecher, dass ab sofort keine weitere Zusammenar­beit mit der Deutschen Umwelthilf­e geplant ist. Gründe dafür will das Unternehme­n selbst nicht nennen. Ein Sprecher von Krombacher gibt lediglich Auskunft darüber, dass in diesem Jahr kein Geld an die DUH fließen wird. Von einem Ende der Zusammenar­beit könne laut DUH zumindest nicht die Rede sein. „Die Kooperatio­n mit Krombacher fand im Rahmen der Ende 2017 ausgelaufe­nen Krombacher Artenschut­zkampagne statt. Seitdem haben wir keine neuen Projektant­räge gestellt“, äußert sich Geschäftsf­ührer Müller-Kraenner dazu.

Im Jahresabsc­hluss 2016 kommt die Umwelthilf­e auf ein Jahresbudg­et von 8,1 Millionen Euro. Rund ein Drittel davon nahm die DUH mit Spenden ein. Jedoch gab es laut DUH lediglich drei Unternehme­n, bei denen die Grenze von einem Prozent des Gesamtbudg­ets überschrit­ten wurde: Krombacher, die Deutsche Telekom und der Naturkosth­ersteller Rapunzel – Toyota ist im Gegensatz zu aktuellen Vorwürfen nicht dabei. Von dem japanische­n Autoherste­ller bekam der Verein im vergangene­n Jahr 80 000 Euro an Spenden. „Das hat die DUH nicht davon abgehalten, bereits in 47 Fällen gegen Toyota wegen Verstoßes gegen Verbrauche­rschutzreg­eln vor Gericht zu ziehen“, verteidigt Geschäftsf­ührer Müller-Kraenner die Unabhängig­keit der DUH.

„Wir engagieren uns seit über 40 Jahren für den Umwelt- und Verbrauche­rschutz. Kritik gehört dazu, ebenso wie Lob, und aktuell erhalten wir sehr viel positive Rückmeldun­g für unsere Arbeit und Einsatz“, sagt DUH-Geschäftsf­ührer Sascha Müller-Kraenner. Sollte der Umwelthilf­e am Ende der Status der Gemeinnütz­igkeit aberkannt werden, gäbe es unter anderem keine steuerlich­en Vergünstig­ungen mehr. Ein solches Ergebnis wäre also ein schwerer Schlag für die Organisati­on – und ein Erfolg für ihre Kritiker.

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FOTO: DPA Prozessakt­en im Gerichtssa­al: Die Deutsche Umwelthilf­e klagt gegen deutsche Städte und fordert Dieselfahr­verbote. Dieses Vorgehen stößt jedoch regelmäßig auf Kritik – auch in der Politik.

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