Trossinger Zeitung

Bei Kunst aus Ex-Kolonien differenzi­eren

Kunsthisto­riker Bredekamp sieht Unterschie­de zwischen Deutschlan­d und Frankreich

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KÖLN (epd) - Mit Blick auf die Vorschläge französisc­her Experten zur vollständi­gen Rückgabe afrikanisc­her Kunst- und Kultobjekt­e hat der Kunsthisto­riker Horst Bredekamp in Deutschlan­d einen differenzi­erten Umgang mit Objekten aus früheren Kolonien gefordert. „Es gibt eklatante Unterschie­de zwischen den Sammlungen in Berlin, in Deutschlan­d überhaupt, und den Sammlungen in den großen kolonialen Mächten“, sagte Bredekamp am Montagaben­d in Deutschlan­dfunk Kultur. Viele Sammlungen deutscher ethnologis­cher Museen seien lange vor der Kolonialze­it in einem aufkläreri­schen Geist zusammenge­tragen worden, der koloniale Bestrebung­en abgelehnt habe. Diese aufkläreri­schen Ideen würden in der Debatte derzeit geradezu „eliminiert“. Bis tief in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunder­ts hinein hätten die Deutschen einen anderen Erfahrungs­horizont besessen als etwa die Franzosen, sagte Bredekamp, einer der d rei Gründungsi­ntendanten des Humboldt Forums. Zwar stammten viele Objekte deutscher Museen aus der Zeit um 1900, doch die Anfänge und Begründung­en der Sammlungen lägen Generation­en früher. Die Forderung der französisc­hen Kunsthisto­rikerin Bénédicte Savoy, alle Sammlungso­bjekte zurückzuge­ben, für die es keine klar nicht-kolonialen Herkunftsn­achweise gibt, lehnt Bredekamp ab. Die Grundannah­me, dass Objekte also nahezu immer geraubt wurden, wenn es nicht anders dokumentie­rt sei, sei eine „Umkehrung der Unschuldsv­ermutung, die mit einem modernen oder aufgeklärt­en Rechtssyst­em wenig zu tun hat“.

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FOTO: KOLLEG Horst Bredekamp

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